Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
gewissenhaft – es wäre ihnen aufgefallen, wenn Tiere fehlten.«
Ein rosiger Hauch legte sich über ihre Wangen, doch ansonsten schien sie nicht im Mindesten verlegen. »Ihr habt meine kleine List also durchschaut. Aber Ihr bedauert Euren Aufenthalt hier doch nicht, oder?«
Er schüttelte den Kopf.
»Riona sagt, Ihr habt die Klosterruine gekauft.«
»Ja – und die Weidegründe südlich der Euren.«
Sie war sichtlich verblüfft. Offenbar hatte sie ihn nicht als so wohlhabend eingeschätzt. Der Seehandel hatte sich für ihn und seine Mannschaft bestens ausgezahlt. Er hatte seine Profite jahrelang angelegt, und angesichts seiner bescheidenen Ansprüche war sein Vermögen stetig größer geworden.
»Die Zeit auf Eurem Gut hat mich erkennen lassen, dass ich einen Hang zur Landwirtschaft habe«, fuhr er fort. »Ich freue mich darauf, meinen eigenen Besitz zu bewirtschaften.«
Sie zögerte, und er fragte sich, was Riona ihr wohl außerdem noch erzählt hatte. Im nächsten Moment bekam er die Antwort.
»Wie ich höre, wollt Ihr uns verlassen.«
Er nickte.
»Wenn Ihr zurückkommt, werdet Ihr von Eurem Hügel auf uns herunterschauen.« Sie zwinkerte ihm zu.
»Bis dahin wird noch eine ganze Weile vergehen – ich muss ja erst ein Haus bauen«, erwiderte er lächelnd und verriet ihr einen Gedanken, der ihm in den letzten Tagen gekommen war. »Die MacRaes haben Schottland dreißig Jahre nicht betreten, aber jetzt wollen sie hier wieder heimisch werden.«
»Ich hoffe, Ihr werdet mir die Ehre erweisen, während der Bauzeit mein Gast zu sein.«
»Ich danke Euch für diese liebenswürdige Einladung, aber es wäre nicht klug, sie anzunehmen.«
Wenn er wieder nach Ayleshire käme, wäre Riona verheiratet und in Edinburgh, doch die Erinnerungen an sie würden immer in ihm wach bleiben. Wohin er auch blickte, würde er sie sehen, auf der Dorfstraße, lächelnd unter einer Eiche, breitbeinig über einer Ackerfurche stehend und über etwas lachend, was das Mädchen neben ihr gesagt hatte, mit einem nachdenklichen Blick den Kopf zur Seite neigend, beim Neubau des Stalles einen Rat zur Kontur der Mauer gebend – und nachts, wenn er sie nur als Silhouette wahrnehmen konnte. Da müsste er nicht auch noch in dem Haus wohnen, wo ihn jedes Dielenbrett an sie gemahnte.
Er hatte sich nie von Gefühlen leiten lassen, und dass sie ihm jetzt so zu schaffen machten, ärgerte ihn. Seine Vorväter waren Räuber und Plünderer gewesen und stolz darauf, hatten ihr Tun in einem damals wilderen und weniger zivilisierten Schottland als recht und billig betrachtet.
Was würde Riona sagen, wenn er sie über seinen Sattel werfen und mit ihr über Felder und durch Täler in eine Gegend reiten würde, wo die Berge höher und schroffer waren? Es gäbe dort keine Anstandsregeln zu brechen, keine Vorschriften zu missachten.
Susanna und er wechselten einen Blick, und er fragte sich, ob sie wohl wusste, was er dachte.
»Bis Ihr kamt, war Ned der einzige Mensch, der je an diesem Schreibtisch saß«, sagte sie in die Stille hinein. »Er brummelte ständig vor sich hin, während er über den Büchern brütete.«
»Er ist Euch ein guter Verwalter«, verteidigte James ihn.
»Das weiß ich«, sagte sie. »Er ist ein anständiger Mann, und ich hege große Bewunderung für seine Leistungen. Sein Benehmen lässt jedoch zu wünschen übrig. Aber wenn ich mich darüber beklage, hört er gar nicht hin. Doch alles in allem kommen wir gut miteinander aus. Wir sind nur beide eigensinnig wie Esel.«
»Diesen Charakterzug von Euch hat Fergus nie erwähnt«, sagte James amüsiert.
»Vielleicht wusste er nichts davon«, erwiderte sie zu seiner Überraschung. »Ich dachte lange, dass eine Frau nicht hartnäckig sein dürfte. Jetzt denke ich anders.«
»Ich habe nur wenige Frauen kennengelernt, die diese Eigenschaft nicht besaßen.«
Sie setzte sich, legte die Hände auf die Armlehnen und schaute James eindringlich an. »Ich lasse Euch nur sehr ungern ziehen. Ihr wart mir eine große Hilfe. Das werde ich Fergus auch wissen lassen.«
»Nicht notwendig«, sagte er lächelnd. »Alles, was ich getan habe, tat ich, weil ich es wollte, nicht weil ich mich dazu verpflichtet gefühlt hätte.«
»Das weiß ich – und das macht es mir doppelt schwer, Euch abreisen zu sehen.«
»Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft – und«, er ließ die Augen durch den Raum schweifen, »für die Benutzung der Bibliothek, die Ihr mir gewährt habt.«
Ihr Blick wanderte
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