Gebieter des Sturms (German Edition)
zu groß, ihre Lippen zu voll. Sie hatte Sommersprossen, und ihre langen Ohren liefen spitz zu. Wie konnten all diese Dinge zusammengenommen so zum Anbeißen schön aussehen? Was war dieses schwer greifbare Etwas, das sie verströmte und das in der Luft zu tanzen schien? Es war wie das Glitzern von Sonnenlicht auf dem Wasser, unmöglich einzufangen oder festzuhalten. Es war einfach Niniane.
Bei ihrem Eintreten hellten sich die Gesichter von Hughes und der Frau auf. Sie verneigten sich ungelenk, aber mit echtem Respekt.
In diesem Augenblick durfte Tiago persönlich erleben, welche Wirkung Niniane auf die Leute hatte. Er sah, wie Niniane in der Gegenwart der Menschen aufblühte. Mit ausgestreckten Händen ging sie auf sie zu, um sie wie lange verschollene Freunde zu begrüßen. Sie strahlte über die frischen Blumen und fragte nach Hughes’ Kindern (Wer hätte das gedacht? Er sicherlich nicht, und es war ihm auch egal). Sie erfuhr, dass die Frau Esperanza hieß, dass sie eine begeisterte Gärtnerin war und Blumen liebte. Hughes rückte Niniane den Stuhl zurecht, und sie bedankte sich bei ihm, als sie sich setzte.
Ihr Verhalten war völlig aufrichtig. Sie war der schlimmste Albtraum eines Bodyguards – eine reichlich berühmte Frau mit Charme, die den Leuten echte Liebe entgegenbrachte und dafür von ihnen verehrt wurde.
Tiagos Hände ballten sich zu Fäusten. Er liebte die Leute nicht. Schließlich befände er sich nicht die ganze Zeit im Krieg, wenn die Leute nicht so furchtbare Nervensägen wären. Er wollte Hughes ins Gesicht schlagen, weil er ihr den Stuhl zurückgezogen hatte, bevor er selbst darauf gekommen war. Er wollte diesen Menschen die Köpfe aneinanderschlagen und sie aus der Suite werfen, am besten durchs Fenster. Er wollte Niniane provozieren und zusehen, wie sie überschäumte, und dann wollte er das kleine Betthäschen zu Boden drücken, sie unter seinem Körper begraben und ihr zeigen, wer der Boss war. Schwer atmend wandte er sich ab.
Stille machte sich breit. Dann fragte Niniane: »Tiago? Möchtest du nicht herkommen und frühstücken?«
Seine Nackenmuskeln spannten sich. Sie klang, als wäre sie vor ihm auf der Hut.
Richtig, dazu hatte sie auch allen Grund.
Er zwang seinen Körper, sich zu entspannen und sich langsam und beherrscht umzudrehen. Niniane sah ihn mit großen Augen an, und die Menschen rochen nervös. Wie höflich er sich auch zu benehmen versuchte, der unterbewusste Teil in ihnen würde immer erkennen, dass er ein Raubtier war. Also bemühte er sich erst gar nicht. Beinahe unmerklich zogen sie sich zurück, als er zum Tisch hinüberging und sich setzte.
»Danke«, sagte er knapp.
Hughes wies Esperanza an, die Küche aufzuräumen und frischen Kaffee zu kochen, während er die leeren Kaffeetassen im Wohnbereich einsammelte und ihr dann folgte.
»Ich weiß nicht, was zur Hölle mit dir los ist«, murmelte Niniane, während sie die glänzende Metallhaube auf ihrem Teller ansah. »Vielleicht ist es ein Gendefekt und nicht dein Fehler. Aber was es auch immer ist, Cowboy, du musst es einen Gang zurückfahren, sonst … «
Seine Hände schossen nach vorn. Er stützte eine auf dem Tisch ab und packte mit der anderen ihren Hinterkopf, bevor er sich vorbeugte und seinen Mund auf ihren presste. Er spürte, wie der Schreck durch ihren Körper fuhr. Ihr weicher, hübscher Mund öffnete sich unter seinem Ansturm. Er stieß seine Zunge tief in sie, und es lag nichts Süßes oder Romantisches darin. Es war eine räuberische Eroberung, und sie stillte ein Verlangen, das an ihm genagt und ihn schier wahnsinnig gemacht hatte.
Ihre Hände fuhren in die Höhe und legten sich seitlich an sein Gesicht. Ihr Mund bewegte sich, um zu protestieren oder seinen Kuss zu erwidern. Oder beides. Schwer atmend zog er sich zurück.
Sie blinzelte ihn mit erschütterten, benommenen Augen an und flüsterte: »Du bist eine Landplage.«
»Und du führst auf meinem letzten Nerv einen Stepptanz auf«, knurrte er. Er hob die Metallhaube von ihrem Essen und knallte sie auf den Tisch. »Halt den Mund und iss dein Frühstück, Fee!«
Er ließ ihren Nacken los und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, dann deckte er ein Porterhousesteak und einen Berg Rühreier auf.
Stepptanz auf seinem letzten Nerv? Nun, er fuhr mit einem Sherman-Panzer über ihren. Zitternd blickte Niniane auf ihren Teller. Die Ellbogen auf den Tisch gestützt und die Hände vor den Mund gelegt, starrte sie auf ihre Mahlzeit. Natürlich. Er hatte
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