Gebissen
Zivigeschichte, du weißt schon.«
»Ja, ja.« Was interessierten ihn irgendwelche Zivis? Klang jetzt nicht nach dem besten Platz, aber es war nur darum gegangen, Dampf abzulassen. Wen interessierte ein solcher Artikel schon, wenn die Stadt abbrannte? »Ich muss weiter. Bis dann.«
»Tschau. Und danke.«
Das war das erste Mal, dass sich jemand bei Alex dafür bedankte, dass er ihn angemotzt hatte. Sollte er vielleicht öfter machen. Zumindest hatte es seine innere Sperre gelöst. Noch immer drohten die drei Millionen ihn zu lähmen, zu zerreißen, ihn in zahllose hysterisch gackernde Stückchen zu zerbrechen. Doch er würde sich nicht wahnsinnig machen lassen, er würde Danielle helfen, irgendwie würden sie den Ort herausfiltern, der ...
Die Zivigeschichte! Natürlich!
Der Zivi, der das Blut gestohlen hatte. Das war kein Mitglied eines Organhändlerrings, kein Bluthändler, sondern er hatte das Blut tatsächlich verschüttet, wie er behauptete. Das war keine Reue über seinen Diebstahl gewesen, sondern eine Gabe an den Blutvater, und wenn irgendwer seine Tat direkt über dessen Herzen begangen hatte, dann dieser Zivi. Er hatte sich das Blut geholt und dort verschüttet, wo der Blutvater es gefordert hatte, so musste es gewesen sein. Wo sollte er es sonst verschütten, wenn nicht direkt über dem Herzen? Welche andere Anweisung sollte er im Traum erhalten haben?
»Danielle!« Mit überschnappender Stimme raste er zu ihr und erzählte von seinem Verdacht, und sie gab ihm Recht. Hier hatten sie wirklich einen Ansatz. Das Problem war nun, dass ihnen die Zeit davonlief und der Junge in U-Haft saß. Wenigstens ließ sich im Netz schnell herausfinden, in welchem Gefängnis er saß: Moabit.
»Kannst du ihm keinen Traum schicken?«, fragte Alex ratlos, weil sie erzählt hatte, dass Nephilim das konnten.
»Was soll das bringen?«
»Ich weiß auch nicht. Ich dachte, du kannst irgendwie in seinen Kopf reinsehen oder so.«
»Nein, kann ich nicht. Ich könnte dem ganzen Gefängnis schöne Träume bringen, aber das hilft uns nicht weiter.« Sie lächelte, drückte sich an Alex vorbei und lief ins Schlafzimmer. »Aber wozu brauchen wir auch feuchte Träume, wenn uns echter Sex viel weiter bringt?«
»Wir hatten doch gerade ...«
»Sorry, aber gerade eben dachte ich nicht an Sex mit dir«, kam es aus dem Schlafzimmer.
»Du willst den Zivi vögeln? Das bringt doch nichts! Wenn du bei ihm bist, solltest du mit ihm reden ...« Alex stolperte ihr hinterher. Es passte ihm überhaupt nicht, dass sie mit anderen Männern ins Bett wollte.
»Nicht den Zivi. Das Wachpersonal im Gefängnis. Damit es uns reinlässt.« Sie zerrte einen schwarzen Ledermini aus dem Schrank und eine enge weiße Seidenbluse. »Was meinst du? Dazu noch Stiefel. Hat was Strenges, da stehen so Uniformträger doch drauf.«
»Nicht nur die«, murmelte Alex und gaffte, während sie vor dem Spiegel in den Rock schlüpfte. »Meinst du wirklich, wenn man so leicht in ein Gefängnis käme, hätte sich noch niemand freivögeln lassen oder ein paar Drogen reinbumsen?«
»Vielleicht tun die das ja?«
»Ja, ja, schon klar. Die Knäste wären leer, wenn man nur eine Prostituierte anrufen müsste, um ...«
»Willst du mich jetzt mit einer x-beliebigen Prostituierten vergleichen?« Danielle sah ihn mit hochgezogenen Brauen über die Schulter hinweg an, die glänzende Bluse noch in der Hand.
»Ähm, nein, natürlich nicht«, stammelte er. »Aber kein Mensch ...«
»Kein Mensch, genau.«
Er dachte an die drei Millionen und schluckte seine kindische Eifersucht herunter. Vielleicht hatten sie wirklich eine Chance. Sie und damit auch Lisa.
Morgen dürften die Boulevardzeitungen dann titeln: Die Sex-Retter von Berlin! oder Flammentod von Millionen mit Sex abgewendet!
Er strich ihr über den Hintern und drückte kurz zu. »Du siehst fantastisch aus.«
»Danke. Pack den Kaffee und deinen Löffel ein, ich schminke mich unterwegs.«
Fünf Minuten später saßen sie nebeneinander auf der Rückbank eines Taxis, und Danielle zog sich die Lippen knallrot nach. Seine Hand lag auf ihrem nackten Oberschenkel, gedankenverloren strich er mit dem Daumen hin und her.
»Die haben dort sicher Uberwachungskameras«, flüsterte er ihr ins Ohr. Der Fahrer hatte vorn das Radio laufen, er würde nichts hören.
»Mmh.«
»Wenn dich da einer drauf sieht, wie du mit dem Wächter ... dann schlägt er Alarm.«
»Nein. Wenn wir den Laden stürmen, dann ja. Aber er haut keinen Kollegen
Weitere Kostenlose Bücher