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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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in ihr und brachte sie dazu, die Arme für ihn auszubreiten. Einen einzigen Herzschlag lang flehte sie ihn stumm an. Bitte, weise mich nicht zurück! Wende dich nicht von mir ab!
    Mit einem Satz war Tiago bei ihr. Er hob sie hoch. Sie schlang die Arme um seinen Hals und hielt sich an ihm fest, als er sie in eine Umarmung schloss, die ihr die Sauerstoffversorgung abzuschneiden drohte. Er senkte den Kopf und barg sein Gesicht in ihrer Halsmulde.
    Sie legte die Hand auf seinen Kopf, streichelte sein kurzes Haar und murmelte in sein Ohr. Sie achtete kaum darauf, was sie sagte. Die Worte spielten keine Rolle. »Ich weiß. Es tut mir leid. Ich hatte auch Angst. Ich hatte solche Angst. Danke, dass du mir nachgekommen bist! Vielen, vielen Dank, dass du mich gefunden hast!«
    Er ließ sich auf die Knie sinken und zog sie mit sich hinunter, bis sie rittlings auf seinem Schoß saß. Er wiegte sie hin und her und genoss mit äußerster Konzentration alle sinnlichen Anzeichen ihrer Gegenwart, das Gewicht ihres Körpers und die Form ihrer anmutigen, zierlichen Knochen, ihre Arme, mit denen sie ihn ebenso fest umschlungen hielt wie er sie, die Berührung ihrer kleinen, zarten Finger.
    Nach Ninianes Verschwinden hatte er sich an einem Ort wiedergefunden, an dem er nie zuvor gewesen war.
    In Panik.
    Binnen Sekunden hatte er seine Pistolen zusammengesetzt. Er informierte Cameron, damit sie die Polizei alarmieren und eine Forensik-Hexe hinzuziehen konnte, um die magische Energie im Schlafzimmer zu analysieren, bevor sie sich ganz verflüchtigte. Er rief in New York an. Dann schnallte er seine Pistolen und sein Schwert um und kam zum völligen Stillstand, denn er hatte keinen blassen Schimmer, wie er Niniane in diesem Strudel aus Energie, der sie mitgerissen hatte, aufspüren sollte.
    Sie hatte sich in Luft aufgelöst. War einfach verschwunden. Das Grauen und die Falschheit dieser Situation hatten in ihm ein schwarzes Loch gerissen, das alles andere verschlang. Jedes Gefühl für Anstand, jeglicher Durchblick und sein moralischer Kompass – all das verschwand, und was zurückblieb, war ein brüllendes Ungeheuer, das alles und jeden anfallen würde, der ihm in die Quere kam.
    Es war Verzweiflung, die ihn in Carlings Etage hinaufführte, was sich als reines, dummes, beschissenes Glück erwies. Er handelte nicht klug oder geschickt. Er ging dorthin, weil er Carling bitten wollte, dass sie ihm half, Niniane aufzuspüren. Er war bereit, etwas zu tun, das er nie zuvor getan hatte. Er war bereit zu betteln. Dann hatte er einen Hauch von Ninianes zartem Geruch in die Nase bekommen, wo es ihn nicht hätte geben dürfen, und das Ungeheuer hatte ihn verschlungen.
    Wenn Niniane erneut in Gefahr geriet, würde er womöglich mehr tun, als nur Carlings Welt niederzubrennen. Er war von Natur aus ein Zerstörer. Als Wyr-Kriegsherr konnte er diese Gewalt in kontrollierten, gezielten Bahnen kanalisieren, die jede Menge Gutes bewirkten.
    Das Ungeheuer in ihm war eine vollkommen andere Sache. Von der Leine gelassen, könnte es sich zu einer Massenabschlachtung hinreißen lassen.
    Und es würde dem Ungeheuer nichts ausmachen.
    »Es ist gut«, flüsterte er. Er wusste selbst nicht, wen er damit beruhigen wollte, sich selbst oder sie. Seine Lippen bewegten sich auf ihrer zarten Haut. »Jetzt ist es gut.«
    Sie nickte und presste ihre Wange an seine. Sein Herzschlag hämmerte an ihrem Brustbein. Er war mehr als doppelt so groß wie sie. Er war so groß wie ein Elch, und als er sich an sie schmiegte, fühlte es sich wie die einzig richtige Größe an. Er fühlte sich an wie ein Zuhause.
    Ich stecke so was von in Schwierigkeiten.
    Sie erstarrte. Halt! Habe ich das gerade laut gesagt?
    »Was meinst du?«, fragte Tiago. Mit seinen großen Händen strich er ihren Rücken auf und ab. »In was für Schwierigkeiten steckst du? Was ist passiert?«
    »Ich kann nichts dafür, was passiert ist. Ich mein ja nur.«
    Er hob den Kopf und sah sie stirnrunzelnd an. Der rohe, verwundete Ausdruck war noch nicht ganz aus seinen Augen gewichen. Sie hatte noch nie einen solchen Blick an ihm gesehen. Sie legte den Zeigefinger in die tiefe Falte zwischen seinen Brauen und versuchte, sie zu glätten. Er drückte einen Kuss auf ihren Handballen. Dieser Austausch konnte seine Aufmerksamkeit nicht von anderen Dingen ablenken. »Wie bist du verschwunden, und warum fühle und rieche ich Carlings magische Energie an dir?«
    »Eigentlich«, murmelte sie, »geht es nicht sosehr darum, was sie

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