Geboren in Atlantis
Kompliment, das ist eine Feststellung. Ich kann dich nicht einordnen, du weißt verdammt viel.«
»Ohne ein Atlanter zu sein.«
»Kennst du noch welche?«
»Sicher.«
»Wen?«
»Kara, die Schöne aus dem Totenreich, die Tochter des Delios, und Myxin, den Magier.«
Kosmos schrak zusammen, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Rücken versetzt. »Wiederhole die Namen«, keuchte er und machte den Eindruck, als wollte er Suko im nächsten Moment an die Kehle springen.
»Los, verdammt, wiederhole sie.«
Suko tat ihm den Gefallen und sah, wie Kosmos nickte, als wollte er sich selbst bestätigen. »Kannst du damit etwas anfangen?«
Er strich über sein Gesicht. So wischte man einen unsichtbaren Vorhang weg. »Ja, ja, ich glaube. Verdammt noch mal, ich glaube, sie schon gehört zu haben. Es ist alles weit weg, zu weit.«
»Wenn du zum Beispiel als Schwarzer Priester existiert hast, ist es möglich.«
»Delios!« formte er das Wort. »Delios, ein Feind, Kara, seine Tochter.«
Er sprach jetzt mehr zu sich selbst. »So wie Myxin, zum Henker. Aber Myxin ist…«
»Nein, Myxin war!«
»Wieso?«
»Er hat die Seite gewechselt. Er wollte nicht mehr den Kräften des Bösen dienen. Er sah einfach ein, dass diese Seite nicht gut war, denn dort halten sich die Verlierer auf.«
Kosmos holte tief Luft, bevor er schrie: »Sieht so ein Verlierer aus, Bulle? Schau mich an! Ich bin kein Verlierer! Ich gehöre zu den Gewinnern! Ich habe mich wieder an mein Leben in Atlantis erinnert, und ich habe den Schwarzen Priester in diese moderne und beschissene Welt hineingeholt. Begriffen?«
»Natürlich.«
»Also, Bulle. Ich bin kein Verlierer, sondern der Gewinner. Ich bin derjenige, der alles durchzieht. Ich habe die ganz große Chance bekommen, die ich nutzen werde. Da kannst du sagen, was du willst, denn ich bin Herrscher in einem großen Reich.«
»Wie hast du ihn geholt?« wollte Suko wissen. »Wie schafft man es, einen Schwarzen Priester in die Welt zu holen?«
Er breitete die Arme aus und lachte. »Für diejenigen, in dessen Adern das Blut der alten Rasse fließt, ist es ganz leicht. Ich will nicht sagen, dass es ein Kinderspiel ist, aber ich habe mich auch nicht allzu sehr anstrengen müssen. Ich brauchte nur meinen sicheren Instinkten nachzueilen, und alles war klar.«
»Verstehe.«
»Willst du den Beweis sehen, bevor ich dich vernichte?«
»Natürlich!«
Er lachte laut. Plötzlich benahm er sich wieder wie früher. Er war der große Star, der Held, er war derjenige, der alles in die Reihe brachte, dem die anderen gehorchten, der Gleichgesinnte um sich versammelt hatte, der die Verdammten der Großstadt führte und in diesem Viertel herrschte.
Es musste für ihn leicht gewesen sein, all die Enttäuschten um sich zu versammeln, die Menschen, die dem Leben nichts mehr abgewinnen konnten, die verloren hatten und niemals eine richtige Chance bekommen würden.
Eine einfache Beute für einen Rattenfänger wie Kosmos, der zudem noch mit Dingen spekulierte, die im Verborgenen lagen, so etwas wie Weisheit waren, eingepackt in Mystik und alte Mythologien. Viele, die keine Perspektive sahen, sprangen auf diese und ähnliche Dinge an.
Suko drehte den Kopf. Er wusste, dass er sich bald entscheiden musste. Gehört hatte er jetzt einiges, sein Ziel war zum Greifen nahe, er brauchte nur noch zuzugreifen, aber es passte ihm nicht, dass er nicht die Fäden ziehen konnte.
Das taten andere für ihn.
Die Mitglieder dieses ungewöhnlichen Clubs hatten sich hinter ihm versammelt. Sie standen dort als Wall, Schulter an Schulter, sich gegenseitig berührend. Eine gemeinsame, geschlossene Front gegen Suko, die auf ein Zeichen hin sich auflösen würde, um den Befehlen ihres Gurus zu folgen.
Kosmos war zurückgewichen. Er bewegte sich mit tänzelnden Schritten. Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Lächeln und Anspannung, und die Pupillen glänzten wie kleine Eisfelder.
Neben dem großen Vorhang, auf dessen Schwarz sich das stilisierte Bild der Sonne besonders deutlich abhob, blieb er stehen, streckte seinen Arm aus, fasste in den Samt und sorgte dafür, dass sich eine Falte zwischen seine Finger klemmte.
»Jetzt gib acht, Bulle! Ich habe lange gesucht, ich habe es gefunden. Mein Blut wies mir den Weg!«
Mit einem Ruck zerrte er den Vorhang zur Seite. Die Wand erschien, aber es sah nur so aus. Es war keine Wand, dafür ein matt glänzender, großer Spiegel, der sich aus mehreren Teilen zusammensetzte und das Bild der
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