Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
Durchsetzungsvermögen.
Sie hatte ihn zu spät gefunden.
Als Riona ein Geräusch hörte, richtete sie sich auf und schaute sich um. James war gekommen. Machte Gott sich einen Spaß mit ihr, indem er ihr ausgerechnet den Mann schickte, den sie nicht mehr sehen wollte?
»Ich wollte dich nicht beim Beten stören.«
Riona stand auf und zupfte ihren Rock zurecht. Wenigstens hatte sie nicht geweint. Also musste sie keine Tränenspuren erläutern. »Bist du mir gefolgt?«
»Ja.« War das die ganze Erklärung? »Du hast das Haus überstürzt verlassen. Ich habe mir Sorgen gemacht.« Zu viel der Erklärung. Er sollte nicht so nett sein.
Wenn er Fehler hat, dann lass sie mich jetzt erkennen. Lass ihn geizig sein oder unbarmherzig gegenüber Armen oder grausam oder hasserfüllt. Lass ihn überheblich und eitel sein. Oder mehr wie Harold.
Sie schaute ihn an. Wusste er, was sie empfand?
Seine Miene war undurchdringlich. Vielleicht sollte sie ihn fragen, wie er seine Gefühle so vortrefflich verbarg, und es ihm dann nachmachen.
Zwei kleine Worte waren alles, was sie sagen müsste, und er würde sich fügen. Bitte geh. Aber sie schwieg.
»Glaubst du, Gott wird der endlosen Gebete müde, die Er sich anhören muss?«
»Ich denke, Ungeduld ist eine menschliche Eigenschaft«, antwortete James lächelnd.
»Als kleines Mädchen dachte ich, Gott schenkte jedem bei der Geburt nur eine gewisse Anzahl von Gebeten – als sagte Er, hier, Riona, ich gewähre dir zwanzig Gebete. Geh sparsam damit um, denn mehr bekommst du nicht. Bete frei heraus, denn Glaube ist etwas Wunderbares, aber erwarte keine Antwort.«
»Was, wenn man ein verschwenderisches Kind war? Wie schrecklich, dann sein ganzes restliches Leben lang nicht mehr beten zu dürfen.«
Sie dachte darüber nach. »In dem Fall könnte ein Mensch Nutzen aus dem Gebet eines anderen ziehen. Aus dem Gebet einer Mutter, dass ihr Kind glücklich werden möge zum Beispiel. Vielleicht ist man sogar die Antwort auf ein Gebet. Es könnte doch sein, dass eine Frau darum betet, nicht länger einsam zu bleiben, und ein Mann, der keine Gebete mehr übrig hatte, ist plötzlich glücklich verheiratet.«
»Deiner Überlegung nach habe ich wohl keine mehr übrig – ich habe meine in Taifunen und anderen Unwettern aufgebraucht.«
Riona strich mit der Hand über die Kirchenbank. Das Holz fühlte sich warm an. »Immerhin müssen sie erhört worden sein, James – sonst stündest du jetzt nicht hier.« Wie gut es ihr gelang, ihre Gefühle beiseitezuschieben. Eben war ihr noch zum Weinen zumute gewesen, und jetzt diskutierte sie über Religion.
»Bei dir klingt es, als seien Gebete Wünsche.«
»Sind sie das denn nicht?«
»Euer Pastor würde deine Ansicht nicht billigen«, sagte er.
Sie nickte. »Die Kirche verlangt, dass man alles glaubt, was einem erzählt wird, ohne es zu hinterfragen.«
»Weil sie vielleicht glauben, dass Gedankenfreiheit gefährlich ist.«
»Manchmal ist das die einzige Freiheit, die wir haben.« Sie dachte daran, welche Freiheit sie hatte: Harold zu heiraten oder bei ihrer Mutter zu bleiben und ihr zur Last zu werden.
»Ich war viele Jahre frei. Als Mitglied der Gesellschaft muss man nach ihren Regeln leben. Als Kommandant meines Schiffes machte ich die Regeln selbst und konnte mir meine Gesellschaft in Form meiner Mannschaft selbst wählen.«
»Aber du bist kein Kapitän mehr.«
»Anstatt des Meeres werde ich Felder um mich herum haben.«
»Aber wirst du dich dort ebenso frei fühlen?«
»Wie auf dem Deck meines Schiffes.«
Sie schwiegen eine Weile, hingen ihren Gedanken nach.
»Du sahst wunderschön aus in deinem Hochzeitskleid«, sagte er plötzlich.
Es war, als hätte er ihr ein Messer ins Herz gestoßen.
»Danke«, brachte sie mühsam hervor.
»Heirate Harold nicht.«
Überrascht schaute sie ihn an.
Er beugte sich zu ihr hinunter. »Du darfst ihn nicht heiraten. Du gehörst mir «, flüsterte er an ihrer Schläfe.
Für einen unbeteiligten Betrachter wirkte die Szene harmlos, doch James’ Worte waren alles andere als harmlos. »Ich weiß, wie du dich anfühlst, wenn ich in dich eindringe: heiß und feucht. Ich weiß, wie sich deine Brüste anfühlen. Jede Nacht durchlebe ich, wie du auf dem Höhepunkt in meinen Armen erbebtest. Wie kannst du auch nur daran denken, dich einem anderen hinzugeben?«
»James …« Großer Gott, sie konnte nicht atmen.
»Komm mit mir, Riona. Lebe mit mir oben auf dem Klosterhügel. Ich baue uns ein Haus, und wir
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