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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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war so ruhig.
    Tiago hielt seinen Wallach auf gleicher Höhe wie Ninianes Stute mit ihrem schönen, ausgeprägten Gang, während er die veränderte Landschaft studierte. Die Reisegesellschaft passierte gerade den Außenposten, der zur Überwachung der Übergangspassage eingerichtet worden war. Der Posten bestand nur aus einem gedrungenen, dreistöckigen Turm, an dessen Fuß sich Kasernengebäude befanden. Arethusa hob die Hand, um die Wachen zu grüßen, die auf der Turmspitze Ausschau hielten. Sie antworteten mit einem strammen Salut.
    Obwohl sie Chicago kurz nach dem Morgengrauen verlassen hatten, stand in Adriyel die Sonne hoch am Himmel, es ging schon auf Mittag zu. Das Küchenpersonal hatte die ganze Nacht hindurch gearbeitet, um die Gruppe mit zahlreichen frisch zubereiteten Speisen zu versorgen, die in nylongefütterten Kühlbehältern im Versorgungswagen untergebracht waren. Es konnte ein angenehmer erster Tag im Freien werden.
    Nachdem sie die Grenze passiert hatten, verteilte sich die Reisegruppe entlang der engen, schmutzigen Straße und bildete die natürliche Formation einer Gruppe von Leuten, die zusammen ausreiten und sich unterhalten wollen. Tiago lauschte auf die Geräusche, die ihre Reisegesellschaft machte. Er hörte Gesprächsfetzen, die vom scharfen Herbstwind herangetragen wurden, das Schnauben der Pferde und den erdigen Schlag der Hufe, das Klingeln des Zaumzeugs und gelegentliches Gelächter. Überall flogen und schossen Wildvögel durch die Luft und verkündeten singend und zwitschernd die Nachricht ihrer Ankunft. Der Wind raschelte in den Bäumen.
    Einige Soldaten ritten voraus, um zusammen mit Arethusa die Spitze des Zugs zu überwachen. Andere ritten seitlich der Reisegruppe, und der Rest bildete mit den Versorgungstieren das Schlusslicht. Diese Anordnung war für seinen Geschmack ein wenig zu locker und entspannt, aber er war es auch gewohnt, in dichten, lautlosen Verteidigungsformationen durch vom Krieg erschütterte Gegenden zu ziehen.
    Die Straße führte durch eine hügelige Landschaft, deren smaragdgrüner Teppich aus Wildgräsern sich mit dem Ende des Sommers golden verfärbte. Die vereinzelten kleinen Laubwäldchen waren in den unterschiedlichsten Schattierungen von Rot, Gelb und feurigem Orange explodiert. Bei einigen Bäumen, die erst spät ihre Farbe veränderten, begann das tiefe Grün gerade, sich zu Limettengrün aufzuhellen und an den Rändern zu vergilben.
    Und es war so still.
    Er sann darüber nach, dass der unablässig tosende Straßenverkehr fehlte und auch das weiße Rauschen der Stadt, das er nie ganz aus seiner Wahrnehmung hatte ausblenden können. Dann betrachtete er das Azurblau des jungfräulichen Himmels, der nie den Kondensstreifen eines Flugzeugs gesehen hatte, und lächelte vor sich hin. Es war gut, etwas zu finden, über das er lächeln konnte. Es war gut, in tiefen Zügen diese Luft zu atmen, die nie mit Abgasen und anderen urbanen Verschmutzungen in Berührung gekommen war.
    Er blickte hinter sich, fing Aryals Blick auf und gab ihr ein Zeichen. Die Harpyie trieb ihr Pferd an. Telepathisch fragte sie: Was ist los?
    Bleibst du bitte bei Niniane? Ich möchte ein wenig die Gegend auskundschaften.
    Geht klar.
    Laut sagte er: »Fee, ich werde mich mal etwas umsehen.«
    Sie hatte einige Zeit geschwiegen, ihr Gesichtsausdruck war nachdenklich und in sich gekehrt, sogar traurig, doch sie raffte sich dazu auf, ihm kurz zuzulächeln. »Gut, geh nur.«
    Er nickte ihr zu und trieb sein Pferd vorwärts, bis er auf gleicher Höhe mit Arethusa war. »Ich reite ein Stück voraus, um die Gegend zu erkunden.«
    Er hatte eine bissige Reaktion der Kommandantin erwartet, doch Arethusa sah ihn nur stirnrunzelnd an und sagte: »Klar.«
    Er mochte sein Pferd. Es war ein sachliches Arbeitstier, das seine Aufgabe kannte. Er berührte die Flanken mit den Absätzen, und das Tier fiel in einen leichten Galopp. In schnellem, gleichmäßigem Ritt ließ er die Gruppe hinter sich, bis er ein Dickicht erreicht hatte, das weit genug entfernt war, um ihm eine gewisse Privatsphäre zu bieten. Er hielt an und band das Pferd fest, dann nahm er seine Wyr-Gestalt an und erhob sich in die Luft.
    Die Dunklen Fae waren daran gewöhnt, dass Adriyel beschützt und abgeschirmt wurde. Die Feen würden einen hysterischen Anfall kriegen, wenn sie sahen, wie ein Wyr-Donnervogel über ihr Land segelte, deshalb kam er zu dem Schluss, dass es besser war, wenn sie ihn – zumindest vorerst – nicht zu Gesicht

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