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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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mit mir gemacht hat, sondern darum, was sie mit dir gemacht hat. Es gibt einen Dschinn, der in ihrer Schuld steht. Er schuldet ihr drei Gefallen, oder schuldete – jetzt ist er auf zwei runter. Er sollte mich aus meinem Schlafzimmer in ihre Suite hinaufbringen. Sie sagte, es sollte dir eine Lektion erteilen.«
    Er knurrte, ein tiefes Rumpeln, das in ihrem Körper vibrierte. »Was hat das durchgeknallte Miststück dir angetan?«
    »Schhh, vergiss nicht, jetzt ist alles gut«, murmelte sie. Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und sah ihm in die Augen. Sie waren obsidianfarben, ohne jedes verräterische weiße Flackern darin. Sie streichelte seine hagere Wange. Er war ein so stolzer Mann, und er war so attraktiv, wenn er aussah, als könnte er mit bloßen Händen Wolkenkratzer einreißen und ganze Staaten auseinandernehmen. »Sie hat mich geheilt, und wir haben ein bisschen geredet. Das ist alles.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Dich geheilt«, sagte er.
    Sie sah ihn groß an. »Vollständig, Tiago. Es ist einfach unglaublich. Sieh selbst!« Sie lehnte sich zurück, damit sie das Oberteil ihres Hausanzugs anheben und ihm die silbrige Narbe zeigen konnte. »Es hat auch saumäßig wehgetan, ich konnte regelrecht spüren, wie ich innerlich zusammengeflickt wurde.«
    Tiago berührte die kleine Narbe mit einem federleichten Strich seiner groben, schwieligen Finger. »Es tut nicht mehr weh?«
    »Kein bisschen. Ich fühle mich wie vor dem Anschlag.« Sie befühlte die winzigen Fäden. Auf ihrer blassen Haut sahen sie aus wie Babyspinnen. Wie ekelhaft.
    Er runzelte die Stirn. »Die müssen raus.«
    Sie öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass sie sie später entfernen könnte, da hob er sie schon so mühelos hoch, wie man eine Hauskatze tragen würde, und setzte sie in einen Sessel. Er öffnete seinen Seesack, nahm einen Kulturbeutel heraus und holte eine kleine Schere hervor. Dann kniete er sich vor sie. Sie wand sich.
    Er lächelte sie an, ein echtes Lächeln, nicht seine übliche sarkastische Grimasse – die Art Lächeln, bei der sich Fältchen in seinen Augenwinkeln bildeten. Jetzt wirkten sein Gesichtszüge geradezu harmonisch. »Sitz still, Fee!«, befahl er und schob ihr das Oberteil hoch. Sie presste die Knie zusammen und beugte sich nach rechts.
    Er beugte sich tief über sie, um den Schnitt richtig zu setzen. Seine gigantischen Hände, die so begabt waren fürs Töten, strichen bemerkenswert sanft über ihre Haut. Sie starrte auf seine breiten Schultern und den dunklen, über sie gebeugten Kopf und grub die Finger in die Armlehnen des Sessels, ihr Magen zog sich unter der aufkommenden Erregung zusammen.
    Sein Lächeln wurde breiter. Sie wusste, dass er es spüren konnte: Er roch die Veränderungen in ihren Pheromonen. Blut erhitzte ihre Wangen. Sie fühlte sich ausgeliefert und in diesem Sessel gefangen, sein machtvoller Körper drückte gegen ihre Beine, aber sie wollte ihn nicht wegstoßen. Er durchtrennte den Faden und sagte: »Jetzt kommt das Ziehen.«
    Sie nickte, und er zog den Faden heraus. Er beruhigte den Bereich, ziemlich unnötig, wie sie fand, indem er ihn mit dem Handballen massierte. Dann beugte er sich wieder vor, um den zweiten Faden zu ziehen.
    Sie wartete darauf, dass er sich rührte, sich aufrichtete, doch er tat nichts dergleichen. Stattdessen neigte er den Kopf zur Seite und starrte ihre Narbe an. Etwas Fremdartiges legte sich auf seine sonst so aggressive Miene. Es war eine ruhige Nachdenklichkeit, die ein Fenster zu jener tief in ihm verborgenen Landschaft öffnete und den Blick freigab auf … Schmerz.
    Seine Stirn legte sich in Falten. Er war wütend, reizbar, grob, beschützend, tröstlich in Gefahr und ruhig unter Beschuss, außerdem reuelos und offensiv unsozial. Er war einfach ein unbezwingbarer Geist. Es tat weh, sich ihn unter Schmerzen oder bekümmert vorzustellen. Sie legte die Hand auf seine, die ihren Brustkorb umspannte.
    Was er dann tat, erschreckte sie bis in die Zehenspitzen, denn er beugte sich tiefer und drückte seine Lippen auf die Narbe. In ihrem Inneren setzte ein Beben ein. Es breitete sich aus und ließ sie wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, als er sich aufrichtete und sich auf die Fersen setzte. Sie warf ihm die Arme um den Hals und stürzte ihm entgegen, zitternd klammerte sie sich an ihn, als wäre er das einzig Stabile auf der Welt.
    Und sie hatte Angst. Sie hatte sehr große Angst, dass es tatsächlich so sein könnte.
    »Was ist?«, fragte er.

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