Gebieter der Träume
dahintersteckte und es nicht verraten wollte.
Arik hätte die Dolophoni in Betracht gezogen, aber auch deren Stil war das nicht. Arik allein war ihr Feind, und sie hätten ihn vielleicht im Wasser angegriffen, aber sie hätten sich nicht damit abgegeben, die Menschen auf dem Boot zu bedrohen. Nein, wenn sie es gewesen wären, dann hätte er es gewusst, denn dann würde er jetzt als Folge ihres Angriffs bluten.
Aber wer konnte es sonst gewesen sein?
Verdammt, es wimmelte hier nur so von Feinden.
Geary lachte hysterisch, zog sich auf das Rettungsboot hinauf und umarmte Tory und Thia gleichzeitig.
»Hey, du machst mich ja ganz nass«, schimpfte Thia und schob sie weg.
Geary kümmerte sich nicht darum und hielt die beiden fest umklammert. »Gott sei Dank geht es euch allen gut.«
Tory küsste sie auf die Wange. »Und Kichka auch«. Sie hob das Bündel hoch, das sie auf dem Schoß hatte, und zum Vorschein kam die aufgebrachte Katze, die sie anfauchte. »Ich hab sie mir auf dem Weg geschnappt.«
Geary küsste ihre Katze auf den Kopf, nahm Tory Kichka ab und sah die anderen an. Alle waren da. »Was ist denn bloß passiert?«
Tory deutete mit dem Daumen über ihre Schulter auf Solin. »Solin hat gesagt, dass er Gas riecht. Wenn er nicht gewesen wäre, wären wir jetzt alle tot.«
Bei dieser Erklärung schaute Geary finster. »Ein Gasleck? Wie kann denn das sein? Christof und ich haben alles immer ganz genau kontrolliert.«
Tory zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht.«
Beide schauten Solin an, der wie immer arrogant wirkte, obwohl sein Haar zerzaust war und schwarze Flecken seinen makellosen Anzug zierten. »Man konnte das Gas kaum riechen, aber ich hatte ein schlechtes Gefühl, als ob gleich etwas in die Luft gehen würde.«
»Aha«, sagte Geary und streichelte ihre Katze. »Haben Sie diese übernatürlichen Kräfte öfter mal?«
Sein Mundwinkel hob sich zu einem belustigten Grinsen. »Sie haben ja keine Ahnung, wie oft.«
Seine Stimme klang so merkwürdig, dass Geary ein Schauer über den Rücken lief.
Teddy reichte ihr eine kleine Flasche. »Für dich, Skipper. Wir sind froh, dass ihr heil zurückgekommen seid.«
Geary dankte ihm, als Arik, Kat und Scott sich auch auf das Boot hinaufzogen. Der feindselige Blick, den Arik Solin zuwarf, entging ihr nicht. Dann setzte er sich neben sie.
»Geht es Ihnen besser?«, fragte er.
Sie nickte.
»Gut.« Arik streckte die Hand aus und streichelte Kichka über den Kopf. Sie fauchte ihn an und schlug ihm die Krallen in die Hand.
Arik riss seine Hand zurück.
Geary war verblüfft. Seit sie diese Katze besaß, hatte sich Kichka noch nie so verhalten.
Arik schaute düster drein und rückte außer Reichweite.
»Kichka«, mahnte Tory, »was ist denn in dich gefahren, Mädchen?«
Solin antwortete: »Wahrscheinlich ist sie nur aufgeregt. Kein Wunder bei allem, was passiert ist. Es war ein völlig verrückter Tag.«
Vielleicht. Aber hier geschah etwas sehr Seltsames, und Geary wollte wissen, was es war.
Sie wandte den Kopf und schaute zu den Resten ihres Schiffes hinüber. Es kam bereits ein anderes Schiff zu ihrer Rettung auf sie zu. Das war wirklich knapp gewesen – viel zu knapp. Sie hatten heute alle riesiges Glück gehabt.
Aber morgen …
Daran wollte sie nicht denken. Was, wenn Solin das ausströmende Gas nicht gerochen hätte? Was, wenn die anderen nicht auf ihn gehört hätten? Statt Bootsteilen wären dann die Leichen ihrer Freunde und ihrer Familie an ihr vorbei auf den Grund des Meeres gesunken.
Dieser Gedanke brachte sie zur Vernunft.
»Wir haben vom gesamten Datenmaterial Sicherheitskopien«, sagte Tory und nahm Geary die Katze wieder ab. »Wir können alles auf neue Computer überspielen.«
»Nein«, sagte Geary mit festem Ton, »wir machen Schluss.«
Alle auf dem Boot starrten sie fassungslos an – mit Ausnahme von Solin und Kat.
»Wovon redest du da eigentlich?«
»Wie können wir denn jetzt aufhören?«
»Bist du verrückt geworden?«
»Wir haben gerade die Grabungsgenehmigungen bekommen! Wie kannst du da so was sagen?«
Die Fragen wurden auf Geary abgefeuert. Sie hob die Hände, um die Aufregung einzudämmen. »Seht mal, Leute, ich bin schließlich nicht mein Vater. Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, dass ich den Tod von jemand anderem verursacht habe. Schon gar nicht den von euch allen, die ihr hier in diesem Rettungsboot sitzt. Wir brauchen das nicht. Ich bin in meinem Leben auf zu vielen Beerdigungen gewesen, ich will
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