Geborgen in den Armen des Scheichs
Jungfrau gespielt hatte und doch die Verführerin war. War das, was sie jetzt anrichtete, wieder nur eine Lüge, mit der sie sein Schweigen erkaufen wollte?
Sie wimmerte leise, als er von ihr abließ, um wieder zur Besinnung zu kommen, und doch brachte er es nicht fertig, sie aus seinen Armen zu entlassen.
„Wer bist du?“, fragte er hilflos. „Warum bist du hergekommen?“ Als sie nicht antwortete, beugte er sich über sie. Doch sie hielt die Augen geschlossen und stellte sich taub. „Was willst du von mir?“, fragte er.
„Nichts.“ Dann sanfter: „Es tut mir leid.“ Und ohne ihn anzuschauen, wand sie sich aus seinen Armen und zog mit zitternder Hand die Träger ihres Badezuges wieder hoch. „Sie können jetzt zum Angeln gehen, Kal. Ich verspreche, mich brav an den Pool zu legen und so zu benehmen, wie man es von einer anständigen jungen Frau erwarten darf.“
„Ich gehe nirgendwohin, bevor ich nicht die Wahrheit erfahren habe.“ Dann stöhnte er auf. „Sie zittern ja.“ Dabei war es warm. „Was darf ich Ihnen bringen?“
„Eine anständige Tasse Tee vielleicht?“ Sie schniefte.
Er hob ihr Kinn und wischte die Tränen von ihren Wangen.
Weinen und Zittern … Er wusste nicht, ob er sie trösten oder schütteln sollte. Nur, dass er sie gerne geliebt hätte, wusste er.
„Tee?“
„Ja. Einen Becher mit Teebeutel, Kuhmilch und zwei Löffeln Zucker.“ Sie versuchte zu lächeln. „Gerührt, nicht geschüttelt, bitte.“
„Ich bin froh, dass Ihr Humor noch intakt ist“, sagte er.
„Nicht nur mein Humor, alles andere auch.“ Sie hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Ich bin nur ein einziges Mal so dicht davor gewesen, die Unschuld zu verlieren wie eben, Kal. Wahrscheinlich bin ich zur alten Jungfer bestimmt. Aber die wirklich schlechte Nachricht ist, dass ich allergisch auf Katzen reagiere.“
Kal nahm sich vor, gleich zwei Becher mit Teebeuteln zu besorgen.
10. KAPITEL
„Wer sind Sie?“
Lydia schloss die Hände um den heißen Becher, den Kal ihr gebracht hatte.
Sie saßen auf dem abgedunkelten Balkon ihres Zimmers, nur einige Sonnenstrahlen vielen herein und schimmerten auf Kals Schultern.
„Wer sind Sie?“
„Lydia. Lydia Young. Ich habe als Lady Roses Doppelgängerin gearbeitet, ziemlich bald, nachdem sie sich in der Öffentlichkeit zu zeigen begann.“
„Lydia“, wiederholte er, als wollte er sich den Namen einprägen. „Wie alt waren Sie damals?“
„Fünfzehn. Ich bin ein paar Monate jünger als Rose.“ Sie nippte an dem heißen süßen Tee. „Seit wann wissen Sie es?“
„Ich glaube, geahnt habe ich immer, dass Sie nicht Rose sind.“ Er schaute sie nachdenklich an. „Ich spürte eine gespaltene Persönlichkeit. Als lebten zwei Menschen in einem Körper. „Manchmal haben Sie eine Ausdrucksweise gewählt, die seltsam an einer junge Frau wirkt, die abgeschirmt aufgewachsen ist. Auch dass die Marchioness sonntags in Kochtöpfen gerührt haben soll, überzeugte mich nicht. Und dann natürlich Mrs. Latimer.“
„Sechste Klasse Französisch.“ Sie nippte wieder. „Ich habe befürchtet, dass Sie darauf anspringen, und gehofft, Sie überhören es.“
„Vielleicht wären Sie davongekommen, wenn diese SMS Sie nicht aufgeschreckt hätte. Ich vermutete gleich, dass Sie an den Strand gehen wollten, als sie versuchten, mich loszuwerden. Ich musste nur abwarten. Außerdem habe ich im Internet nachgeschaut, um eine Erklärung für Ihr Verhalten zu finden.“
„Und? Hatten Sie einen Treffer?“
So sprach keine Lady, aber Lydia hatte ja aufgehört zu spielen.
„Ich fand Sie auf den Titeln mit dem niedlichen kleinen Hut, den sie gestern trugen. Die Bildunterschriften sprachen von überstandenem Unwohlsein und frischer Kraft. Weil sie nur so vor Gesundheit strotzten, führte man das auf wahre Liebe zurück.“
Sie stöhnte auf.
„Ich hätte mich besser schminken sollen, doch wir dachten, der Schleier reichte. Vielleicht bin ich auch ein bisschen übermütig geworden, weil alles so gut verlief, und war ein bisschen zu kess zu den Fotografen. Ich Idiotin.“
„Beruhigen Sie sich. Niemand ist auf die Idee gekommen, Sie seien nicht Lady Rose“, versicherte er ihr. „Obwohl neben den Fotos von gestern ein älteres Bild von Rose mit Rupert stand. Doch es gab nur Spekulationen darüber, was sie in Bab el Sama vorhatte.“
„Wenn Ihnen der Unterschied gleich aufgefallen ist …“
„Doch nur, weil ich Zeit hatte, mich in Ihr Gesicht zu vertiefen“,
Weitere Kostenlose Bücher