Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
über die Regale und kehrte dann zu ihm zurück. »Riona sagte einmal, sie wollte all diese Bücher lesen, aber es ist Maureen, die Zeit zum Lesen findet.«
Er hatte sie oft mit einem Buch im Garten oder im Salon sitzen sehen. Offensichtlich teilte sie Rionas Wunsch, sich körperlich zu betätigen, nicht. Susannas Wohlstand machte ihren Müßiggang möglich. Vielleicht, korrigierte er sich im Stillen, war sie weniger faul als vielmehr ungeeignet. Er konnte sich Maureen beim besten Willen nicht dabei vorstellen, Wasser in einen Graben zu leiten oder von Ackerfurche zu Ackerfurche zu springen.
»Ich für meinen Teil fühle mich in diesem Raum nie recht wohl«, fuhr Susanna fort. »Ich stelle mir immer vor, dass die früheren Besitzer des Gutes nachts hier zusammenkommen, um über den vergangenen Tag zu sprechen. Vielleicht sind sie ja nicht einverstanden mit mir, einer Seemannswitwe, die durch eine von ihresgleichen reich geworden ist.«
James war überrascht. Solche Phantasien hatte er ihr nicht zugetraut. Offenbar war Riona ihr ähnlicher als gedacht – zart besaitet unter einer nüchternen Oberfläche. »Wenn sie Euch kennen würden, wären sie es«, versicherte er ihr.
»Tyemorn Manor hat eine interessante Geschichte«, erzählte sie. »Das ursprüngliche Haus wurde von einem Kriegshelden erbaut.«
»Dann stammt der Turm also von ihm?«
»Damit er etwaige Feinde schon früh kommen sah? Vielleicht. Ich weiß es nicht.« Sie lächelte ihn an. »Vielleicht sollte ich mir auch vornehmen, diese Bücher zu lesen. Noch habe ich zu viel anderes zu tun, aber wenn meine Töchter verheiratet sind, werde ich reichlich Gelegenheit dazu haben.«
Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. Sie stand ebenfalls auf, und zu seiner Verblüffung umarmte sie ihn und drückte ihn für einen Moment an sich. »Ich wünschte wirklich, Ihr würdet bei uns bleiben, James«, sagte sie zu seiner weiteren Verblüffung. »Könnt Ihr es denn gar nicht erwarten, Euer neues Leben zu beginnen?«
Unfähig, ihr zu gestehen, dass er floh, weil er nicht mit ansehen könnte, wie Riona einen anderen heiratete, beschränkte er seine Antwort auf ein Lächeln.
Susanna nickte ihm zu und ging zur Tür, drehte sich dort jedoch noch einmal um. »Ich danke Fergus dafür, dass er Euch zu uns geschickt hat – ich hoffe, Ihr wisst das. Wir werden immer einen Freund in Euch sehen.« Sie zögerte, schaute auf ihre Hand an der Tür und wieder zu ihm.
»Ich empfinde ebenso«, sagte er herzlich.
Nachdem sie gegangen war, setzte er sich wieder an den Schreibtisch und versuchte sich, blicklos auf die Landschaft jenseits des Fensters starrend, vorzustellen, wie sein »neues Leben« nach Rionas Hochzeit aussehen würde. Tyemorn Manor würde ohne sie nicht mehr sein, was es war, und sogar Ayleshire verlöre etwas von seinem Zauber.
Er schlug aufs Geratewohl das in altes Leder gebundene Hauptbuch auf, das neben seinem Tagebuch lag, und studierte die Zahlen. Ein Betrag für gravierte Trinkbecher, gekauft in Inverness, eine Zahlung an die Gerberei für ein zu einem alten Sessel passend gefärbtes Leder, das alljährliche Kleidergeld für die Leute von Tyemorn Manor. Das Gut florierte, Susanna war wohlhabend, und ihre Töchter würden aller Voraussicht nach reich erben.
Er klappte das Buch zu und nahm sein Tagebuch zur Hand. Auf den Seiten zwischen dem Ledereinband konnte er seine Gedanken ausdrücken, wie er es keinem Menschen gegenüber vermochte.
Vielleicht wäre es klüger, nicht zu schreiben – seine Gedanken später zu lesen könnte sich als schmerzhaft erweisen. Vielleicht stieße er auf einen Eintrag, der all seine Gefühle und Verwunderung über den Mann beschrieb, der er gewesen war. Früher hatte er das Tagebuch dazu verwendet, seine Erinnerungen an Orte festzuhalten, die er gesehen hatte und vielleicht nie mehr sehen würde. Neuerdings jedoch diente es der Aufzählung seiner Kümmernisse und dem Wortgemälde einer Frau, die er nie besitzen könnte.
Er schlug das Buch willkürlich auf und begann zu lesen.
Es bereitet mir Unbehagen, daran zu denken, was hätte sein können. Es entspricht nicht meinem Wesen, Widrigkeiten einfach hinzunehmen, und jetzt wehrt sich alles in mir gegen eine Zukunft, die mir von den Umständen aufgezwungen wird und nicht von mir geplant ist.
Manchmal suche ich sie während des Tages auf, einfach nur, um sie zu sehen und meine Augen mit ihrem Anblick zu erfrischen. Wenn sie lächelt, wird mir warm ums Herz. Manchmal
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