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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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ja wunderschön«, hauchte Cameron, die sich neben sie gesetzt hatte. »Sind das 1866er Derringer?«
    »Jupp«, sagte Niniane. Sie nahm eine in die Hand, überprüfte sicherheitshalber, dass sie nicht geladen war, und reichte sie Cameron. »Ich habe sie gekauft, sobald sie auf dem Markt waren. Derringer waren für mich so viel leichter zu handhaben als die früheren, größeren Pistolen, und außerdem kann man sie unter einem Kleid oder in einer Manteltasche verbergen oder in den Stiefel stecken.«
    Ehrfürchtig untersuchte Cameron die kleine Pistole. »Sie haben sie gekauft, als sie neu war. Meine Güte!« Die Frau blickte an dem kurzen Lauf entlang. »Wo werden Sie die lassen, wenn wir die Grenze überqueren?«
    »Ich werde sie nirgends lassen«, sagte Niniane. »Wir werden sie reinigen und laden, und ich werde sie mitnehmen.«
    Cameron hob ihre gepflegten, rotblonden Brauen. »Das verstehe ich nicht. Technik funktioniert in Anderländern nicht.«
    »Das stimmt nicht ganz«, sagte Niniane. Sie streckte die Hand nach der Pistole aus, und Cameron reichte sie ihr. Niniane zeigte der anderen Frau, wie sie die Waffe reinigen und laden musste. »Dragos hat eine Menge Experimente durchgeführt. Passive Technologien wie Komposttoiletten oder Konstruktionen, die Solarwärme nutzen, funktionieren gut. Wir nehmen sogar eine Filterkaffeemaschine mit. Auch moderne Armbrüste und Compoundbögen funktionieren«
    »Interessant.« Cameron war mit der Reinigung der Pistole beschäftigt. Ihre starken, langgliedrigen Hände bewegten sich sicher und geschickt.
    »Die Magie in Anderländern ist so stark. Dragos hält sie für eine Art natürlichen Verteidigungsmechanismus. Er meint, es funktioniere wie das menschliche Immunsystem«, sagte Niniane. »Sobald etwas erkannt wird, das auf einem Verbrennungsprinzip beruht, tritt die Magie in Aktion, um es zu blockieren. Deshalb versagen Schusswaffen.« Niniane lud ihre Pistole und gab Cameron eine Handvoll Patronen, die sie mit immer noch erhobenen Brauen entgegennahm.
    »Sie stimmen mich mit dieser kleinen Unterhaltung nicht gerade zuversichtlich«, sagte Cameron.
    »Die Sache ist die«, sagte Niniane. »Automatische Waffen fressen sich immer fest oder versagen, sobald sie auf der anderen Seite verwendet werden, aber um primitivere Schusswaffen zu erkennen, braucht die Magie manchmal etwas länger. Man weiß nie, wann sie explodieren oder versagen werden, deshalb sind sie gefährlich und niemand benutzt sie, aber man kann sie immer mindestens einmal abfeuern.«
    Camerons Miene wirkte hart, ihre nussbraunen Augen klar und direkt. »Die Pistole lässt sich abfeuern, aber sie kann einen dabei töten.«
    »Letzte Nacht haben Tiago und ich über Risiko-Nutzen-Analysen gesprochen.« Die geladene Derringer lag in ihrem Schoß. Niniane fing den besorgten Blick der anderen Frau auf. »Der mögliche Nutzen könnte das Risiko überwiegen.«
    »Es müsste eine Extremsituation sein«, sagte Cameron. »Jemand müsste diese Waffe als letzten Ausweg ansehen.«
    Sie nickte und dachte daran, wie sie im Blut ihrer Brüder ausgerutscht war. Dann stellte sie sich vor, in Tiagos Blut auszurutschen.
    Sie sagte: »Und niemand würde damit rechnen.«
    Cameron ließ sich nur schwer davon überzeugen, niemandem etwas vom Inhalt der Schachtel zu erzählen. Niniane erklärte ihr, dass Tiago auf die Barrikaden gehen und sie ihr wegnehmen würde, wenn er es herausfände. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden die Pistolen nie abgefeuert werden, aber es würde ihr ein Gefühl der Sicherheit geben, sie bei sich zu haben. Als die andere Frau noch immer Ablehnung signalisierte, fuhr Niniane sie an: »Es geht ihn nichts an, Cameron! Wenn ich je in die Situation komme, eine von ihnen abfeuern zu müssen, wird Tiago nicht da sein, um mir zu helfen.«
    Camerons Blick war immer noch düster, doch schließlich schwieg sie.
    Niniane hatte sich Satteltaschen und Koffer nach oben bringen lassen. Sie und Cameron packten die Schachtel mit den Intarsien zu ihren übrigen Sachen.
    Am nächsten Morgen versammelte sich die Reisegesellschaft, die die Grenze nach Adriyel überqueren wollte, vor den Ställen. Noch benetzte Tau den Rasen, doch die Luft des frühen Morgens verlor schon bald ihre kühle Frische. Der Wetterbericht sagte, dass Chicago ein heißer Sommertag mit Temperaturen bis zu fünfunddreißig Grad bevorstand.
    Von ihrem Fenster im Obergeschoss aus beobachtete Niniane die Reisegruppe. Es war eine große, vielschichtige

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