Gebieter des Sturms (German Edition)
hübscher, Kumpel. Hast du schon mal Harpyienblut probiert? Wir sind scheißselten, deshalb würde ich wetten, dass nicht. Hast du Lust, mal was mit mir trinken zu gehen? Wenn du mich ranlässt, kriegst du vielleicht einen kleinen Schluck.«
»Aryal!«, rief Niniane.
»Was?« Der großartige geflügelte Albtraum sah sie blinzelnd an. »Du weißt, wie schwierig es ist, in New York an ein Date zu kommen.«
Der Vampyr sah so verwirrt und aggressiv aus, und bei der Erwähnung von Harpyienblut schlich sich eine überraschende Gier in seinen blutroten Blick.
Niniane fing an zu lachen. Sie konnte nicht anders. »Duncan ist ein sehr netter Mann. Würdest du ihn bitte loslassen?«
»Aber ich bin noch nicht damit fertig, ihn sexuell zu belästigen.« Niniane senkte das Kinn und bedachte die Harpyie mit einem finsteren Blick, den diese erwiderte, bevor sie grummelte: »Na gut!«
Sobald sich Aryals Klammergriff an seiner Kehle lockerte, sprang Duncan auf die Füße und machte einen Satz nach vorn, um zwischen Niniane und der Harpyie Stellung zu beziehen. Es war eine mutige, dumme und vollkommen nutzlose beschützende Geste.
Aryals Konturen verschwammen in ihrer Wyr-Gestaltwandlung, als auch sie auf die Füße kam. In ihrer menschlicheren Gestalt war sie eine eins achtzig große, kraftvolle Frau, bewaffnet und in Leder gekleidet, mit einem kantigen Gesicht, schlanken Muskeln, zerzaustem schwarzem Haar und sturmgrauen Augen. An den Vampyr gewandt sagte sie: »Soll ich dich in den Arm nehmen?« Sie täuschte eine Vorwärtsbewegung an, und Duncan wich einen Schritt zurück. »Tja, hatte ich auch nicht erwartet.« Sie wippte auf den Fußballen und grinste Niniane wild an. »Hey, Winzling!«
Aryal wirkte so froh, sie zu sehen, und die Freude auf ihrem seltsamen, finsteren Gesicht war so aufrichtig und unkompliziert, dass sich Ninianes Enttäuschung darüber, dass Aryal nicht Tiago war, für den Augenblick in den Hintergrund verzog und sie sich einfach nur freute, ihre Freundin zu sehen.
Niniane forderte den Vampyr wortlos auf, an Ort und Stelle zu bleiben, indem sie ihm eine Hand auf die Schulter legte und sie nach unten drückte. Dann erklärte sie ihm: »Wissen Sie, Duncan, ich habe diese Harpyie schon oft genug sternhagelvoll gesehen. Einmal hat sie sogar … «
»Sag es nicht«, drohte Aryal.
Niniane grinste. »Sie hat sogar zugelassen, dass ich ihr rosa Lippenstift aufgetragen und ihr Zöpfe gebunden habe.«
»Verräterisches Miststück!«, sagte Aryal. »Du hast nicht aufgehört zu quengeln. ›Ich will nur sehen, wie es an dir aussieht, Aryal. Ach komm, Aryal, ich werde es niemandem sagen. Nur fünf Minuten, und du kannst es direkt wieder abwischen.‹ Und was machst du jetzt? Verrätst es jedem Trottel bei jeder sich bietenden Gelegenheit.«
Der Vampyr entspannte sich bei ihrem Geplänkel nur unwesentlich. Er fragte: »Wie hat sie ausgesehen?«
»Sie wissen noch, wie sie gerade ausgesehen hat, als sie Sie zu Boden gerissen hat?«, fragte Niniane.
Duncan verengte die Augen. »Ja.«
Niniane fing an zu kichern. »Sie hat viel gruseliger ausgesehen.«
Die Harpyie verdrehte die Augen. Noch immer lachend machte Niniane einen Satz auf sie zu. Aryal packte sie und zog sie in eine kräftige Umarmung. »Wie geht’s dir, Winzling? Ich war verdammt stolz auf dich, wie du diesen drei Dunkle-Fae-Arschlöchern die Scheiße aus dem Leib geprügelt hast. Aber du hast uns ganz schön Angst gemacht, als du verschwunden bist.«
Sie drückte ihre Wange an Aryals Lederweste, und ihr Lachen ging in einen rauen Schluchzer über. »Ich hatte einen scheußlichen Tag.«
»Hey«, sagte Aryal. Sie klang besorgt, während sie Ninianes Rücken tätschelte. »Du weißt, wie fertig mich Tränen machen. Wen muss ich umbringen, damit es besser wird?«
»Weiß ich NIIIIICH .«
Über ihren Kopf hinweg sagte Aryal zu dem Vampyr: »Gehen Sie, und bewachen Sie die Terrassentür von innen! Tun Sie so, als könnten Sie uns nicht hören!«
»Betrachten Sie mich als taub und verschwunden«, sagte Duncan.
Aryals Umarmung wurde knochenbrecherisch. Niniane bog den Kopf zurück. Sie keuchte: »Lass schon los, ich werde nicht mehr weinen.«
Große, besorgte sturmgraue Augen blickten auf sie herab. »Bist du sicher?«
Sie nickte. Aryal ließ sie los, und sie holte tief Luft. Sie wandte sich um, ging zum Terrassentisch zurück und setzte sich hin. Die Harpyie warf sich auf den nächstbesten Stuhl und machte es sich bequem, die Arme verschränkt und
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