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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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gestylt, hell, freundlich; Schuppen mit rotzigem Punk und billigem Bier suchte man hier vergeblich. Trotzdem mochte Alex die Gegend, auch er wurde älter.
    Er saß mit Lisa an einem kleinen Holztisch vor einem orange gestrichenen mexikanischen Café, das leckere Flammkuchen auf der Speisekarte hatte. Nur selten dachte er an Danielle und versuchte, Lisa nicht mit ihr zu vergleichen. Zu verschieden waren die beiden, und ein entscheidender Unterschied war: Lisa war hier, Danielle für immer verschwunden. Er würde nicht sein Leben damit verbringen, einem One-Night-Stand nachzutrauern.
    Sie waren beim dritten Bier angekommen, Lisa hatte aus »linientechnischen Gründen« nur einen Salat gegessen und dabei ein amüsiertes Kompliment für ihre Figur von ihm abgestaubt. Dann wollte er wissen, ob sie wirklich Jura studiere, sie wirke gar nicht so.
    »Wie meinst du das?«, fragte sie.
    »Du lachst zu natürlich«, sagte er, was sie wieder zum Lachen brachte. Laut, aber nicht aufdringlich, einfach ansteckend. Schmunzelnd fuhr Alex fort: »Du redest nicht wie so eine, du scheinst keine Standesdünkel zu haben, willst niemanden über den Tisch ziehen und denkst nicht in Paragrafen.«
    »Du hast ein ziemlich mieses Bild von Juristen, kann das sein?« Sie blickte ihm in die Augen. »Aber nicht jeder Anwalt ist gewissenlos, nicht jeder Richter rechts und korrupt, und darüber hinaus wird nicht jeder Jurist Anwalt oder Richter. Gesetze sind die Spielregeln, nach denen eine Gesellschaft funktioniert, und ich dachte, es ist gut, sie zu kennen.«
    »Es sind die Regeln, keine Frage, aber eine Gerichtsverhandlung ist kein Spiel. Da sollte es um Gerechtigkeit gehen, nicht ums Gewinnen um jeden Preis.«
    »Nicht um jeden Preis. Aber das ganze System funktioniert doch nur, wenn jeder Anwalt seinen Mandanten bedingungslos unterstützt und zu gewinnen versucht. Die Gegenseite fährt ihm schon in die Parade, und das Urteil fällt ja der Richter, der selbst nicht gewinnen kann. Natürlich gibt es Fälle ...« In diesem Moment klingelte ihr Handy. »’tschuldige.«
    »Kein Problem.« Alex nickte, dann sah er weg. Er wollte sie nicht anstarren, während sie telefonierte, wartend und drängend, auch wenn er sie gern betrachtete. Die Haare glänzend rot und hochgesteckt, auch die Lippen rot, die grünen Augen waren voller Leben. Auf der linken Hand, gleich unterhalb des Daumens, hatte sie zwei kleine blasse Leberflecke.
    Er hörte, wie Lisas Stimme ernst wurde, »Was?«, fragte und »Echt?« und schließlich sagte: »Das kann er doch nicht machen.«
    Dabei ließ er den Blick über die anderen Gäste, den belebten Fußweg und die schmale Straße schweifen. Noch immer waren es bestimmt 20 Grad, kein noch so schwacher Wind regte sich. Die meisten waren im T-Shirt unterwegs. Es ging bereits auf 23 Uhr zu, doch Alex hatte das Gefühl, dass es gar nicht richtig dunkel wurde. Er konnte die Gesichter auf der anderen Straßenseite deutlich erkennen, obwohl dort die Straßenlampe ausgefallen war. An den kleinen Kerzen auf den Tischen der Cocktailbar konnte es schlecht liegen. Er musste irgendeine Lampe übersehen haben, doch auch aus den Fenstern der Bar fiel nur wenig Licht.
    Er blinzelte.
    Unsinn, niemand konnte plötzlich besser sehen. Vielleicht ging einfach seine Uhr vor. Oder er bildete sich ein, dass alles heller war, weil er das Date genoss und merkte, wie er sich langsam verliebte.
    Er konnte nicht sagen, weshalb er sich verliebte, das konnte er nie. Darum ging es ja gerade, dass es nicht mit dem Verstand fassbar war. Dass es mehr war als das Lachen, die Augen, die Schlagfertigkeit, die Intelligenz, der Geruch des anderen oder seine Leidenschaft für das, was er tat. Mehr, als jeder Analyseversuch zutage förderte. Es ging um das, was er nie benennen konnte, wenn er gefragt wurde: »Was liebst du am meisten an mir?«
    Veronika hatte nie verstanden, dass er mit einer solchen Frage überfordert war und nicht spontan eine ganze Liste von Eigenschaften und körperlichen Merkmalen runterrattern konnte.
    Er ließ den Blick über die Straße wandern. An der kaputten Laterne lehnte ein großer drahtiger Mann in schwarzer Hose und schwarzem Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt waren. Die oberen drei Knöpfe standen offen, und da, wo der Hals in die linke Schulter überging, zeichnete sich eine frische rote Narbe ab. Auf dem linken Unterarm hatte er ein verschlungenes Symbol tätowiert, irgendein schwarz-rotes Tribal. Mit kalten braunen

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