Gebrochene Schwingen
mir in die Augen. Ich mußte wegsehen, um wieder zu Atem zu kommen. Mr. Lakewoods Sekretärin sah von ihrem Notizblock auf und sah dann schnell wieder hinunter. Lakewood stand auf, suchte Mrs. Avery und befahl ihr, mir ein Glas Wasser zu bringen, was diese augenblicklich tat.
»Wieviel wird das kaputtmachen?« fragte ich.
»Wenn Sie sagen ›ziemlich sicher‹, wie meinen Sie das?«
fragte er und brachte mir meine Worte dabei besser ins Bewußtsein.
»Logan hat mit ihr geschlafen.« Ich beschrieb ihm den Vorfall, wie Logan ihn mir erzählt hatte. Mr. Lakewoods Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
»Im schlimmsten Fall«, begann er, »läuft es auf Gegenseitigkeit hinaus. Sie kam zu ihm in die Holzhütte, und soweit wir das bisher wissen, schläft sie sich durch die Betten
– milde ausgedrückt. Zuerst stoppen Sie alle Zahlungen an sie.
Wir stimmen nicht länger zu, daß Logan für die Schwangerschaft verantwortlich ist. Wir bestehen auf einem Bluttest, wenn das Kind geboren ist. Nach dem, was Sie mir gesagt haben, wäre es finanziell nicht so schlimm, wenn sich Logan bei dem Bluttest doch als der Vater herausstellen würde.
Nachdem sie Randall Wilcox jetzt heiratet, und nachdem es allgemein bekannt ist, daß sie mit ihm schon eine Weile zusammen ist, werden wir die Möglichkeit entwickeln, daß es sein Kind ist. In jedem Fall werden wir sie als eine sehr leichtlebige Frau darstellen, und das wird gegen sie arbeiten.
Logans Fehltritt ist nicht gerade hilfreich, aber Männer gehen mal in die Irre. Der Richter, Bryon McKensie, ist ein Mann und wird nicht auf der Grundlage der einen Nacht Logans mit Fanny gegen uns entscheiden. Unglücklicherweise ist Ehebruch heute sehr viel mehr üblich, oder wird zumindest mehr aufgedeckt.
Von diesem Zwischenfall abgesehen, scheint mir doch Ihr Haushalt über eine viel größere moralische Atmosphäre zu verfügen. Wie auch immer, Mrs. Stonewall, ich muß Ihnen sagen, daß es sich nicht um eine angenehme Angelegenheit handeln wird. Ich habe über diesen anderen Anwalt, Wendell Burton, einige Nachforschungen angestellt, und seine Methoden und sein Stil scheinen… soll ich sagen von fragwürdigem Geschmack zu sein? Sie werden im Zeugenstand sein, und er wird Gelegenheit haben, Sie auszufragen. Ich werde natürlich dasein und Widerspruch einlegen, aber Sie müssen sich auf die schlimmste Art der Behandlung im Gerichtssaal gefaßt machen.«
»Ich werde vorbereitet sein«, sagte ich.
»Und Ihr Ehemann?« fragte er, und seine Augen wurden zum erstenmal schmal. Er hatte Logan getroffen und seine Angst schon gespürt.
»Er wird ebenfalls vorbereitet sein«, fügte ich mit Entschlossenheit hinzu.
Ich wußte, daß ich das nur hoffte, denn als die Anhörung näher rückte, wurde Logan immer nervöser. Obwohl ich selbst nur kurz mit seiner Mutter über die Lage nach Drakes Entführung telefoniert hatte, wußte ich, daß Logan und seine Mutter viel darüber diskutierten. Am Nachmittag vor der Anhörung kam Loretta Stonewall zum Hasbrouck-Haus. Ich ging gerade noch einmal alle Dinge durch, die ich mit Camden Lakewood besprochen hatte, damit meine Aussage schlüssig sein würde.
Mrs. Avery kam, um Lorettas Ankunft anzukündigen.
»Führen Sie sie bitte herein, Mrs. Avery, und machen Sie uns bitte etwas Tee.«
Es war ein ziemlich kalter Tag. Die Temperaturen waren in der Nacht zuvor drastisch gefallen, es war, wie Granny gerne sagte, »zu kalt, sogar für den Schnee«. Loretta trug einen langen Silberfuchsmantel, ein Geburtstagsgeschenk von Logan. Sie rauschte ins Zimmer herein und wirkte hektisch und aufgeregt, so als wäre sie den ganzen Weg von ihrem Haus zum Hasbrouck-Haus gerannt.
»Oh, es ist so kalt«, sagte sie. »Wie geht es dir, meine Liebe?
Wie hältst du dich nur aufrecht?« Sie ließ sich in den großen Sessel vor dem Schreibtisch fallen, um wieder zu Atem zu kommen, und drückte ihre Hand gegen ihren Hals, wie jemand, der den Puls fühlt.
»Mir geht es gut«, sagte ich. »Mrs. Avery wird uns gleich etwas Tee bringen.«
»Wie aufmerksam. Du bist so aufmerksam und klug. Das war eins der ersten Dinge, die ich Logan gesagt habe, als er mir erzählte, wie gern er dich hatte. Es ist sehr klug von ihr, sagte ich, daß sie sich so schnell so hochgezogen hat.«
»Danke, Mutter Stonewall.«
»Oh, bitte nenne mich Mutter. Mutter Stonewall hört sich an, als sei ich eine Urgroßmutter«, fügte sie hinzu und ließ ein kurzes, dünnes Lachen hören.
Normalerweise hätte
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