Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
Birkenzweige gesammelt hatten? Oder an ein grünes Tal, das sie an jenen Nachmittag süßer Schamlosigkeit erinnerte? Sogar wenn sie ans Meer dächte, würde er ihr einfallen, Kapitän, der er war.
Nichts, was sie sich vorstellen könnte, wäre frei von ihm.
Eine Strafe, ihr auferlegt von Gottes Hand. Sündige, Riona, und du wirst immer wieder daran erinnert, hundertmal, tausendmal.
Sie legte die Hand auf ihren Leib. Wuchs dort eine weitere Erinnerung heran? Ein Kind mit magisch-blauen Augen und einem hinreißenden Lächeln?
»Wo steckt Maureen?«, fragte Susanna ärgerlich, als sie hereinkam.
Riona schüttelte den Kopf. »Ich habe sie seit dem Abendessen gestern nicht mehr gesehen.«
Susanna schaute sich im Zimmer um und ging dann zu dem Stuhl, auf dem Rionas Kopfbedeckung lag.
»Ich habe beschlossen, die Haube nicht aufzusetzen«, erklärte Riona.
Susanna hielt das Kunstwerk in der Hand, schaute ihre Tochter an und dann das Etwas aus Spitze und Federn und legte es mit einem tiefen Seufzer wieder auf den Stuhl.
Das einzige Mal heute, dachte Riona, dass sie ihren Willen bekam.
»Harold wartet.«
Riona nickte und straffte ihre Schultern. Gemeinsam würden sie zur Kirche wandern, gefolgt von den Leuten von Tyemorn Manor. Und bald würden Maureen und Captain Hastings denselben Weg gehen.
Susanna nahm sie in die Arme und hielt sie auch noch fest, als Riona sich zurückziehen wollte.
»Werde glücklich, mein Liebes. Es gibt Möglichkeiten.«
»Ja«, stimmte Riona ihr zu, jedoch nur aus Höflichkeit, nicht aus Überzeugung.
Als ihre Mutter und sie kurz darauf den Salon betraten, erhob sich der Bräutigam vom Sofa. Riona knickste leicht vor ihm.
»Ihr seid wunderschön«, sagte er. »Die hübscheste Braut, die ich je gesehen habe.«
Einen Moment lang glaubte sie beinahe, dass er es ernst meinte. Aber dann wurde ihr klar, dass er sie gar nicht wirklich angesehen hatte, denn sonst wäre ihm aufgefallen, dass sie blass war und ihre Hände zitterten. Oder es kümmerte ihn einfach nicht. Sie hätte ihm gerne gesagt, dass sie ein flaues Gefühl im Magen hatte und sich ernsthaft krank fühlte. Stattdessen zwang sie sich zu einem Lächeln und dankte ihm mit tonloser Stimme.
Susanna hatte ihr in der Eingangshalle einen kleinen Wiesenblumenstrauß überreicht, und Riona umklammerte ihn so fest, dass sie die Stiele zerdrückte.
»Seid Ihr bereit?«
Sie nickte gottergeben. Gemeinsam verließen sie das Haus.
Der Aufbruch verzögerte sich jedoch, weil Susanna noch einmal nach Maureen suchen ließ.
»Ich kann nicht glauben, dass deine Schwester sich derart rücksichtslos benimmt«, sagte sie zu Riona.
»Vielleicht pflückt sie Minze für mich. Sie weiß, dass mir gestern Abend übel war.«
»Das könnte sein«, meinte Susanna erleichtert. »Dann muss sie eben nachkommen.«
Schweigend ging Riona mit Harold voran, Susanna und Ned folgten. Polly war zwar noch immer krank, hatte aber trotzdem darauf bestanden mitzugehen, doch die arme Abigail musste zu Hause bleiben und das Hochzeitsmahl zubereiten, da das Fieber die Köchin noch immer ans Bett fesselte. Den Rest des Zuges bildeten die Männer und Frauen, die auf Tyemorn arbeiteten.
In der Kirche wurden sie von den Dorfbewohnern erwartet, die sich ihnen strahlend zuwandten, als Harold und Riona eintraten. Langsam schritten Braut und Bräutigam zum Altar, während die Leute des Gutes sich unter die Anwesenden mischten.
Sonnenlicht fiel durch die Glasmalerei herein, tauchte den Altarraum in weiche Rot-, Blau- und Grüntöne. Die Fenster stammten aus einer anderen Zeit, als die Kirche erbaut worden und eine Trauung eine festlichere Angelegenheit gewesen war. Papistisch, hatte sie sagen hören.
Diese Zeremonie würde ohne viel Aufheben stattfinden, in Form einer schlichten, von der Kirche gesegneten, beiderseitigen Erklärung.
Mr Dunant lächelte beifällig, als sie vor ihm ihre Plätze einnahmen.
Riona hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Dass sie kaum atmen konnte, lag allerdings weniger an der festen Schnürung ihres Kleides als vielmehr an ihrem stetig wachsenden Entsetzen.
Was tat sie hier?
Als junges Mädchen hatte sie manchmal von ihrer späteren Hochzeit geträumt. In ihrer Phantasie war es ein Tag mit singenden Vögeln und ausgelassener Fröhlichkeit gewesen. Obwohl der Bräutigam in ihren Visionen nur als Schattengestalt aufgetreten war, wusste sie genau, dass der Mann neben ihr nicht der war, an den sie sich fürs Leben binden wollte.
Sie konnte
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