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Gebrauchsanweisung fuer Oesterreich

Gebrauchsanweisung fuer Oesterreich

Titel: Gebrauchsanweisung fuer Oesterreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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über die Piste zieht, wenn sich gerade ein Österreicher auf ihr befindet) oder mit einer indiskutablen Setzung der Slalomstangen, die den eleganten, flüssigen Fahrstil des jeweiligen Österreichers behindert.
    Auch bei Fußballspielen der österreichischen Fußballnationalmannschaft wurde und wird auffallend oft davon gesprochen, daß die Österreicher gegen den Wind spielen müßten. (Gegen einen Wind, der also rechtzeitig nach der Pause, zusammen mit den Mannschaften, die Richtung wechselt. Und sich somit die Frage stellt, welche geheimen Mächte eigentlich hinter diesem Wind und seinen Wendungen stehen. Nicht, daß in diesem Zusammenhang je der Name des jüdischen Weltkongresses gefallen wäre, aber die Zuseher können sich ja denken, was sie in solchen Fällen zu glauben haben. Sie wissen um die Kräfte der Magie, und sie wissen auch, daß es einen unabhängigen Wind nicht gibt.)
    Wenn man den modernen Schisport in drei Generationen unterteilt, dann vertritt der 1938 geborene Schranz die erste Generation, der 1953 geborene Franz Klammer die zweite und Hermann Maier, welcher 1972 auf die Welt kam, die dritte.
    Während Schranz noch eher jenem Pathos zugerechnet werden muß, den wir mit Schwarzweißbildern verbinden, mit einer Nachkriegstristesse, als der ganze Fleiß nichts änderte an einer gewissen Unbeholfenheit des Lebens, so steht Franz Klammer bereits für die neue, bunte Zeit, ein Leben in Farbe. Eine Epoche, als gerade dank des Schisports die ländliche Region das Image reiner Unschuld ablegte, sich gewissermaßen vom Heimatfilm verabschiedete und in die Sphären einer kapitalistischen Ordnung vorstieß. So kernig Figuren wie Franz Klammer und bei den Damen Annemarie Moser anmuteten, waren sie bald auch Identifikationsfiguren für das städtische Publikum. Wozu natürlich in erster Linie die Werbung der Schifirmen beitrug, deren logisches Ziel es war, das Schifahren in eine klassenlose Volkskrankheit umzufunktionieren, was ja ganz gut gelang. Dazu gehörte, daß man diese Sportler und alsbald Medienhelden mit einer Art Unfehlbarkeit, einer katholisch geräucherten Allmacht versah (wobei Niederlagen auf die bereits erwähnten Machinationen fremder Gewalten zurückgeführt wurden, was so weit ging, daß immer wieder das Gerücht auftauchte, selbst österreichische Schifirmen würden österreichische Fahrer beim Service benachteiligen).
    Moser & Klammer standen aber desgleichen für die Hochblüte des Mittelstands, da man stärker als je davor und danach die Illusion von einer gerechten Welt vertrat. Und besagte Sporthelden somit nicht eine abgehobene Elite verkörperten, sondern in geheiligter Form Herrn und Frau Jedermann glorifizierten. Diese »Nähe« zwischen dem Volk und seinen Ikonen führt natürlich bis heute zu einer großen Akzeptanz und Toleranz. Siehe Niki Lauda, über dessen unternehmerische Aktivitäten man vielleicht sagen darf, daß ein anderer sie kaum überlebt hätte. Aber jemand, der im Namen der Nation (na ja, und im Namen einer exklusiven Autofirma) einen schweren Unfall überlebt, muß natürlich auch den profanen Rest überleben. Heilige können nicht untergehen, sonst hätte nichts mehr einen Wert.
    Erscheinungen wie Lauda, Klammer, Moser und Krankl sind auf eine spirituelle Weise Staatskünstler. Ihre Siege, ihre Triumphe über den Weltrest sind Auftragswerke des österreichischen Staates. Und daß man ein gelungenes Staatskunstwerk gar nicht hoch genug einschätzen und sodann belohnen kann, versteht sich ebenfalls.
    Vom Spirituellen ist es natürlich nicht weit zum Übermenschlichen. Und nichts drängt so sehr zur Überwindung physischer und psychischer Grenzen wie der Sport. Der Sport als innovatives Ereignis kompensiert das Scheitern in anderen Bereichen. Noch immer sterben wir, noch immer kriegen wir Schnupfen, noch immer waren wir nicht am Mars, noch immer können wir keine Steinpilze züchten, noch immer regnet es, wann es will, noch immer wird man von Schokolade nicht dünner, noch immer können Computer keine Lottozahlen Voraussagen, noch immer wachsen Kartoffeln nicht als Pommes aus der Erde und lassen sich Müllberge nicht zu Kleinplastiken von Friedensreich Hundertwasser schrumpfen, noch immer. . . Und darum eben muß uns wenigstens der Sport eine Vorstellung vom Unmöglichen geben. Daß wir dies so wollen, einerseits, und andererseits den Einsatz leistungsfordernder Substanzen ablehnen, ist ein Widerspruch, an den wir uns mit der Zeit gewöhnen werden. Aus Menschen

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