Gebieter des Sturms (German Edition)
Seine raue, volle Stimme war zu einem leisen Raunen gedrosselt. Er zog sie fest in seine Arme und wiegte sie. »Ich dachte, jetzt wäre alles besser.«
Sie musste sich räuspern, bevor sie sprechen konnte. »Hör mir zu«, sagte sie. Sie zog sich zurück, fasste ihn fest an den Schultern und versuchte ihn zu schütteln. Es war, als versuchte man, einen Mack-Laster zu schütteln: schlicht und einfach unmöglich. »Ich bitte dich, nicht mit mir zu streiten, keine Drohungen, kein Imponiergehabe, kein Ablenken. Hör mir einfach nur zu , Tiago!«
Er runzelte die Stirn. »Ich höre.«
»Carling hasst dich. Ich verstehe es nicht, und ich weiß nicht, warum. Sie hat es mir nicht verraten. Weißt du es vielleicht?« Sie hielt inne, und er zuckte die Schultern, seine Miene war ausdruckslos. »Okay, lassen wir das Warum für den Augenblick beiseite. Aber sie tut es. Sie hasst dich. Ich habe es gesehen, als ich mit ihr sprach. Ich glaube, sie würde nur zu gern einen Anlass finden, dich zu töten.«
Seine Augenbrauen hoben sich. »Das könnte sie versuchen«, sagte er.
Sie wollte ihm eine scheuern, das Problem war nur, dass Tiago sein Verhalten vermutlich nicht als Imponiergehabe ansah. »Ja«, sagte sie mit Nachdruck. »Sie würde es tun, wenn sie glauben würde, damit durchkommen zu können. Aber ich bin sicher, dass sie sich Dragos nicht zum Feind machen will.«
Er lachte. »Oh ja, da bin ich ziemlich sicher.«
Sie hielt ihm ihren ausgestreckten Finger unter die Nase. »Nicht lachen«, befahl sie. »Das hier ist nicht zum Lachen.«
Sein Gesicht glättete sich, aber der Geist seines Lächelns blieb in seinem Blick haften. »Ja, Eure Herrschsüchtigkeit«, sagte er. Er packte ihren Finger, bevor sie ihn zurückziehen konnte, und küsste die Spitze. »Kein Streiten, Drohen, Imponiergehabe, Ablenken oder Lachen.«
»Du nimmst mich nicht ernst.« Ihre Augen brannten, und ein bleierner Fels legte sich auf ihre Brust. Sie senkte den Blick.
Seine großen Hände landeten auf ihren Schultern. »Hey«, sagte er. Das Lachen war aus seiner ruhigen Stimme verschwunden. »Sieh mich an!«
Sie weigerte sich. Er neigte den Kopf und versuchte, ihren Blick aufzufangen, doch sie senkte ihren noch tiefer.
Er seufzte und legte die Wange auf ihren Scheitel, die einzige Stelle, die sie ihn erreichen ließ. »Fee, es tut mir leid. Ich nehme dich ernst, das schwöre ich.«
Sie zog sich zurück und stellte sich seinem Blick, der wieder ernst geworden war. Die Haut über ihren Wangenknochen fühlte sich zu gespannt an. Mit steifen Lippen sagte sie: »Carling hat mir wirklich Angst gemacht, Tiago. Nicht um mich, sondern um dich. Sie ist mächtig, und sie ist gefährlich, und sie würde dich umbringen, wenn sie könnte – aus welchem Grund auch immer. Ich glaube, nur zwei Gründe haben sie bisher davon abgehalten, es zu tun. Einer davon war Dragos. Der andere ist, dass sie ein Bündnis mit mir aufbauen wollte. Beides ist für meinen Geschmack nur ein unzureichender Schutz.«
Mit dem Handballen streichelte er ihre Wange. Er dachte an die nackte Angst in ihrem Gesicht und an den selbstmörderischen Satz, mit dem sie auf ihn zugesprungen war und bei dem ihm beinahe das Herz stehen geblieben wäre. In ihm erwachte der stürmische Impuls, wütend auf sie sein zu wollen, weil sie so ein irrsinniges Risiko eingegangen war, aber sie sah noch immer so blass aus und hatte so viel durchgemacht. Er drosselte den Sturm.
»Ich verstehe«, sagte er. »Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Ich werde vorsichtig sein, versprochen.«
Ihre riesigen grauen Augen suchten sein Gesicht. »Geh keine unnötigen Risiken ein«, sagte sie. »Droh ihr nicht!«
Er hätte in diesen grauen Augen ertrinken mögen. Vielleicht war er das bereits. Vielleicht war das der Tod, dieses wunderschöne, qualvolle Gefühl. Er drückte ihren Oberkörper nach hinten, bis sie in seinem Arm lag, und streichelte ihren liebreizenden, zerbrechlichen weißen Hals, der einem Blütenstängel glich.
»Ich werde alles tun, damit du in Sicherheit bist«, sagte er. Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf den flatternden Puls an ihrem Halsansatz. Er würde lügen, betrügen, stehlen, morden. Schwüre brechen, Freundschaften kündigen, Pflichten vernachlässigen. Kriege beginnen oder beenden. »Alles, was nötig ist.«
Sie krallte ihre kleinen Hände in sein T-Shirt. Er liebte es, wenn sie das tat, und fragte sich, ob ihr bewusst war, wie besitzergreifend diese Geste war. Irgendwie glaubte er
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