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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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guten Erinnerungen daran, und so fühlte er auch kein Verlangen zurückzukehren, nicht einmal zu einem kurzen Besuch.
    »Es ist immer das gleiche«, sagte Logan, der plötzlich an meiner Seite aufgetaucht war. Er sah in seinem Frack sehr stattlich aus. Er hatte eine weiße Nelke ins Knopfloch gesteckt.
    »Logan Stonewall«, rief Jane aus. »Wie gut du aussiehst!«
    »Und wie groß und wie schön du geworden bist, Unsere-Jane«, antwortete er ihr.
    »So ruft mich jetzt niemand mehr«, sagte sie und wurde rot.
    Logan wandte sich an Keith. »Du bist sicher noch gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Heaven hat mir immer von deinen Leistungen am College erzählt. Sie ist sehr stolz auf dich. Stolz auf euch beide. Wir brauchen bald junge Männer wie dich in Winnerow. Es wird sich dort einiges grundlegend ändern.«
    »Ja?« fragte Keith.
    »Wir sprechen später darüber«, sagte Logan. »Jetzt hole ich uns erst einmal Champagner und etwas zu essen, oder, Heaven?«
    Ich küßte ihn, und er ging los und ließ mich mit Keith und Jane allein.
    »Was ist das für ein wunderbares Fest«, rief Jane. Gerade hatte die Kapelle am Swimmingpool angefangen zu spielen, und die ersten Gäste tanzten schon.
    »Du mußt mir alles erzählen, Unsere-Jane… Ich meine, Jane«, sagte ich und nahm sie noch einmal in den Arm.
    »Du darfst mich Unsere-Jane nennen, wenn du es möchtest, Heaven. Ich bin ja so froh, dich zu sehen.« Sie klatschte in die Hände, wie sie es als kleines Mädchen getan hatte, wenn sie aufgeregt gewesen war. »O Heaven, ich kann jetzt nicht still stehen bleiben. Macht es dir etwas aus, wenn ich ein bißchen herumgehe? Ich wollte dich eigentlich nicht so schnell allein lassen, aber all diese Blumen, der Swimmingpool und – «
    »Geht ihr junges Volk nur los und macht euch eine gute Zeit, die beste Zeit eures Lebens. Wir sehen uns später«, sagte ich.
    Sie gingen Arm in Arm davon. Ich beobachtete sie noch eine Weile, wie sie miteinander lachten, sich gegenseitig ins Ohr flüsterten, Witze machten und kicherten. Sie waren sich immer noch sehr nahe, sehr empfindsam für die Gefühle und Stimmungen des anderen. In dem hintersten Winkel meines Herzens war ich neidisch auf ihre Beziehung. Früher einmal waren Tom und ich ähnlich eng verbunden gewesen. Dadurch, daß ich sie zusammen sah, fühlte ich mich klein und einsam.
    Sollte ich immer ein Waisenkind bleiben? Würde ich nie das Gefühl erfahren, wirklich jemandem zu gehören? Aber ich widersprach mir selbst: Schau, was Tony alles für dich getan hat! Wahrscheinlich war es letzten Endes doch Farthy, wo ich hingehörte.
    Meine Augen suchten Logan. Ich wünschte mir, daß er neben mir stand, mich unterhakte und den ganzen Empfang über als mein Gatte bei mir war. Aber wann immer ich ihn auch erblickte, immer war da Tony, der ihn von einem Geschäftsfreund zum nächsten zog und ihn mit der Creme de la Creme der Bostoner Gesellschaft bekanntmachte.
    Ein bißchen traurig ließ ich Logan bei Tony zurück und ging zu dem Innenhof am Swimmingpool. Tony mochte keinen Rock ‘n’ Roll, deshalb spielte die Kapelle nur klassische Musik und angenehme Unterhaltungsmusik. Die Gäste tanzten Jitterbug zu »In the Mood«. Andere saßen an kleinen Tischen, unter bunten Sonnenschirmen und aßen; wiederum andere bummelten von einer Gruppe zur anderen und tauschten Klatsch aus.
    Tony hatte über zwanzig zusätzliche Bedienstete für diesen Empfang eingestellt. Kellnerinnen und Kellner in rotweißen Uniformen eilten über das Gelände und boten auf silbernen Tabletts Champagner in langstieligen Gläsern oder appetitliche Häppchen an. Schließlich hatten sich mindestens vierhundert Menschen eingefunden, alle in teuersten Kleidern, zum Teil in Modellen von Saint Laurent, Chanel, Pierre Cardin und Adolfo. Der warme Wind trug ihr Gelächter und das Geräusch ihrer Unterhaltung über den gepflegten Rasen.
    Einige der Gäste hatte ich schon früher kennengelernt. Doch nur noch an wenige konnte ich mich erinnern. Obwohl sie versuchten, einen individuellen Stil zu haben, wirkten sie doch alle gleich. Nach meinem zweiten Glas Champagner kicherte ich innerlich über die Vorstellung, daß eine Armee von Schaufensterpuppen lebendig geworden und aus den Fenstern der eleganten Bostoner Geschäfte geklettert war.
    Plötzlich sah ich, wie Tony etwas in das Ohr des Kapellmeisters flüsterte.
    »Meine Damen und Herren«, rief der Kapellmeister in das Mikrofon, »ehe wir mit dieser Festlichkeit

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