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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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offenen Arm hinweg, das Rohr steckte tief drin. Danielle torkelte mit, ließ jedoch nicht los, klammerte sich fest und presste sich gegen das Ende des Rohrs, drückte es mit aller Gewalt weiter in die Tiefe.
    Immer mehr Erde fiel zu Boden, irgendwo dahinter konnte Alex schwarze Schuppen schimmern sehen.
    Da lockerte das kleine Ding seinen Griff, und Alex konnte sich losreißen. Endlich! Sein Arm war wieder frei.
    Er stürzte auf die Knie, halb fiel er vor Erschöpfung, packte sofort das nächste Rohr, ohne sich um seinen Arm zu kümmern oder auf die Erschöpfung zu achten. Später, dafür war später Zeit. Vom Ellbogen bis zum Handgelenk war alles aufgerissen, Blut tropfte auf den Beton.
    Wäre ich ein Mensch, wäre ich schon tot. Aber ich hin keiner, nicht mehr.
    Mit einem Schrei bohrte er das Rohr in die Wand, wo er eben noch die Schuppen hatte schimmern sehen. Er traf auf Schuppen oder einen anderen harten Widerstand.
    »Stirb!«, brüllte er mit überschnappender Stimme und stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Hass und Wut packten ihn, der Schmerz in seinem Arm gab ihnen weiter Nahrung, wie auch die Angst. Schweiß rann ihm über das Gesicht, den ganzen Körper, sein Arm brannte bestialisch, aber er dachte an nichts anderes mehr, als diesem Ding das Rohr ins Fleisch zu rammen. Oder was auch immer es statt Fleisch haben mochte, dieses Ding aus einem anderen Ameisenhügel. Ganz langsam grub sich das Rohr hinein. Es zitterte in seinen Händen, doch er ließ nicht los, sondern drückte weiter und weiter. Das Ding in der Erde schien stillzuhalten, es kroch nicht mehr weiter. Als hätten die kleinen Rohre es tatsächlich festgenagelt.
    Die Betonplatte neben ihm kippte zu Boden und brach entzwei. Doch er hörte keinen Lärm, irgendwas verstopfte ihm die Ohren, ein dumpfer Druck wie tief unter Wasser. Ihm wurde schwindlig, er konnte aber nicht sagen, ob vom Druck oder Blutverlust. Er achtete nicht darauf, drückte nur immer weiter auf das Rohr ein. Dabei warf er einen kurzen Seitenblick zu Danielle.
    Ihr Rohr war fast bis zum Anschlag in der Erde versenkt, sie wühlte die letzte Erde von der Wand. Darunter kamen dunkle Schuppen zum Vorschein, der Arm eines titanischen Tintenfischs, der Schwanz eines gigantischen Leguans oder ein Schlangenkörper vom dreifachen Durchmesser eines kräftigen Männertorsos. Was es auch war, das Rohr hatte ihm ein Loch in die Seite gerissen, dickflüssiges, dunkelrotes Blut quoll hervor.
    Auch Alex trieb sein Rohr tiefer in den Körper der Kreatur. Sie zuckte, doch nur schwach, als hätte das Rohr sie tatsächlich gelähmt, sie zur Bewegungslosigkeit verdammt. Mit letzter Anstrengung durchbrach er die harten Schuppen auf der Rückseite und stieß das Rohr tief in den Boden dahinter.
    Viel weiter unten im Tunnel wurde eine Betonplatte von der Wand gesprengt, dann noch eine. Schatten schlängelten sich dort, doch inmitten des Getöses und Staubs war nichts Genaues zu erkennen.
    »Da. Mach schon! Wir haben keine Zeit!« Danielle knallte einen Kanister neben ihm auf den Boden, aus dem anderen ließ sie Benzin in ihr Rohr tropfen. Sie hatte es wieder ein Stück weit herausgezogen, so dass das Benzin direkt ins Fleisch der Kreatur floss. Sie ruderte mit dem Rohr hin und her, als wolle sie das Benzin gründlich verteilen, dann schob sie das Rohr wieder ganz durch und begann, die Schuppen von außen mit dem restlichen Treibstoff einzureiben.
    Weitere Betonplatten krachten zu Boden, irgendwas kam von dort hinten heran.
    Hektisch wischte Alex mit dem gesunden rechten Arm die Erde von den Schuppen, nur ganz grob. Dann öffnete er den Kanister und besprengte die Kreatur mit Benzin. Wild spritzte er es durch die Gegend, ein paar Tropfen landeten auf seinem Shirt oder auf dem Boden, das war alles egal. Sie hatten keine Zeit, um gründlich zu sein. Der ganze Tunnel stank inzwischen nach Tankstelle.
    Danielle rammte der Kreatur eben das dritte Rohr hinein, direkt unter Alex’ und beinahe parallel zur Außenhaut. Sie nutzte das vorgebohrte Loch in den Schuppen und wollte die Kreatur nicht durchstoßen, sondern ihr nur tief ins Fleisch dringen. Dann füllte sie den Rest Benzin aus ihrem Kanister ins Rohr und pustete es so tief ins Fleisch des Blutvaters wie möglich. Es sah albern aus, wie sie mit geblähten Wangen an dem Rohr klebte, ein Kind an einem gigantischen Strohhalm, nicht sonderlich heroisch, aber es lag unglaublicher Druck dahinter. Als sie sich vom Rohr löste, ließ sie es schräg im Fleisch

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