Gebieter der Träume
keine großen Atemluftreserven, und weil er ein Mensch war, konnte er auch bei dieser Sache sterben. Und das war das Letzte, was er wollte. Kat war die Einzige von ihnen, die davor keine Angst haben musste – das Biest hatte vielleicht ein Glück!
Während sie zum ersten Dekompressionshalt unterwegs waren, versuchte Arik immer wieder, Solin zu erreichen, während Megeara weiterhin die anderen rief.
Und noch immer kam von oben nichts außer einigen Stücken Metall, die an ihnen vorbei auf den Meeresgrund sanken. So sahen sie das Leben an sich vorbeiziehen und wussten, dass sie selbst dort hinuntersinken würden, wenn sie nicht bald Luft bekamen.
Sie erreichten den ersten Behälter, der die Atemluftreserve und zwei Atemregler enthielt. Die Frauen waren zuerst dran, dann er und Scott. Sie reichten die Schläuche zum Atmen herum und warteten darauf, dass ihre Körper sich an die neue Tiefe anpassten, ehe sie weiter aufstiegen.
Alle waren verstört und überlegten fieberhaft, was an Bord passiert sein könnte und wie es den anderen ging.
Arikos …
Endlich hörte er Solins Stimme in seinem Kopf. Was ist passiert?
Das Boot ist in die Luft geflogen.
Ach was – das haben wir auch schon mitgekriegt, denn Teile davon hätten uns fast erwischt. Was ist passiert, und warum hast du nichts dagegen unternommen?
Etwas dagegen unternommen, du machst mir Spaß. Mit so was lege ich mich nicht an.
Arik verfluchte Solins Selbstsucht. Verdammt, Solin, wir haben nicht genug Luft. Wir schaffen es vielleicht nicht zurück nach oben.
Was geht mich das an? Ihr Menschen werdet doch sowieso alle sterben, oder? Was macht das also schon aus? Ich muss noch immer hier leben, wenn ihr alle schon tot seid.
Wenn Arik Solin in die Finger bekam, würde er ihn umbringen.
Das ist kein Spiel, Solin.
Nein, das ist es nicht. Und du bist auf dich allein gestellt. Viel Glück!
Arik biss die Zähne zusammen, nahm den Schlauch von Megeara entgegen und inhalierte Sauerstoff. Du solltest beten, dass ich es nicht bis zu dir nach oben schaffe.
Beten ist was für Anfänger, und du hast wesentlich größere Probleme als mich.
Arik spürte, wie Solin sich aus seinen Gedanken entfernte. Megeara nahm den Schlauch und atmete tief ein, dann schwamm sie weiter, und Arik und die anderen folgten ihr.
Sie waren auf dem halben Weg zum zweiten Halt, als noch mehr Wrackteile von oben kamen. Was, zum Teufel, hatte das zu bedeuten? War ein weiteres Boot in die Luft geflogen?
Arik schwamm zu Megeara, die sich schon wieder schneller bewegte.
»Megeara. Stop! Wir müssen langsam atmen, das wissen Sie doch. Bleiben Sie ruhig und konzentriert.«
Geary wollte ihn wegstoßen, aber sie wusste, dass er recht hatte. Sie konnte es sich nicht leisten, mit ihm zu kämpfen. Sie hatten an den Dekompressionsstellen gerade noch genügend Reserveluft und blieben jeweils so lange dort, bis sich ihre Körper angepasst hatten. Dann konnten sie wieder den Atem anhalten und zum nächsten Halt schwimmen. Aber für ihren Geschmack dauerte das alles viel zu lang.
Sie musste wissen, was oben vorging. Was den anderen zugestoßen war.
Schweren Herzens sah sie Scott an, der Tränen in den Augen hatte. »Wir schaffen das, Scott.«
Sein zweifelnder Blick traf sie mitten ins Herz. »Na klar.«
»Hört auf zu reden«, fuhr Kat sie an. »Wir müssen Luft sparen.«
Arik nahm Gearys Hand und drückte sie, dann drängte er sie weiter hinauf. Geary gehorchte. Während sie schwamm, gingen ihr tausend Dinge durch den Kopf. Ihr Bruder war wegen eines Tauchseils, in das er sich verheddert hatte, umgekommen. Sie hatte sich immer gefragt, was Jason in seinen letzten Minuten durch den Kopf gegangen war, als er begriffen hatte, dass er sterben musste. Es war beschissen. Erinnerungen und unerfüllte Träume durchströmten Geary mit brennender Intensität.
Sie wollte nicht sterben. Sie war jung, und obwohl sie noch nicht besonders viel mit Männern zu tun gehabt hatte, hegte sie doch den Traum, dass sie eines Tages einen großartigen Mann kennenlernen und mit ihm eine Familie gründen würde. Dass sie mit jemandem alt werden würde, der sie ebenso sehr schätzte wie sie ihn. War das denn zu viel verlangt?
Es gab noch so vieles, was sie tun wollte. Und jetzt würde sie vielleicht nicht einmal mehr das Tageslicht wieder erblicken. Es war nicht fair – so kurz vor dem Ziel zu sterben, ehe sie ihre Suche vollendet hatte.
Aber der schlimmste Gedanke war, dass Tory und Thia tot sein könnten. Und Justina,
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