Gebrochene Versprechen
Sterbeurkunden ist von der zuständigen Gesundheitsbehörde beglaubigt worden«, untermauerte Commander Curew ihre Erkenntnisse.
Captain Garret studierte die Urkunden peinlich genau, nahm sie sogar mit zum Tisch der Anklage und verglich sie dort mit seinen eigenen Aufzeichnungen, um sich letzten Endes, die hohlen Wangen vor Beschämung leicht gerötet und mit finsterem Blick, Lovitt zuzuwenden, der seine Schultern mittlerweile fast bis zu den Ohren hochgezogen hatte.
Im Anschluss eilte der Anwalt nach vorn und gab dem Richter die Dokumente zurück, wobei seine auf Hochglanz polierten Schuhe auf dem Hartholzboden laut klackten. »Euer Ehren«, begann er widerwillig. »Da diese Sterbeurkunden echt zu sein scheinen, kann der Angeklagte unmöglich des Mordes an Daniels, Keyes und Smith schuldig sein; die Anklage wegen Zerstörung von Marineeigentum bleibt allerdings auch weiterhin bestehen – «
»Es war Commander Lovitt, der mit dem Maschinengewehr geschossen hat«, gab Admiral Pease zurück. »Glauben Sie wirklich, er hätte den Helikopter bei einem Schussfeld von zweihundertsiebzig Grad getroffen, wenn er es nicht darauf angelegt hätte?« Er ließ krachend seinen Hammer niederfahren. »Das Verfahren die Marine der Vereinigten Staaten gegen Lieutenant Renault wird aus Mangel an Beweisen eingestellt!«, sagte er mit donnernder Stimme über das verblüffte Gemurmel der Zuschauer hinweg. »Wachen!«, fügte er hinzu und gab den Sicherheitsbeamten, die Jaguar in den Saal gebracht hatten, ein Zeichen. »Nehmen Sie Commander Lovitt in Gewahrsam!«
Aus den Reihen der Navy SEALs war Jubel zu hören. Geschlossen strömten sie nach vorn und umringten Commander Curew, die in aller Bescheidenheit hastig vor ihnen zurückwich. Luther legte einen Arm um Westys Schultern und zog ihn triumphierend an sich. Sie hatten es geschafft! Jaguar war ein freier Mann!
Dem Chief war die Umarmung sichtlich unangenehm. »Entschuldigen Sie bitte, Sir«, sagte er und drückte sich an Luther vorbei, der ihm nachsah, wie er sich im Fahrwasser von Mrs Garret einen Weg zum Hinterausgang bahnte. Großer Gott, Westy lief der Frau tatsächlich hinterher.
Plötzlich erregten Jubelrufe vorn im Gerichtssaal Luthers Aufmerksamkeit. Eine Horde junger SEALs hatte Commander Curew auf die Schultern gehoben und marschierte nun mit ihr durch den Saal, ohne ihren Drohungen, sie mit Prozessen zu überziehen, Gehör zu schenken.
Wie aus dem Nichts tauchte Sebastian auf und drückte Luther die Hand. »Wir haben es geschafft, Sir. Kommen Sie, reden wir mit Jaguar.«
Gabe, dem sichtlich eine Last von den Schultern gefallen war, umarmte gerade seine glückstrunkene Familie und wirkte mehr als zehn Jahre verjüngt. Als Luther und Sebastian auf ihn zusteuerten, löste er sich von seinen Lieben und nahm ihre Glückwünsche entgegen. Hinter ihnen stellten sich weitere SEALs an, um es den beiden gleichzutun.
Luther konnte den unverhofft errungenen Sieg noch immer nicht fassen und drehte sich einmal im Kreis. Warum nur fühlte er sich alles andere als siegreich? Vinny klopfte ihm auf die Schulter. Teddy wischte sich Tränen aus dem Gesicht. »Ich muss weg«, sagte Luther und wandte sich dem Ausgang zu.
Als er das Foyer betrat, stellten sich ihm zwei Männer in marinefarbenen Windjacken in den Weg. Am Logo auf ihrer linken Brust erkannte er, dass sie vom FBI waren. Luther nahm an, dass sie Tanya Obradovic abholen und in diesem Zusammenhang mit ihm reden wollten, doch dann fiel ihm der junge Mann hinter den beiden auf, den er von Fotos in Hannahs Schlafzimmer her kannte.
»Lieutenant Lindstrom?«, erkundigte sich der kleinere der beiden FBI-Männer.
»Ja.«
»Agent Crawford«, stellte er sich vor. »Und dies sind Special Agent Hearn und Kevin Geary.«
Luther schüttelte ihnen die Hände, wobei er feststellte, dass Kevin ebensolche Pranken besaß wie er selbst.
»Wir haben von dem Zwischenfall gestern Abend gehört«, fuhr Agent Crawford fort und schaute an Luther vorbei in den Gerichtssaal. »Wir sind hier, um Miss Geary in unsere Obhut zu nehmen.«
Luther fühlte sich unmittelbar angegriffen. Andererseits, warum so abwehrend reagieren, wenn es hier um Hannahs Sicherheit ging?
»Wo ist sie?«, fragte Kevin besorgt.
Er zuckte kaum merklich zusammen. »Im Städtischen Krankenhaus«, musste er eingestehen. »Sie hat gestern einen Streifschuss abbekommen.«
Agent Crawford funkelte ihn an. »Das haben Sie gestern, als Sie in Valentinos Büro angerufen haben, aber
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