Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
auf weitere Sehenswürdigkeiten hingewiesen, doch jetzt hatte er es eilig.
Er fragte einen Ladenbesitzer nach dem Weg, und kurz darauf erreichten sie die Kaserne des Fencible-Regiments. Als James absaß, bemerkte er Rorys unbehagliche Miene. Dem Jungen war ganz offensichtlich nicht wohl bei dem Gedanken, einen englischen Militärstützpunkt zu betreten.
»Du kannst hierbleiben, wenn du willst«, bot James ihm an.
Rory atmete erleichtert auf. »Das tue ich nur zu gern. Alisdair und ich hatten auf See einfach zu viele unangenehme Begegnungen mit Engländern.«
James nahm sich vor, Rory bei Gelegenheit zu bitten, ihm von diesen Abenteuern zu erzählen. Er nickte und betrat die Anlage.
Ein Subalternoffizier, der jünger aussah aus Rory, erklärte ihm, er würde Captain Hastings holen lassen. Während er wartete, ging James auf und ab und dachte, dass alle englischen Festungen sich mehr oder weniger glichen – vom letzten Außenposten in Indien bis zu den Kolonien. Das Festhalten an einem Grundriss war nicht unbedingt schlecht, aber es verriet gleichzeitig ein Beharren auf Gewohntem. Zweifellos sperrten sich die Engländer deshalb auch derart verbissen, den amerikanischen Rebellen ihre Eigenständigkeit zuzugestehen.
Es war etwa eine Viertelstunde vergangen, als sich Schritte auf dem Kopfsteinpflaster näherten. Ein hochgewachsener, blonder Mann in einer blutroten Uniform erschien. Was für eine Ironie, dass sein, James’, Lebensglück ausgerechnet von einem Engländer abhing.
Der Offizier blieb vor ihm stehen. »Captain Hastings. – Ihr habt nach mir gefragt?«
James stellte sich seinerseits vor und reichte ihm die Hand. Der Traummann von Rionas Schwester hatte einen angenehm festen Händedruck, der zu Hoffnung ermutigte.
»Wenn ich richtig verstanden habe, kennt Ihr Maureen McKinsey«, sagte James.
Samuel nickte. »Das ist richtig. Geht es ihr gut?«
»Als ich sie gestern verließ, ging es ihr sehr gut.«
Auch dass der Mann sich nach ihrem Befinden erkundigte, machte James Mut. Aber er wollte sich nicht länger mit Artigkeiten aufhalten. Die Zeit lief ihm davon.
»Liebt Ihr sie?«
Hastings straffte sich und runzelte die Stirn. »Geht Euch das etwas an?«
»Oder ist Eure Familie Euch wichtiger als sie?«
Hastings’ Miene wurde abweisend. »Ich denke, es ist an der Zeit, dass Ihr mir Euer Anliegen darlegt, Sir«, sagte er förmlich.
Und James ließ sich nicht zweimal bitten.
Schlimmer konnte es nicht mehr kommen, tröstete Susanna sich mit einem Anflug von Sarkasmus, denn alles, was hatte schiefgehen können, war bereits schiefgegangen.
Polly hatte eine schwere Erkältung und die Köchin irgendein Fieber. Der Wein, den sie bestellt hatte, war zwar angekommen, die Hälfte davon jedoch als Essig. Der für das Hochzeitsmahl vorgesehene Schinken war verdorben, und die Hühner weigerten sich zu legen.
Und Ned war noch wortkarger als üblich. Seit ihrem gemeinsamen Tanz auf der Sommersonnenwendfeier hatte er kaum fünf Wörter zu ihr gesagt. Törichterweise hatte sie ständig an ihn denken müssen. Sie hoffte inständig, dass er in Zukunft auf seinen Bart verzichten oder ihn zumindest nicht mehr derart wild wuchern lassen würde. Obwohl sie sein jugendliches Gesicht ohnehin nie mehr vergessen könnte. Es machte sie ganz kribbelig.
Das Schlimmste jedoch war, dass es so aussah, als könnte nichts Rionas Hochzeit mit diesem unerträglichen jungen Mann verhindern, der ihr im Salon gegenübersaß und genüsslich ihren Whisky trank. Er benahm sich, als ob sie bereits verwandtschaftlich verbunden wären und er Anspruch auf alles hätte, was sie besaß.
Nirgends war ein Stäubchen zu sehen, und alles war ordentlich, als hätte Abigail den Raum gerade erst saubergemacht, aber Susanna ließ den Blick sicherheitshalber trotzdem in die Runde wandern. Es war besser, wenn sie sich auf ihre hausfraulichen Pflichten konzentrierte als auf ihre Verärgerung.
Harolds äußere Erscheinung ließ nichts zu wünschen übrig. Er war elegant und makellos gekleidet und hatte sie mit ausgesuchter Höflichkeit begrüßt.
Ein Jammer, dass sie ihn vom ersten Moment an nicht hatte leiden können.
»Noch ein Glas?«, fragte sie und verbarg ihre Verstimmtheit hinter einem Gastgeberinnenlächeln.
»Danke, nein. Aber ich würde jetzt gerne Riona begrüßen. Es scheint mir, als hätte ich sie seit Wochen nicht gesehen.«
Da Polly sich jämmerlich fühlte und Abigail mit den Vorbereitungen des Hochzeitsmahls beschäftigt war,
Weitere Kostenlose Bücher