Geboren in Atlantis
Lulu es auch schaffte, die Einfahrt normal zu verlassen.
Sie erreichte die Fahrbahn, der Motor heulte auf, weil sie zuviel Gas gegeben hatte, dann würgte sie ihn in ihrer Hast wieder ab, blieb als Sperrgut auf der alten Straße stehen und merkte, dass die Angst nicht weichen wollte, obwohl sie dem unmittelbaren Gefahrenherd entwischt war.
Weshalb nahm das Gefühl zu?
»Verdammt noch mal, komm endlich!« Wieder kam sich Lulu vor wie in einem Film, als sie den Zündschlüssel drehte und noch einmal aufatmen konnte, als der Motor wieder ansprang.
Sie kurbelte das Lenkrad nach links. Hektische, wilde Handbewegungen trieben sie an. Konnte noch etwas passieren?
Immer wieder dachte sie daran, als sie zuschaute, wie die Reifen über die Gehsteigkante holperten, weil sie die Kurve nicht richtig hatte nehmen können.
Vor ihr lag die Straße. Ein gerades Stück, links die hohe Brandmauer, rechts die Fassaden der grauen Häuser mit den zahlreichen Schlupflöchern als Wohnungen.
Gas und weg!
Eine simple Gleichung, die in ihrem Fall nicht aufging, denn urplötzlich erschienen die Schatten. Es war für sie wie in einem unheimlichen Gruselkabinett.
Die Schatten hatten sich aus der Höhe fallen lassen, hingen an dunklen Kabeln und schwebten pendelnd über der Fahrbahn wie aus dem Himmel gefallene Fledermäuse.
Und sie waren bewaffnet. Etwas blitzte in ihren Händen. Gegenstände, die an Lassos hingen, die geschleudert wurden und immer das Ziel trafen.
Lange Haken, bestehend aus drei, vier Armen, griffen brutal zu und zerstörten die Scheiben.
Von allen Seiten schwebten die Verdammten der Großstadt herbei. Da sie selbst dunkel gekleidet waren, fielen sie in dem Dämmerlicht kaum auf. Deshalb waren sie nur huschende Wesen, die jetzt sicher landeten, einige Schritte liefen, sich wieder fingen, aber die Kabel nicht aus ihren Händen lösten.
Sie hatten sicheren Boden unter den Füßen. Die Haken klammerten sich an den Holmen des Fahrzeugs fest. Längst waren die Scheiben herausgehauen worden. Wie Schnee lagen die Krümel auf den Sitzen. Sie fuhr noch immer.
Lulu wollte es wissen, sie schrie auch dabei. Der Wagen besaß Kraft, gegen die mussten die anderen erst mal ankommen. So schleifte sie einige der Typen mit, die aber nicht losließen, mitstolperten, sich nicht halten konnten, fielen.
Lulu lachte schrill. Es war ihr in diesem Augenblick egal, ob jemand bei dieser Aktion draufging. Sie wollte kämpfen, sie wollte ihr Leben so teuer wie möglich verkaufen.
An der Plakatsäule war sie bereits vorbei, als es sie erwischte. Die Verdammten bekamen Verstärkung, zwei Gestalten liefen dem Fahrzeug geduckt entgegen und drehten dabei ihre Lassobänder, an deren Enden dicke Messer oder Ähnliches blitzte.
Rechts und links der Fahrbahn waren sie aufgetaucht, liefen noch einige Schritte und schleuderten die Waffen.
Treffer!
Beide Vorderreifen zerplatzten. Tiefe Wunden hatten die schweren Messer hinterlassen. Dies war während der Fahrt geschehen, und Lulu glaubte, zweimal einen Knall gehört zu haben. Jedenfalls waren die Reifen zerrissen, ein normales Fahren nicht mehr möglich, wie sie sehr bald merkte.
Der BMW geriet aus ihrer Kontrolle. Er fing an zu schlingern, rutschte zuerst, drehte sich und schoss in die Richtung, wo sich auch die Mauer befand.
Den Gehsteig überflog sie förmlich. Dann weiteten sich Lulus Augen, weil ihr die Mauer vorkam wie ein Todesblock. Sie hielt, der Wagen nicht!
Es waren schreckliche Geräusche, die sie umgaben, als das Blech bewies, wie dünn es war. Zusammengedrückt, zusammengepresst. Innerhalb weniger Sekunden verkleinerte sich das Fahrzeug, und die dabei entstehenden Kräfte spielten mit dem Körper der Fahrerin. Sie schleuderten ihn vor und zurück. Mit dem Kopf schlug sie hart gegen die Nackenstütze, zum Glück hielt der an den Seiten ausgefranste Gurt. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre Lulu durch die Scheibe geschleudert worden.
So aber blieb sie im Fahrzeug.
Die Haken hingen noch immer fest. Sie hatten die Blechholme verbogen, klemmten auch an den beiden Seitentüren, die trotz der Verschiebung des Fahrzeugs mit der nötigen Gewaltanwendung geöffnet werden konnten.
Beide flogen so heftig auf, als sollten sie aus den Trümmern gerissen werden.
Lulu wunderte sich darüber, dass sie nicht schrie. Normalerweise hätte sie schreien müssen, als sie die Gestalten sah, für die sie eine sichere Beute war. Aber sie saß da und merkte, dass sie erst jetzt die Folgen des Unfalls
Weitere Kostenlose Bücher