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Gebrauchsanweisung für Potsdam und Brandenburg

Gebrauchsanweisung für Potsdam und Brandenburg

Titel: Gebrauchsanweisung für Potsdam und Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Rávic Strubel
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per Boot auch die Sand- und Strandbars ansteuern und unter kleinen Zitronenbäumen einen Caipi trinken.
    Fürs Laufen haben Sie noch genügend Gelegenheiten; die Sehenswürdigkeiten befinden sich meistens in Parks, vor denen die Straßenbahnen in gebührendem Abstand halten. Ich würde mir zunächst ein Kanu ausleihen. Unzählige Marinas bieten nicht nur Liegeplätze für Motorboote und Segeljachten, sondern vermieten auch Kajaks und Kanadier. Für Nostalgiker gibt es Tretboote und Ruderboote, mit denen man beispielsweise um die Freundschaftsinsel rudern kann. Für Leute, die es eilig haben, wurde das Wassertaxi erfunden. Diese schnellen gelben Passagierboote verbinden Schloss Babelsberg mit dem Theater und den Neuen Garten mit der Sacrower Heilandskirche. Auf den Fahrgastschiffen »Gustav« oder »Fridericus Rex« bekommt man zum Sightseeing etwas zu essen und wird von Live-Bands in die Stimmung der goldenen Zwanzigerjahre versetzt, als die Ausflüge ins Berliner Umland noch mit Eleganz und großen Hüten verbunden waren. Manchmal gleitet lautlos ein gelbes, lang gestrecktes Schiff vorbei. Es hat bodentiefe Fenster, kristallene Lüster auf den Tischen und Ähnlichkeit mit einem Tiefkühlfach. Das ist die »Sanssouci«. Sie nimmt sich der begüterten Reisenden an. Im Schutz getönter Scheiben werden Menüs gereicht, die – da bin ich sicher – Voltaire, Bijou oder de la Motte Fouqué – heißen. Treibender Trommelschlag über der Havel kündigt ein Drachenboot mit einer Gruppe Jugendlicher oder eine Gruppe Manager an. Sie benutzen die Wasserstraße nicht zum Sightseeing. Sie trainieren den Teamgeist. Ein Einpeitscher im Bug gibt den Takt des Paddelschlags vor, dem sie keuchend gehorchen.
    Das eigentlich Aufregende sind die Flöße. Mit »Huckleberry« fing alles an. Eines Tages waren sie da: schwimmende Plateaus aus zusammengenagelten Holzplanken, auf denen ein Häuschen steht, das aussieht wie eine Kombination aus Zelt und großer Trockentoilette. Auf dem Dach lagern Kinder, während sich das Gefährt, von Papa gesteuert, langsam durch die Seen frisst. »Huckleberry« steht für Abenteuer. Mit »Huckleberry« kommt man zwar nicht weit, weil der Motor zu schwach ist. Aber man benötigt keinen Bootsführerschein, um sich am Steuerrad als Kapitän zu fühlen und vor Biergärten und Stränden zu kreuzen. Und man kann auf dem Floß übernachten. Ausklappbare Sitzbänke im Zelthaus lassen sich zu harten Schlafstätten umfunktionieren. Wen stört jedoch die harte Unterlage, wenn im Dämmerlicht des Sees die Sonne versinkt und aus dem Schilf die Sterne in die blaue Nacht aufsteigen, wenn einem – allein in der Bucht vor Anker liegend – die Größe des Daseins aufgeht, wenn Wellen an die Ausläufer der Träume plätschern und man im blassroten Morgenlicht erwacht, weil ein Schwan den Kopf über die Reling steckt?
    Mittlerweile ist das Flößen Kult. »Huckleberry« hat Konkurrenz bekommen. Es gibt eine komfortablere Version mit kleinen Holzsitzen und Tisch auf dem Vorderdeck. Coole Kids holen sich die Blechhaus-Variante. Und After-work-Partys finden ebenfalls gern in schwimmenden Klubs statt; auf Flößen mit Bar an Bord, groß genug für die gesamte Belegschaft.
    Es kann allerdings vorkommen, dass sich einer in seiner Begeisterung fürs Nasse ein wenig verschätzt. Ich kenne einen Segler, der sich beim Anblick der Potsdamer Gewässer das beste Segelboot kaufte, das zu haben war, das schnellste und schönste, das mit dem elegantesten Mast und dem schlanksten und längsten Schwert. Leider sind die Potsdamer Seen nicht die Riviera, wie der stolze Besitzer des Bootes schon beim ersten Törn feststellte. Sein Mast ist für die Brücken zu hoch, sein Schwert für die Untiefen der Buchten zu lang, weshalb er noch immer auf einem einzigen See im Kreis segelt, ohne je vor Anker zu gehen.
    Kleiner Tipp: Vermeiden Sie am Ende des Sommers das Baden. An manchen Tagen sind die Potsdamer Gewässer voll wie die Autobahn. Viele dieser im Stau stehenden Boote verklappen ihr Abwasser direkt in die Seen, und wer auf dem Floß mal muss, hängt sich mit herabgelassenen Hosen über die Reling …
Potsdamer Freude
    Wie das Wasser, so lieben die Potsdamer ihre Schlösser, Tempel und Teehäuschen. Das ist das Schöne an dieser Stadt: Wer hier wohnt, ist immer zugleich im Urlaub. Während die einen zum Ausspannen das Boot vorziehen, möchten die anderen Kultur. Und in Potsdam hat gibt es nicht nur eine. In Potsdam kann man binnen weniger

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