Gebieter des Sturms (German Edition)
Passagiere vor dem rauen Wetter geschützt, wenn sie ausstiegen und das Gebäude betraten.
Die hohen Fensterreihen strahlten in kräftig poliertem Glanz unter der Nachmittagssonne. Zwischen diesen Mauern mochte es Gift, Unterstellungen, Betrug und Mord geben, aber mit Sicherheit kein einziges verirrtes Staubkorn.
Ihr Herz hämmerte. Sie flüsterte: »Urien ist tot.«
Jeder ihrer drei Wyr-Begleiter reagierte darauf. Tiago fasste ihre Hände fester. Aryal drehte sich um und sah sie an. Rune holte tief Luft.
Tiago sagte: »Urien mag zwar tot sein, aber es bleibt sein Haus, und man hat uns nicht gestattet, es zu überprüfen. Vergiss nicht, dass du vorsichtig sein musst! Wenn möglich, lass immer erst einen von uns vorgehen, bevor du ein Zimmer betrittst.«
Aryal fragte: »Trägst du deine Stiletts?«
Sie nickte. Die Harpyie meinte Ninianes kleine Dolche mit den dünnen, fünf Zentimeter langen Klingen. Sie hatte sie in ihren Futteralen unter dem Kleid um die Schenkel geschnallt.
Als der SUV vorfuhr, öffneten sich die Eingangstüren der Villa. Rune brachte das Fahrzeug sanft zum Stehen. Eine Gruppe Personen strömte aus dem Haus. Die Delegation der Dunklen Fae war schon früh an diesem Morgen vollständig zur Villa zurückgekehrt, ebenso Carling und ihr Gefolge von Vampyren, die vor Tagesanbruch an einem geschützten Ort untergekommen sein mussten. Nun reihten sich Aubrey, Kellen und Arethusa nebst ausgewählten Wachen und dem Hauspersonal an den Stufen auf, um sie zu empfangen.
Es spiegelte eine ähnliche Szene, die sich bei ihrer Abreise vor dem Hotel abgespielt hatte. Sie hatte sich beim Hotelpersonal und den diversen Polizisten vom Chicago Police Department für ihre harte Arbeit zu ihrem Schutz bedankt. Überall, wo sie von jetzt an hinging, würden sie solche Grüppchen erwarten. Besser, sie gewöhnte sich schnell daran.
Die Gruppe vor dem Hotel allerdings war etwas Besonderes gewesen. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, mit Scott Hughes, Dr. Weylan und Cameron zu sprechen. Als Ausdruck ihrer Dankbarkeit für alles, was sie für sie getan hatten, lud sie alle drei zu ihrer Krönung ein. Scott und Dr. Weylan bedankten sich vielmals, sagten jedoch, sie hätten familiäre und sonstige Verpflichtungen und könnten sich so kurzfristig keine Zeit nehmen. Bei Cameron jedoch sah es anders aus. Nach kurzer Überraschung grinste die Frau und fragte: »Ernsthaft?«
Niniane beugte sich dicht zu der Polizistin vor und flüsterte: »Wir wissen beide, dass Mister Unglaublich mir nicht das Joy-Parfum ausgesucht hat, ebenso wenig das farblich abgestimmte Make-up oder die Ohrringe zu diesen neuen Outfits. Und wer hat diesen absolut tollen Trip ins Big Red’s organisiert?«
Tiago beugte sich von hinten zu ihr herunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Mister Unglaublich hört jedes Wort, das du sagst.«
Sie blinzelte ihm von der Seite zu, und er reagierte mit einem kleinen Lächeln. Cameron lachte, ihr Gesicht hellte sich vor Freude auf. »Ich würde sehr gern kommen. Ich muss mich nur darum kümmern, bei der Arbeit freizubekommen.«
Niniane klatschte in die Hände. »Oh prima! Aber es könnte schwierig werden, sich dafür freizunehmen. Vergessen Sie nicht, dass die Zeit in einem Anderland anders verläuft und Sie daher nicht genau wissen können, wie lange Sie fort sein werden.«
»Ich werde mir das um nichts in der Welt entgehen lassen«, sagte Cameron. »Ich gehe auf die Pensionierung zu. Wenn es nicht anders geht, kündige ich.«
Niniane lachte. »In zwei Tagen werden wir die Grenze nach Adriyel überschreiten. Also sollten Sie dann unbedingt da sein, wenn Sie es einrichten können. Ich werde dafür sorgen, dass Sie am Tor eingelassen werden.«
Die Erinnerung an Camerons ungekünstelten Überschwang brachte sie zum Lächeln. Die lässige, selbstverständliche Leichtigkeit, die sie im Umgang mit der Menschenfrau empfunden hatte, stand in scharfem Kontrast zu ihren Gefühlen für die Gruppe, die sie jetzt an den Stufen der Villa erwartete. Viele hatten ein freundliches Lächeln aufgesetzt, während andere ihr mit neutraler Miene entgegenblickten. Ihr fiel eine hochgewachsene, elegante Dunkle Fae auf, die neben Aubrey stand. Die Frau war fast so groß wie Aubrey und trug eine dezente dunkle Tunika über einer Hose, die schwarzen Haare hatte sie zu einem einfachen Knoten zurückgebunden. Ihre Hand lag in Aubreys Armbeuge. Das musste seine Frau Naida sein, die in der Villa geblieben war, um die Einzelheiten für ihre
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