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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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knapp.
    »Und? Erzähl schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Bist plötzlich weg, und ich seh sie auch nicht mehr an der Bar. Wart ihr in der Kiste? Wie bist du an die gekommen? Erzähl.«
    »Na, ich wollte mir ein Bier holen, da hat sie mich angesprochen.«
    »Sie hat dich ... Komm, erzähl keinen Stuss! Echt jetzt?« Koma lachte. »Sie hat dich angesprochen? Das kann doch nicht wahr sein ...«
    »Toller Freund bist du, ganz toll! Danke!« Aber Alex musste auch grinsen, er wusste, wie Koma es meinte. Er fühlte das Glück vom Vorabend wieder, den Stolz, als er mit dieser Frau zusammen aus dem Gilgamesch abgezogen war, zahllose neidische Blicke im Rücken. Möglichst lässig erzählte er von der Nacht mit ihr. Den einsamen Morgen verschwieg er.
    »Mann, du Glückspilz!«, brach es aus Koma heraus.
    »Ja.«
    »Jens hat das auch gesagt, als ich den anderen gestern gezeigt hab, wo du abgeblieben bist. Mela und Sonja fanden, dass sie nicht zu dir passt.«
    Alex musste lächeln. Natürlich passte Danielle nicht zu ihm, das sah ein Blinder im schwärzesten Tunnel, aber wenn das Frauen über eine andere sagten, gleich als ersten Kommentar, dann bedeutete das oft genug etwas Ähnliches wie das männliche Wow. »Aber für eine Nacht hat es gepasst.«
    »Alter Womanizer!« Koma lachte. »Wie sieht’s heute Abend aus? Machen wir was?«
    »Kann nicht. Ich treff mich mit Lisa.«
    »Welche Lisa?«
    »Die hab ich Mittwoch kennengelernt.«
    »Kommt der Frühling, oder was? Mann, wie machst du das? Ich krieg nicht eine ab, und du ...«
    »Mir laufen sie nach einer Nacht davon.« Alex lachte. So viele Frauen lernte er üblicherweise auch nicht kennen, aber es tat gut, so zu tun, als ob.
    »Besser danach als davor wie bei mir, oder?«, erwiderte Koma. »Aber ich sag’s ja immer. Man hat nur Probleme mit ihnen.«
    »So ist es. Frauen sind das größte Problem, das wir Männer haben.«
    »Du musst reden, du hast wenigstens Probleme. Ich hätte auch mal gern wieder welche.« Koma lachte, wünschte ihm viel Spaß und legte auf.

7
    Es war kalt und dunkel, so dunkel, dass er nichts sehen konnte. Irgendwo tropfte Wasser zu Boden, ganz langsam, Tropfen um Tropfen, wie aus einem alten undichten Hahn. Mit einem hellen Plitsch traf das Wasser auf die Erde, dann war drei, vier Herzschläge lang Ruhe, bevor ein weiteres Plitsch die Dunkelheit durchbrach.
    Und wieder Stille, nur durchbrochen von Georgs schniefendem Atem.
    Plitsch.
    Wieder und wieder. Jeder Tropfen traf hart auf seine Nerven, jedes Mal zuckte Georg zusammen, er wusste nicht, ob sie den Hahn extra für ihn nicht ganz zugedreht hatten, ob sie ihn damit quälen wollten. Er wusste nicht einmal mit Gewissheit, ob es überhaupt ein Hahn war, oder vielleicht ein altes Rohr, das leckte, oder was auch immer.
    Plitsch, bohrte es sich in seine Ohren. Das Geräusch war alles, was mit ihm hier unten in der Dunkelheit eingesperrt war.
    Seine gefesselten Hände und Füße waren taub, die geschwollene Zunge schmeckte schon lange nicht mehr den bitteren, salzigen Geschmack des alten Lumpen, den sie ihm als Knebel in den Mund gesteckt hatten. Staub und Fussel hatte er genug mit seinem Speichel geschluckt, jetzt war ihm übel, und sein Atem ging rasselnd.
    Sie waren zu dritt gewesen, zwei junge Männer und eine Frau, alle drei schwarz gekleidet und mit schweren Schuhen trotz des warmen Wetters. Er wusste nicht, ob sie ihm aufgelauert hatten, ob es ein Zufall gewesen war, dass er plötzlich allein mit ihnen in dieser Gasse gewesen war. Mit ihnen und dem Pärchen, das davongeeilt war, als sie angefangen hatten, auf ihn einzudreschen. Harte, schnelle Schläge, er war sofort zu Boden gegangen, hatte nicht einmal an Flucht denken können, nur daran, den Kopf mit den Armen zu schützen. So gut es eben ging. Stumm hatten sie auf ihn eingetreten, sie hatten ihn nicht beschimpft wie andere. Und als er nur noch gewimmert hatte, gebettelt, sie mögen aufhören, hatte sich einer der Männer ihn über die Schulter geworfen, als wiege er nichts, und sie hatten ihn hier heruntergeschleppt, in die fensterlose Tiefe, und gefesselt. Allein gelassen.
    Er wusste nicht, was sie von ihm wollten. Sie hatten ihm nicht gedroht, hatten keinen Ton gesagt, sich unterwegs nur über einen Film unterhalten. Ohne ein einziges Mal das Wort an ihn zu richten, hatten sie ihn einfach allein gelassen mit seinen Schmerzen und der Angst.
    Plitsch.
    Das Atmen fiel ihm immer schwerer, er bekam kaum noch Luft, der Knebel

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