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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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unserem Besten war, Heaven. Tony mag dich. Er würde nichts tun, was dich aufregen könnte, besonders jetzt, wo du schwanger bist.«
    »Hoffentlich«, sagte ich. Doch es gab so viel in meiner Vergangenheit, von dem Logan nichts wußte – sein Optimismus war verständlich.
    Logan schlief den Schlaf des Unschuldigen, während ich mich unruhig hin- und herwälzte: Mein Geist war gefangen in den Geheimnissen und Schatten der Vergangenheit. Wach lag ich da und grübelte. Wie verrückt das Leben doch war! Drake würde es so ähnlich wie mir ergehen, und meinem eigenen Kind auch. Es würde niemals wissen, wer wirklich sein Vater war. Meine Gedanken überschlugen sich in der verzweifelten Anstrengung, die verwickelte Situation meines Lebens zu klären. So viele Fäden endeten bei Tony – Tony, der meine Mutter vergewaltigt, der Jillian in den Wahnsinn getrieben, der meine Liebe zu Troy zerstört und anscheinend das Leben von Luke genauso beherrscht hatte wie meines. Warum? Soweit ich wußte, hatten sie das erste und einzige Mal miteinander Kontakt gehabt, als Luke Tony telefonisch mitteilte, er habe mir ein Flugticket nach Boston gekauft, damit ich alles über ihn, Jillian und meine Mutter erfahren könne. Danach hatte Tony Luke eigentlich nie erwähnt. Warum sollte er auch?
    Zwischen ihnen lagen Welten, sie hätten genausogut auf verschiedenen Planeten leben können.
    Doch das Telegramm von Lukes und Stacies Tod war an Tony gerichtet, und es war Tony, der alles arrangiert hatte.
    Warum hatte Tony für Luke den Zirkus gekauft, ohne mir davon zu erzählen?
    Es war sinnlos; ich merkte, ich würde in dieser Nacht nicht mehr schlafen können. Logan schlief fest, er war ganz erschöpft gewesen von der Reise. Sein Atem war tief und regelmäßig. Ich stand auf, zog Hausschuhe und Morgenrock an und schlüpfte leise auf den nur schwach beleuchteten Flur.
    Zuerst warf ich einen Blick auf Drake. Auch er schlief fest. Da er sich freigestrampelt hatte, deckte ich ihn wieder zu und ging dann hinaus. Aber ich ging nicht in das Schlafzimmer zurück, sondern drehte mich um und ging nach unten.
    Das Haus war still und voller geheimnisvoller Schatten. Mein eigener Schatten – zehnmal so groß wie ich – folgte mir an den Wänden wie ein dunkler Racheengel. An der Treppe hielt ich inne und bedachte mein Vorhaben noch einmal. Früher war ich überhaupt nicht neugierig gewesen, aber heute… heute nacht brauchte ich eine Antwort.
    Ich ging direkt in Tonys Büro und schaltete das Licht an.
    Sein großer Schreibtisch war übersät mit Papieren. Tony haßte es, wenn jemand seine Sachen durchsuchte, das wußte ich. Er mochte es nicht einmal, wenn die Mädchen saubermachten.
    Daher machte das Büro immer einen verstaubten, ungepflegten Eindruck, doch Tony waren sein Privatbereich und seine eigene Ordnung wichtiger als alles andere.
    Mein Blick fiel auf die Ablagefächer. Ich war froh, daß die Papiere alphabetisch geordnet waren. Zuerst, als ich unter C
    für Casteel nachschaute, fand ich nichts. Verwirrt und enttäuscht dachte ich nach. Dann zog ich den Ordner mit dem H heraus und suchte nach der Aufschrift HEAVEN. Als ich meine Akte in der Hand hielt, setzte mein Herz vor Aufregung einen Moment lang aus.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch und durchsuchte den Ordner. Zunächst waren dort nur meine Schulzeugnisse. Aber dann fand ich einen Zettel, ein Dokument, bei dem mir kalt wurde, kälter als wenn der eisigste Wind durch die Ritzen der Hütte in den Willies geweht hätte.
    Es war eine schriftliche Übereinkunft zwischen Anthony Townsend Tatterton und Luke Casteel, welche die Übergabe des Zirkus an Luke für den einfachen Betrag von einem Dollar unter folgender Bedingung festlegte:
    »… daß er niemals in keinerlei Form mit Heaven Leigh Casteel in Kontakt treten wird.« Die Übereinkunft besagte, daß er den Zirkus verliere, sobald er gegen diese Bedingung verstieße.
    Ich lehnte mich zurück. Völlig überwältigt und entsetzt war es mir unmöglich, wütend zu sein oder zu weinen. Ich verstand nur eines:
    Luke hatte mich noch einmal verkauft.
    13. KAPITEL

    Die Sünden meines Vaters

    Kurz nach Tagesanbruch weckte mich das Tapsen kleiner Füße. Ich öffnete die Augen und erblickte Drake, der mit verwuschelten Haaren in unserer Tür stand und mich scheu anschaute. Ich hatte die Tür offengelassen, damit ich hören konnte, falls er aufgewacht wäre und nach seinem Vater oder seiner Mutter geschrien hätte. Lächelnd setzte ich mich

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