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Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)

Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)

Titel: Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gruberová , Helmut Zeller
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sie ins Herz. «Ich musste doch mit Hilda und Erna gehen, egal, was passiert. Auf keinen Fall wollte ich ohne sie in Płaszów bleiben.» In seiner Verzweiflung offenbart ihr der Kapo seine Gefühle. «Wenn wir beide überleben und dein Mann nicht zurückkommt, werde ich dich heiraten.» Peinlich berührt starrt ihn Miriam an. «Ich hatte doch meinen Béla, außerdem war er in meinen Augen ein alter Mann. Obwohl er noch keine vierzig war, hatte er Goldzähne und eine beginnende Glatze.» Sie dankt ihm für alles, was er für sie getan hat. Als der Zug schon zur Abfahrt bereitsteht, kommt Reichsfeld gelaufen und reicht ihr eine Flasche mit Wasser.

Rückkehr nach Auschwitz-Birkenau, August 1944
    D ie Waggons sind überfüllt, doch die SS-Männer zwingen immer noch Menschen hinein. 7500 Jüdinnen sollen an diesem Tag, dem 4. August 1944, aus Płaszów weggebracht werden. Das Lager wird vor der anrückenden Roten Armee geräumt. Die Hitze ist schon jetzt unerträglich. Aber noch vergehen Stunden, bis ein Ruck durch den Waggon geht. Eva und Ida blicken sich fragend an. Sie sind erleichtert, denn endlich fahren sie. Der Zug stampft in die Nacht hinein. In das Rattern der Räder mischt sich das Stöhnen der Menschen. Immer wieder bleibt der Zug irgendwo stehen. Mit geschlossenen Augen beten Eva und Ida still vor sich hin. Den ganzen darauffolgenden Tag und die zweite Nacht geht das so. Viele Frauen werden ohnmächtig, einige ersticken während der endlosen Fahrt in das nur zwei oder drei Stunden entfernte Auschwitz. Wegen der militärischen Transporte von und zur nahen Front wird der Deportationszug immer wieder auf Nebenstrecken umgeleitet. In den Waggons gibt es keinen freien Fleck, keinen Eimer für die Notdurft. Die Menschen müssen die ganze Zeit stehen, so eng aneinandergepresst, dass auch die Toten nicht zu Boden fallen. Nach Luft schnappend, stehen Eva und Ida in der Masse keuchender, stöhnender Frauen. Beim Einsteigen sind sie an die Waggonwand geschoben worden. Durch die Fugen der Holzwände zieht ein bisschen frische Luft herein. Ihre Glieder schmerzen fürchterlich, und die Fahrt nimmt kein Ende. Wohin werden sie dieses Mal gebracht? Am dritten Tag bleibt der Zug stehen. Eva, Ida und irgendwo in der langen Reihe von Waggons auch Miriam, Erna und Hilda sind wieder in Auschwitz. Entsetzt starren sie auf das Bahnhofsschild und lesen den verhassten Namen. Das kann doch nicht wahr sein, warum hat man uns wieder hierhergebracht? Als die halb verdursteten Frauen zu ihren Baracken kommen, stürzen sie sich auf die Abflussrohre und schlürfen das grünliche Wasser. Es ist der 6. August 1944. Eva ist schon fast im fünften, Miriam im vierten Monat schwanger.
    Diesmal werden die Frauen im Lager registriert. Mit Beginn der Deportationen aus Ungarn führte die SS in Auschwitz besondere Nummernfolgen ein, um das Ausmaß des Mordens zu verschleiern. Die Serien beginnen jetzt mit dem Buchstaben A und laufen jeweils mit Nummern von 1 bis 20.000. A-17.938, das ist die Nummer, die Eva erhält. Sie wird ihr von einem Häftling am linken Unterarm in einer schmerzhaften, aber zum Glück schnellen Prozedur eintätowiert. Etwa 30.000 Jüdinnen befinden sich im Sommer 1944 in Birkenau, auch das Männerlager ist überfüllt. Zur Verstärkung der SS-Wachen kommen frontuntaugliche, ältere Wehrmachtssoldaten und Angehörige von Landesschützenbataillonen. Nach drei Wochen Ausbildung ziehen sie die SS-Uniform an und bleiben in Auschwitz oder verstärken das SS-Lagerpersonal im Deutschen Reich.
    Während der sieben Wochen, in denen Eva und Ida in Płaszów waren, hatte sich im Lager nicht viel geändert. In der überfüllten Baracke stehen jetzt Pritschen mit Strohsäcken, und sie müssen nicht mehr auf dem Boden schlafen. Neben Frauen aus Dunajská Streda, die seit ihrer Ankunft im Juni zusammengeblieben waren, sind hier auch Jüdinnen aus Košice, Komárno, Miskolc, Nyíregyháza und vielen anderen ungarischen und ehemals slowakischen Städten und Dörfern, die jetzt zu Ungarn gehören. In der Menge entdeckt Eva eine Frau aus ihrem Heimatort Brody. Endlich können sie und Ida etwas über ihre Eltern erfahren. Die Schwestern bestürmen die Frau mit Fragen. Wie lange bist du schon hier? Hast du etwas von unseren Eltern gehört? Ihre Antwort bricht ihnen das Herz. Die Bekannte berichtet, dass sie schon länger im Lager sei und in der Tat vor ein paar Tagen ihren Vater gesehen habe. «Sie erzählte uns, dass er mit anderen Männern auf

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