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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Weise geweigert hatte, sie als etwas anderes zu sehen als die Schönheit, die sie einmal gewesen war.
    Wahrscheinlich war das der wahre Grund, weshalb er sie in Farthy behalten hatte. Wahrscheinlich hatte er gehofft, daß, wie durch ein Wunder, die Frau, die er einmal geliebt hatte, zu ihm zurückkehren würde.
    »Ich kann es nicht glauben«, wiederholte er immer wieder.
    »Ich kann es nicht glauben.«
    Er sah sie an wie damals, als ich zum ersten Mal nach Farthy kam und sie beide gesund, aktiv und lebendig gewesen waren.
    Jillian, die schönste Frau, und Tony, der eleganteste Mann, die ich je gesehen hatte. Sie waren das Traumpaar, die Prinzessin mit einem jungen, reichen Ehemann in einem Traumschloß.
    »Jillian«, stöhnte er. »Meine Jillian.« Er drehte sich zu mir, und seine Augen, in denen das Wasser stand, bettelten um Zustimmung. »Das ist nicht wahr!«
    »O Tony«, sagte ich, »vielleicht ist es das, was sie gewollt hat; vielleicht konnte sie so nicht mehr weiterleben.
    Wenigstens ist sie so eingeschlafen, wie sie sich sehen wollte: jung und schön. Ich bin sicher, daß sie dabei glücklich war.«
    Er nickte und schaute sie wieder an.
    »Ja«, sagte er, »du hast natürlich recht.« Er küßte ihre Hand und stand dann auf, mit den Händen bedeckte er seine Augen.
    Dann strich er durch seine Haare, während er sich aufrichtete.
    »Gut«, sagte er mit einem eher offiziellen Ton. »Wir müssen jedenfalls den Doktor rufen. Bei einem unerwarteten Tod gibt es immer eine Untersuchung.«
    »O mein Gott! O mein Gott!« sagte Martha Goodman. »Die arme Frau!«
    »Davon will ich nichts mehr hören«, sagte Tony schnell.
    »Wir haben jetzt genug zu tun. Wir müssen alles arrangieren.
    Die Leute informieren.« Er drehte sich zu mir. »Was ist mit dir? Kannst du…«
    »Ja«, sagte ich. »Martha und ich, wir stützen uns gegenseitig.
    Es wird schon gehen, Tony. Mach du deine Sachen. Ich helfe dir, wo ich kann.«
    »Ich danke dir«, sagte er und schaute noch einmal auf Jillian.
    »Ich sage es jetzt den Dienstboten und rufe den Doktor.«
    Nachdem er den Raum verlassen hatte, wurde Marthas Schluchzen heftiger und lauter. Ich brachte sie in ihr eigenes Schlafzimmer und riet ihr, sich anzuziehen.
    »Ich werde das jetzt auch tun«, sagte ich.
    »Natürlich. Sie haben ja recht. Ich muß mich zusammenreißen. Vielen Dank, Heaven. Sie sind so stark.«
    Ich ließ sie allein und ging in mein Zimmer. Jillians Tod überwältigte mich. Er folgte so schnell auf die Auferstehung von Troy – und damit auf die Auferstehung meiner Liebe zu ihm. Doch der Tod war kein Fremdling für mich.
    Ich dachte an die Art, wie Jillian von dieser Welt in eine andere gegangen war. Sie tat mir nicht so leid wie Tony. Er hatte versucht, die Zeit seines Lebens festzuhalten, die glücklich und wunderschön gewesen war. Doch nun war sie unwiderruflich vorbei. Er war früher nie so allein gewesen, wie er es jetzt sein würde.
    Nachdem ich mich angezogen hatte, rief ich Logan in Winnerow an und erzählte ihm die Nachricht. Er versprach, die erste Maschine nach Boston zu nehmen.
    »Wie nimmt es Tony auf?« fragte Logan.
    »Im Augenblick beschäftigt er sich mit den offiziellen Dingen. Später dann wird es schwer für ihn«, sagte ich und sprach aus Erfahrung.
    »Und wie geht es dir?« fragte Logan.
    »Ich komme schon zurecht.«
    »Ich komme, so schnell es geht«, versprach er. »Ich bin für dich da, wann du mich brauchst«, fügte er hinzu, ehe er auflegte.
    Vielleicht war es das Versprechen von Logan, daß die Schleusen für meine Tränen geöffnet wurden. Ich wußte, daß er es ernst gemeint hatte, und die Zärtlichkeit in seiner Stimme erinnerte mich daran, wie sehr ich mir eine Familie wünschte und brauchte. Ich hatte mir früher immer gewünscht, daß Jillian mehr eine Mutter für mich sein würde als eine Großmutter. Es stellte sich heraus, daß sie beides nicht war.
    Ich war ihr deswegen böse, aber ich hatte nie aufgehört, mir zu wünschen, daß sie mir Liebe geben würde.
    Ich dachte an die vielen aus meiner Familie, die ich schon verloren hatte: die Mutter, die ich nie gekannt hatte, weil sie bei meiner Geburt gestorben war, den vermeintlichen Vater, der mich nicht mochte, weil durch meine Geburt seine angebetete Frau gestorben war. Meine Granny, die durch das harte Leben in den Willies vorzeitig gealtert, abgearbeitet und ausgebrannt war. Meinen Großpapa, der mich schließlich geliebt und sich auf mich verlassen, doch bis zu seinem Tod in seiner

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