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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Dearborn nach New York zu gelangen, muss schwierig genug gewesen sein.« Guter Gott, je mehr er über diese Reise nachdachte, die sie durchgestanden haben musste, desto heftiger erschütterte es ihn. »Wie bist du von Adriyel nach Fort Dearborn gekommen?«
    »Ich bin in die Ställe gegangen und habe einen Graeflügler gestohlen«, sagte sie. »Ich war das Reiten auf ihnen nicht gewohnt, und so wurde es ein ziemlich wackeliger Flug. Ich schaffte es fast bis zur Übergangspassage, ehe wir abstürzten. Das Tier war verletzt, deshalb konnte ich entkommen.«
    Er fluchte leise. Graeflügler waren eine flugfähige Spezies, die in Anderländern lebte. Sie sahen aus wie riesige Libellen. Wie ihre Miniatur-Vettern, die von Moskitos lebten, waren sie gefährliche Raubtiere, nur dass sie sich von wesentlich größeren Lebewesen als Moskitos ernährten. Sie waren schwierige Reittiere, da sie kaum zu zügeln waren und ihre Flugeigenschaften denen eines Hubschraubers ähnelten. Sie konnten vorwärts und rückwärts davonschießen, senkrecht in die Luft steigen und wieder hinabstürzen. Reitunfälle mit Graeflüglern endeten in der Regel tödlich. Wenn nicht der Sturz den Reiter umbrachte, tat es höchstwahrscheinlich der Graeflügler. Zu den Streitkräften der Dunklen Fae gehörte eine fünfzig Mann starke Elitetruppe von Graeflüglerreitern, die traditionell von ihrem Monarchen angeführt wurde. Urien selbst war für seine Reitkünste berühmt gewesen.
    Ein Körper sollte nicht so viel auf einmal empfinden, dachte Tiago. Er fragte sich, ob man vielleicht einfach explodierte, wenn zu viele zu starke Gefühle in einem tobten, aber im Augenblick kam es ihm vor, als wäre das durchaus möglich. Er lockerte sein verspanntes Kinn, um sprechen zu können. »Okay«, sagte er. »Es ist vor langer Zeit geschehen. Du hast überlebt. Das ist alles, was zählt.«
    Sie küsste seine warme, nackte Schulter. »Mir ist gerade etwas klar geworden.« Sie klang schläfrig. »Ich träume immer von meinen Brüdern. Von meiner Mutter oder meinem Vater träume ich nie. Ich meine, im Traum weiß ich einfach nur, dass sie tot sind. Ich frage mich, warum das so ist.«
    »Deine Brüder zu finden, war nicht nur ein schwerer emotionaler Schlag, es war auch der Punkt, an dem dir klar wurde, wie sehr sich dein Leben verändert hatte«, sagte Tiago. »Du musst unter Schock gestanden haben, als du gesehen hast, was mit deiner Mutter geschehen ist.«
    »Vielleicht ist es das. Außerdem träume ich immer davon, Uriens Schritte zu hören, als er mich verfolgte. Dabei habe ich in Wirklichkeit nur die Schritte der Soldaten gehört, die durch den Palast rannten. Nach meiner Flucht ließ Urien die Villa bauen und das Land um die Passage einmauern, und natürlich errichtete er auch Außenposten an den anderen Übergängen, um den Verkehr von und nach Adriyel kontrollieren zu können. Ich weiß, ich bin ihm gegenüber voreingenommen, aber mich hat das immer an einen Eisernen Vorhang erinnert.« Sie gähnte. Sie war die ganze Nacht wach gewesen und ohnehin schon erschöpft; über ihren Albtraum und die Erinnerungen zu sprechen, hatte sie völlig ausgelaugt.
    Tiago sagte ruhig: »Es wird schwierig für dich sein, an diesen Ort zurückzukehren.«
    Was sollte sie darauf anderes sagen als die Wahrheit? »Ja.«
    »Du musst mir Bescheid sagen, sobald dich die Erinnerungen belasten. Und du musst mir schwören, dass du nie wieder auf einem Graeflügler reiten wirst. Ich will nicht einmal, dass du dich einem auf weniger als fünfzehn Meter näherst. Verstanden?«
    »Das erscheint mir ein bisschen extrem«, murmelte sie. »So schlimm war es nicht. Sie sind nur so schnell, und obwohl ich sie vorher schon oft hatte fliegen sehen, wusste ich nicht, was ich tat. Trotzdem. Ich werde es tun müssen. Tradition. Natürlich muss ich vorher Flugunterricht nehmen.« Ihre Augenlider fielen zu.
    »Die Tradition ist mir egal. Wenn du jemals wieder ein fliegendes Reittier brauchst, wirst du auf mir reiten«, sagte er. Auf diese Weise konnte er sie beschützen, und sollte sie einmal den Halt verlieren, würde er sie auffangen, bevor sie fiel. Er runzelte die Stirn. Vielleicht sollte er ein Geschirr für sich anfertigen, das sie als Sattel benutzen konnte. Mit Sicherheitsgurt. Und sie müsste einen Helm tragen. Und eine Schwimmweste, falls sie über Wasser flogen. Wäre ein Fallschirm übertrieben, nur für alle Fälle?
    »Gut, wie auch immer.« Sie tastete in seinem Gesicht herum, bis sie seinen

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