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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hatte. Selbst das von Jillian schien im Vergleich dazu klein.
    Als nächstes ging ich in das Ankleidezimmer rechts vom Badezimmer. Es war so tief und so lang, daß es mir vorkam, als wäre es so groß wie unsere gesamte Hütte in den Willies.
    Es hing sogar schon Kleidung in den Schränken, Kleider, Röcke und Jacken, alle nach der neuesten Mode. Überrascht drehte ich mich zu Tony um.
    »Ich habe neulich einen Einkaufsbummel gemacht. Was dir nicht gefällt, schicken wir zurück. Mach dir darüber keine Sorgen.« Er lächelte.
    »Ich kann das alles nicht glauben«, sagte ich. Am Boden der Schränke stand sogar ein Sortiment passender Schuhe. Tony wollte immer alles unter Kontrolle haben, sogar meine Kleidung und mein Make-up.
    Aber was mir am meisten auffiel, war das Gemälde, das über dem Bett direkt unterhalb des Baldachins hing. Es war ein Ölbild, das eine Szene in den Willies zeigte, mit einer Hütte vor dem Hintergrund eines Bergrückens. Zwei kleine Figuren saßen in Schaukelstühlen auf der Veranda vor der Hütte. Sie sahen Grandma und Grandpa recht ähnlich.
    »Natürlich kannst du alles ändern«, sagte Tony.
    Ich schaute ihn einen Moment lang an, dann schüttelte ich den Kopf. Offensichtlich hatte er mit den Renovierungsarbeiten schon vor längerer Zeit begonnen. Tony mußte das schon geplant haben, als er nur hoffen konnte, daß Logan und ich einmal hier wohnen würden. Ich wollte böse sein, ihn dafür hassen, daß er immer bekam, was er wollte.
    Aber die Schönheit und der Reichtum der Räume, die er geschaffen hatte, um meinem Geschmack zu schmeicheln und mir ein Gefühl von Glück und Heimeligkeit zu geben, milderten meinen Unwillen und brachten die Glut meines Ärgers zum Verglimmen.
    Ich schaute Logan an, der strahlend neben Tony stand. Ich hatte plötzlich einen beängstigenden Gedanken: Sollte er die ganze Zeit schon davon gewußt haben, schon lange, ehe wir nach Farthy kamen? Sollte er schon immer gewußt haben, daß Tony ihm die Vizepräsidentschaft anbieten würde, und seine Freude und Aufregung nur gespielt haben? War er zu solchen Täuschungen fähig? Ich konnte es mir eigentlich nicht vorstellen, aber unter Tonys Leitung war alles möglich.
    »Wie konntest du wissen, daß wir deinen Vorschlag auch nur in Betracht ziehen?« fragte ich Tony. Er zuckte die Achseln.
    »Das ist doch egal. Wenn ihr nicht hier einziehen würdet, könnten die Räume einen anderen Zweck erfüllen – sie wären eben eure privaten Gästezimmer, für euch bereit, wann immer ihr sie benutzen wollt. Es war wohl kaum ein finanzielles Risiko«, fügte er lächelnd hinzu. Logan lachte.
    »Ich habe mir keine Sorgen um das Geld gemacht«, sagte ich.
    Seine Augen wurden schmäler, aber sein Lächeln blieb, klein und fest. Ich blickte wieder auf das Gemälde. »Wer hat das gemalt?«
    »Einer meiner Künstler aus dem Werk. Ich schickte ihn in die Willies, und er kam damit zurück. Ziemlich gut, finde ich. Wie gefällt es dir?«
    »Es ist wunderbar«, gab ich zu. Wieder verschränkte ich die Arme. Es war ein wunderbares Bild. Immer, wenn ich es anschaute, füllte sich mein Herz mit Wärme und mein Geist mit Erinnerung. Fast konnte ich hören, wie die Schaukelstühle quietschten.
    »Ja?« fragte er.
    Ich schaute sie beide an. Logan hatte begonnen, Tonys Haltung und Tonys Lächeln zu imitieren.
    »Ich weiß es nicht. Ich fühle mich wie jemand, der fortgerissen wird. Ich muß nachdenken… über vieles nachdenken.«
    »Gut«, sagte Tony. »Kümmern wir uns besser um die Dinge draußen.« Er schaute auf seine Uhr. »Für den Empfang morgen bleibt uns nicht mehr viel Zeit.« Er ging los, blieb aber an der Schlafzimmertür stehen und wandte sich zu mir um. »Sei nicht böse mit mir, Heaven, daß ich mich um dich kümmere und möchte, daß du glücklich bist«, sagte er und ging hinaus, bevor ich antworten konnte.
    »Logan Stonewall«, sagte ich, wirbelte herum und schaute ihm ins Gesicht, »hast du etwas davon gewußt, ehe wir nach Farthy kamen? Sag mir die Wahrheit!«
    »Was… natürlich nicht… wie sollte ich denn?« Er hob seine Arme, um seine Unschuld zu unterstreichen. Ich beobachtete ihn eine Zeitlang und kam zu dem Ergebnis, daß er die Wahrheit sagte. »Warum bist du denn überhaupt so aufgeregt?
    Schau dich doch um! Ist es nicht schön hier?«
    »Das sehe ich. Aber erinnere dich bitte an das, was ich vorhin zu dir sagte… über Männer wie Tony, die immer kriegen, was sie wollen. Verstehst du denn nicht? Er muß damit

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