Gebissen
wurde, als hätte die Erde Münder oder zahllose kleine gierige Rüssel wie Mücken.
Irgendwas glitt über seinen Ellbogen hinweg, es war breiter und rauer als ein Regenwurm. Es schmiegte sich an die Beuge, schrabbte über seine Haut wie ganz feines Sandpapier. Das Kribbeln nahm zu, als würde ihm ein ganzes Brett mit Akupunkturnadeln in den Arm gedrückt. Oder eine ganze Batterie Spritzen, die ihm sein Blut nehmen wollten. Sein Herz pochte schneller und schneller, pumpte immer mehr Blut in den Arm, von wo es in die Erde floss.
»Wie ein Wurm, nur größer«, teilte er Danielle mit. »Eine Blindschleiche, der man ein Reibeisen unter den Bauch gebunden hat.«
»Dann zieh den Arm jetzt langsam raus. Er soll dir folgen, du bist der Köder.«
»Ich weiß, was ich bin«, brummte Alex und schluckte. Langsam bewegte er sich von der Wand zurück, während sich das Ding um seinen Arm schlängelte, unterdrückte den fast übermächtigen Drang, einfach davonzustürmen. Das Ding war kalt, und seine Berührung rief tiefste Abscheu in Alex hervor.
Schmatzend wand es sich um seine Wunde, deren Brennen augenblicklich zunahm. Ein kaltes Brennen wie bei einer Erfrierung, das sich durch den ganzen Arm zu bohren schien, Kälte, die ins Mark seiner Knochen kroch.
Er spürte ein kräftiges Saugen, irgendwas hakte sich an seiner Haut fest. Alles in ihm drängte darauf, den Arm sofort aus der Erde zu reißen, doch er war der Köder, er musste sich zusammennehmen, sie wusste, was zu tun war, und sie hatte langsam gesagt.
Das Zittern im Boden wurde stärker, Erde regnete auf den Tunnelboden herab. Irgendwas schleifte über seine Finger. Etwas, das viel größer war als ein Wurm.
»Da ist noch etwas anderes. Etwas Gigantisches«, flüsterte er.
»Also wirklich keine kleine Zehe«, knurrte Danielle und umklammerte das Eisenrohr fester. Sie hob es wie einen Speer, bereit, jeden Augenblick zuzustoßen.
Das kleine Ding in der Erde wickelte sich plötzlich fest um Alex’ Handgelenk und hielt ihn fest, zerrte an ihm. Mit einem Ruck wurde er bis zur Schulter wieder hineingezogen. Sein Gesicht knallte gegen die Wand, dumpfer Schmerz breitete sich auf seiner Wange aus, er schmeckte Erde und spürte ihre Kühle auf der Stirn.
»Scheiße!« Er drehte den Kopf weg, presste den linken Fuß gegen die Erde und drückte, stieß sich mit aller Gewalt von der Wand ab, doch sein Arm bewegte sich nicht einen Zentimeter.
»Wo ist er?«, brüllte Danielle.
»Was weiß ich? Dort drin!« Alex zerrte weiter, doch das Ding hielt ihn unerbittlich gefangen. Es schabte über seine Haut, kratzte sie von seinem Fleisch, schmirgelte sich Schicht um Schicht tiefer zu seinen Pulsadern hindurch. Jeden Moment konnten sie platzen, und das Blut würde mit unerbittlicher Geschwindigkeit aus ihm rinnen. Er würde sterben.
»Wo, verdammt! Wo?«
»Es hält mein Handgelenk!« Alex kämpfte wie irr, um dem Griff zu entkommen, zerrte und zog mit aller Kraft, doch es gelang nicht. Er konnte ohne Schwierigkeiten eine Waschmaschine heben, aber hier gewann er nicht einen Millimeter.
Wieder glitt das große Ding über seinen Ellbogen und Unterarm hinweg. Es war mindestens so breit wie ein Autoreifen, wohl eher ein Traktorreifen. Im Gleiten schrabbte es ihm die ganze Haut vom Fleisch.
Alex schrie und schlug mit dem rechten Arm um sich vor Schmerz, zerrte wie wild an dem Arm in der Erde. Das große Ding verharrte und saugte an ihm, als könne jede seiner Poren Blut aufnehmen. Alex spürte Adern in sich platzen und brüllte weiter.
»Wo? Red mit mir!« Danielles Stimme überschlug sich, ihr Blick hastete über die schwarze Wand.
»Mein Arm! Uber meinem Arm!«
Sofort stieß Danielle zu. Sie rammte das Rohr direkt vor Alex’ Gesicht mit aller Kraft in die Erde. Zwei Handbreit tief glitt es wie durch Butter, dann wurde der Schwung gebremst. Keinen Zentimeter mehr schob sich das Rohr voran. Alex packte mit der Rechten zu und half ihr, mehr Druck zu entwickeln.
Die Wände des Tunnels erbebten, die Erde schwappte zwischen den Betonplatten herein. Die drei an die Wand gelehnten Rohre fielen scheppernd um. Das Rohr in Danielles Händen durchstieß irgendwas, eine Platte oder ein Brett, und dann glitt es langsam weiter, als bohrte es sich mühsam in eine zähe Masse.
Plötzlich wurde es Alex aus der Hand geschlagen, es grub sich quer durch die Erde, weiter den Tunnel entlang zur nächsten Betonplatte. Das Ding über seinem Arm setzte sich wieder in Bewegung, kroch über seinen
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