Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
fragte Rory.
»Das kann ich dir nicht sagen. Bleib hier.« James verließ den Schutz des Unterholzes. Zu seiner Linken lag in der goldenen Morgensonne das eingerüstete Gilmuir, zu seiner Rechten erstreckte sich das Tal, dessen Ende auch baumbestanden war. In dem Wald dahinter erhob sich eine Kuppe, die sie ob Iseabals Liebe zu diesem Hügel »Iseabals Hill« getauft hatten.
Nirgends war ein Mensch zu entdecken.
»Ist es ein Drummond?«, flüsterte Rory.
Über Generationen hatte eine Fehde die MacRaes und die Drummonds entzweit, doch die war vor einem Jahr durch den Tod von Magnus Drummond beendet worden. Einige unbelehrbare Anhänger des Lairds waren lieber ausgewandert oder nach Inverness gegangen, als sich den neuen Verhältnissen unterzuordnen. Sein Onkel Fergus würde durch die Heirat mit Drummonds Witwe Leah zwar nicht nominell, aber der eigentliche Anführer des Drummond-Clans werden.
Keiner der momentan auf Fernleigh lebenden Drummonds äußerte Missfallen an seiner Anwesenheit oder Führerschaft – aber Stillschweigen bedeutete nicht unbedingt Einverständnis. Das wusste James, wie jeder, der Männer führte.
»Ich weiß es nicht.« James ließ den Blick weiter über die Landschaft gleiten.
»Nun, es hat jemand auf uns geschossen, und ich wüsste niemanden sonst, der uns so hasst.«
»Vielleicht waren wir ja gar nicht gemeint.« Als sie noch Jungen gewesen waren, hatten er, James, und seine Brüder einmal auf der Jagd versehentlich die Tür eines Nachbarn getroffen. Ihr Vater hatte sie umgehend bestraft: Sie mussten die Tür ersetzen und stundenlang Zielschießen üben, bevor er sie wieder jagen ließ.
»Es könnte auch ein Versehen gewesen sein«, sagte James, allerdings mehr, um Rory zu beruhigen, denn aus Überzeugung. Auf seinen vielen Reisen in fremde Länder hatte er gelernt, vorsichtig zu sein.
Da sie das Rätsel, wie es schien, nicht lösen würden, stieg James wieder auf sein Pferd, denn je schneller er seinen Auftrag erledigte, umso schneller wäre er wieder auf Gilmuir.
Thomas Drummond verfluchte sein mangelndes Geschick im Umgang mit der Muskete. Er verstand sich eher auf Pistolen, aber der Mann, den er auf dem Rückweg von Inverness überfallen hatte, war nur mit diesem unhandlichen Ding von Eisen, Holz und Messing bewaffnet gewesen.
Er musste näher herangehen.
In der Ferne sah er liegen, wovon er geträumt und was er all die Zeit im Gedächtnis behalten hatte – Gilmuir Castle, den Stammsitz der MacRaes und den Ort, an dem der Drummond-Clan besiegt worden war.
Dort war Magnus Drummond, sein Laird und Cousin, gestorben. Dort hatten sie ihn, Thomas, wie eine Mastgans verschnürt und dann auf ein englisches Schiff verfrachtet.
Die Schürfwunden an seinen Knöcheln und Handgelenken waren kaum verheilt, und die Narben von den englischen Eisen würden ihm auf ewig erhalten bleiben. Die Striemen auf seinem Rücken legten Zeugnis davon ab, wie oft er bei der Marine seiner Majestät ausgepeitscht worden war. Er würde diese Zeit nie vergessen. Die MacRaes würden für seine Monate der Sklaverei bezahlen, und zwar allesamt.
Ein wohlmeinender Sturm hatte das Höllenschiff auf ein Riff gesetzt und Thomas als einer von fünfzehn Mann überlebt. Während die Übrigen sich ein anderes englisches Schiff gesucht hatten, nutzten er und einer seiner Kameraden die Gelegenheit zu fliehen. Sie hatten Monate für ihren Weg zurück nach Schottland gebraucht und diesen mit Überfällen auf arglose Reisende finanziert. Vor zwei Wochen waren sie auseinandergegangen, Thomas mit dem Ziel, das jetzt vor ihm lag: Gilmuir Castle.
Monatelang hatte er sich mittels eines Schwurs am Leben erhalten. Er würde sie alle umbringen, einen nach dem anderen, angefangen mit dem, der Magnus Drummond getötet hatte. Als er den MacRae mit seinem Begleiter losreiten sah, folgte er ihm.
Kapitel 3
R iona saß unter der altehrwürdigen Eiche abseits des Hauses. Die Flecken auf ihrer Kleidung, ihre unordentliche Frisur und ihre schmutzigen Fingernägel würden der Vorstellung, die Mrs Parker von einer wohlerzogenen jungen Dame hatte, aufs Entschiedenste widersprechen, dachte sie, und dass sie heute Morgen dabei geholfen hatte, ein Kälbchen auf die Welt zu bringen, war im Handbuch guten Benehmens der Engländerin sicherlich nicht als erstrebenswerte Fertigkeit aufgeführt.
Riona zog an ihrem schief sitzenden Zopf, löste ihn und wünschte wieder einmal, dass es eine andere Möglichkeit gäbe, ihr Haar zu bändigen,
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