Geborgen in den Armen des Scheichs
…
„Jedenfalls wäre aus Ihnen eine großartige Schauspielerin geworden. Haben Sie schon in diese Richtung gedacht?“
„Nein.“ Sie war jetzt ernst geworden. „Ich kann und will das nicht mehr, Kal. Ich sollte nicht hier sein, Rose sollte sich nicht verstecken müssen, und ich muss aufhören, zu spielen.“
„Gut. Sie zittern übrigens nicht mehr.“
„Der Tee hat mir geholfen.“ Sie lächelte traurig.
„Ich wollte Sie nicht ängstigen, aber ich war verärgert.“
Lydia nickte. „Mit Recht. Sie sollten Rose beschützen. Doch warum haben Sie es getan, obwohl Sie längst ahnten, dass ich nicht Rose bin?“
Weil Kal verlegen aussah und nicht gleich antwortete, wiederholte sie ihre Frage. „Was ist denn Ihr Problem, Kal? Was verschweigen Sie mir?“
„Dass ich nicht nur aus Liebenswürdigkeit für Ihren Schutz garantiere, dass ich unter Druck stehe, zu Freunden loyal bin, aber auch schlau“, sagte er und schaute sie dabei nicht an. „Es stimmt, auch ich muss Ihnen etwas gestehen.“
Das hörte sich nach etwas Schlimmem an.
„Sagen Sie bloß nicht, Sie sind verheiratet!“
Das sollte sich leichtfertig und nur so dahergesagt anhören. Und doch wartete sie ängstlich auf die Antwort.
„Nein, Lydia. Das bin ich nicht.“
„Verlobt?“
Erst nach einer Weile schüttelte er den Kopf. „Ich habe keinerlei Beziehung.“
Er schwieg, und sie wartete beklemmt auf seine Beichte.
„Sie sollten wissen, dass Lucy sich wirklich um Rose sorgt. Ihr Großvater hat sie gebeten, die Einladung zurückzuziehen, und behauptet, es gebe irgendeine Drohung gegen seine Enkelin.“
„Eine Drohung? Was für eine Drohung?“
„Lucy hat das für einen Vorwand des Dukes gehalten, Rose von der Reise abzubringen. Um ihn und sich zu beruhigen, hat sie ihm gesagt, dass ein Neffe des Emirs persönlich für die Sicherheit von Rose sorgt. Damit hat der Duke sich abgefunden, um den Emir nicht zu beleidigen.“
„Und Lucy hatte keine Angst, ihren Schwiegervater, den Emir, zu beleidigen, wenn ausgerechnet Sie den hohen Gast begleiten?“
„Lucy hat Hanif gerettet. Sie darf sich einiges erlauben, das sich andere nicht erlauben dürfen. Sie darf sogar mit mir befreundet sein. Mein Großvater liegt im Sterben, Lydia. Er lebt nur noch, weil er in Ramal Hamrah beerdigt werden möchte.“
Sie drückte voller Mitgefühl seine Hand.
„Lucy wusste, dass Prinzessin Sabirah Lady Rose einen Besuch abstatten würde, und gab mir die Chance, ihr hier in Bab el Sama zu begegnen, damit ich sie um Fürsprache für meinen Großvater bitten kann.“
„Um was noch?“
„Das ist das Allerwichtigste …“
„Wenn Ihr Großvater nach Hause kommen darf, dürfen Sie auch auf alles andere hoffen? Dass er wieder ein Khatib wird, seinen Titel zurückbekommt und beides an Sie weitergibt?“
„Noch bin ich von der Hälfte meines Lebens abgeschnitten. Obwohl ich die Sprache spreche und hier Eigentum erworben habe. Doch ohne meine Familie …“
Da dämmerte es Lydia, und gleichzeitig erlosch der letzte Hoffnungsschimmer, der noch in ihr geschlummert hatte. „Für Sie ist der Bann erst gebrochen, wenn Sie nicht nur Namen und Titel zurückgewinnen, sondern Ihnen eine mächtige und angesehene Familie dieses Landes eine kostbare Tochter als Ehefrau überlässt.“
Sein Schweigen war Antwort genug.
„Aus diesem Grunde haben Sie vorhin aufgehört. Nur deshalb bin ich noch Jungfrau.“
„Die Ehre sprach dagegen“, gab er zu.
Ehre! Was für ein merkwürdiges Wort. Dieser Mann, der im Westen aufgewachsen war, wurzelte in der Kultur eines Landes, das ihn ausgeschlossen hatte.
„Absolut“, stimmte sie ihm zu. Binnen Kurzem hätten alle Angestellten des Hauses davon erfahren. Prinzessin Sabirah hätte unter einem Vorwand den Besuch abgesagt, und Kal hätte seine Pläne aufgeben müssen.
Sie erhob sich, schob den Sonnenschutz beiseite, schaute über den Garten und versuchte, sich zu sammeln. Als sie sich wieder umdrehte, lächelte sie.
„Ich bin froh, dass wir endlich ehrlich zu einander sind, Kal.“
Ging es hier um Ehrlichkeit oder um Ehre? Oder um keines von beidem?
Während sie ihm die Gelassene vorspielte, konspirierte er noch immer mit der Hochstaplerin, die sie schließlich war, nicht nur gegen die Weltpresse, sondern auch gegen den Emir von Ramal Hamrah.
„Würden Sie mich morgen zum Basar begleiten? Ich möchte meiner Mutter ein Geschenk mitbringen.“
Mit dieser Frage stellte sie ihm eine ganz andere. Beide wussten es. Er
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