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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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behauptest du wahrscheinlich, ich mach mich extra leicht.«
    »Auch wenn ich keinen Sport mach, kann ich eine schlanke Frau wie dich hochheben.«
    »Und genau deshalb nimmst du dafür jetzt den Herd in der Küche oder die Waschmaschine im Bad.«
    »Was soll ich?«
    »Heb die Waschmaschine hoch.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Gut, dass du das sagst. Wenn du es nämlich doch kannst ...«
    »... dann bin ich eben stärker als gedacht«, brummte Alex und schlurfte zurück ins Bad.
    Danielle folgte ihm nicht, rief nur: »Pass aber auf den Wasseranschluss auf.«
    Sehr witzig.
    Er starrte den alten weißen Metallkasten an und zögerte. Was, wenn er das Ding wirklich lupfen konnte? Beim Umzug hatten sie auf der Treppe im alten Haus zu dritt geschwitzt und gestöhnt, und das, obwohl sie eine Sackkarre gehabt hatten. Natürlich war das Ding zu schwer für ihn. Dennoch erwischte er sich bei Überlegungen, wie er es am geschicktesten anpacken sollte.
    »Ist doch egal«, murmelte er, schließlich wollte er es gar nicht schaffen, das war doch nur die Idee der bekloppten Danielle. Er war kein Vampir, es gab keine Vampire, und keine Waschmaschine der Welt würde ihn vom Gegenteil überzeugen!
    Mit einem verächtlichen Schnauben ging er in die Knie und schob die Finger so gut es ging unter die Maschine. Er krallte sich fest, die Arme möglichst weit ausgestreckt, den Kopf an das kühle Metall gelegt. Direkt vor seinem Auge war ein fingernagelgroßes Stück Lack abgeschlagen.
    Jetzt!
    Er spannte die Muskeln und zerrte die Arme nach oben. Die wuchtige, alte, viel zu schwere Waschmaschine hob sich tatsächlich vom Boden, schrabbte gegen die Wand, weil er sie schlecht ausbalancierte, schwebte eine Handbreit hoch in der Luft, bis Alex sie wieder runterließ. Vor Schreck, nicht, weil ihm die Kraft ausging. Dumpf setzte sie auf dem Boden auf.
    »Scheiße.« Alex hustete, obwohl es ihn nicht im Mindesten angestrengt hatte. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    »Und?«, fragte Danielle durch die offene Tür.
    »Das beweist gar nichts!« Er spuckte in die Badewanne, wieder war der Speichel von schwarzen Schlieren durchzogen. Nein, es sah mehr aus wie feiner schwarzer Sand. Asche.
    Er packte die Brause und spülte den Speichel in den Abfluss, dann sprang er zum Waschbecken und wischte auch das sauber. Noch immer hing seine schmierige Spucke an der Keramik. Weg, nur weg damit.
    Aber was half es? Er wusste doch davon, seine Erinnerung konnte er nicht einfach in den Kanal spülen. Als er den Wasserhahn wieder zudrehte, konnte er nicht sagen, wie lange er ins Waschbecken gestarrt hatte. Irgendwas stimmte mit ihm tatsächlich nicht, zu vieles war in den letzten Tagen geschehen. Er würde sich einfach in Ruhe anhören, was Danielle zu sagen hatte, vielleicht half ihm ihr Gerede von Vampiren und Nephilim ja doch irgendwie, der Wahrheit näher zu kommen. Der richtigen Wahrheit, nicht ihrer.
    »Du hast gesagt, ich soll Filmen nicht glauben. Dann sind die ganzen Geschichten von Kreuzen und Knoblauch auch erfunden?«, bemühte er sich um einen lässigen Tonfall.
    »Fiktion oder Aberglaube. Wie die Angst vor schwarzen Katzen und irgendwelche albernen Hexenproben. Alles hängt von dem einzelnen Vampir ab und wie er zu dem geworden ist, was er ist. Deshalb fällt es mir schwer, dir zu erklären, was mit dir geschehen ist. Das hätte dein Vater tun sollen, aber den habt ihr ja gleich gepfählt und verbrannt. Es gibt nicht viele Methoden, so ein Wesen zu töten, ihr hattet Glück oder den richtigen Instinkt. Dabei war er eigentlich zu klein, um der Vater eures Dorfs zu sein, wahrscheinlich stammt er aus der Erde eines Weihers oder einzelnen Gehöfts aus der Nähe. Dürfte es bei euch gegeben haben, oder?«
    »Äh, ja«, sagte Alex, der nicht viel von dem verstand, was sie von sich gab. Doch sofort dachte er an die zwei großen einsamen Höfe, die nebeneinander an den Fischweihern südlich von Niederbachingen standen. Immer wieder hatte es ihn damals an die Weiher gezogen, obwohl der griesgrämige Hintermayr jedes Kind vertrieben hatte. Niemand hatte dort mit ihm spielen wollen, er war allein an der Baumzeile zwischen Höfen und Weihern entlanggezogen, hatte Steine übers Wasser springen lassen und manchmal darüber nachgedacht, sich im ruhigen Wasser der schattigen Weiher zu ertränken. Von der alten Hintermayr hatten die Dorfkinder erzählt, sie wäre eine Hexe.
    »Wenn ein Mensch von einem Blutvater oder einer Blutmutter gebissen wurde, dann unterwirft er

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