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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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Befürchtungen.
    »Nein, werden wir nicht«, sagte der junge Mann und vergrub das Gesicht in den Händen. »Das da ist Onkel Calebs Maschine.«
    Als Direktor der DIA verfügte Caleb Newman über zwei Flugzeuge: einen Jet vom Typ Cessna Citation wie jener, in dem Hannahs Eltern umgekommen waren, und eine zweimotorige Turboprop Beech King Air. Eine Maschine, die man auch an außergewöhnlichen Orten wie dem winzigen Rollfeld der Halbinsel Yucatán ohne Probleme landen konnte.
    Hannah beobachtete, wie die Startbahn von Oceana unter ihnen immer kleiner wurde, und hatte das Gefühl, ihr Magen würde sich umdrehen. Bereits auf ihrem letzten Flug mit Luther an ihrer Seite war sie nervös gewesen. Doch nun, in dem viel kleineren Flugzeug, mit Brummschädel und innerlich komplett aufgewühlt, befürchtete sie, sich sogar übergeben zu müssen.
    Dabei war es nicht nur ihre Flugangst, die sie leiden ließ. Irgendetwas stimmte nicht. Aber was? Lag es an der Neuigkeit, dass ihre Eltern ermordet worden waren? Sie wischte ihre feuchten, kalten Hände an den Hosenbeinen ab und umklammerte wieder die Armlehnen ihres Sitzes. Oh Gott, mit so schwerem Herzen konnte sie keinen klaren Gedanken fassen!
    Newman tätschelte ihr den Unterarm. »Aufgeregt, Liebes?«
    »Mir geht’s gut«, log sie.
    »Das wird schon wieder«, versprach er. »Du musst nur an den Sandstrand und den blauen Himmel denken. Bald bist du außer Gefahr und liegst entspannt am Meer.«
    Das Wort »Meer« erinnerte Hannah an Kuba. Sie hätte kein Problem damit, nie wieder eine Welle gegen den Strand branden zu hören. Aber es wäre unhöflich gewesen, ihn darauf hinzuweisen, schließlich wollte Onkel Caleb ihr bloß helfen. »Ich kann mich aber nicht ewig verstecken«, zeigte sie auf.
    Bekümmert musterte er ihr Profil. »Ja, natürlich nicht, meine Liebe. Aber ich hoffe, dass du fürs Erste dort bleibst. Zumindest so lange, bis diese Geschichte mit Westmoreland vorbei ist.«
    »Und sobald er nicht mehr im Amt ist«, überlegte sie laut, »kann ich ohne Gefahr zur CIA zurück.«
    Er seufzte traurig. »Was hat die CIA, was ich dir nicht bieten kann?«, wollte er wissen. »Wir haben auch eine Auslandsabteilung. Wenn du unbedingt reisen willst, kann ich dich dorthin versetzen.«
    »Stimmt.« Sie nickte und versuchte, nicht sarkastisch zu klingen. »Und darüber hinaus wirst du dafür sorgen, dass ich nur in die sichersten und denkbar ungefährlichsten Einsätze geschickt werde. Aber das ist nicht das, was ich will, Onkel Caleb. Ich möchte etwas bewegen.«
    »Überlass das nur mir«, antwortete er und schaute wieder nach vorn.
    Und damit war die Unterhaltung beendet, ohne dass sie ihn in irgendeiner Weise überzeugt hätte.
    »Ich werde zurückgehen«, beharrte sie, wohl wissend, wie kindisch sie sich anhörte.
    »Du bist stur«, sagte er und presste die Lippen aufeinander. »Genau wie deine Mutter.«
    Seine seltsame Bemerkung machte sie stutzig. »Was hat denn meine Mutter damit zu tun?«, wollte sie wissen.
    »Ich hatte sie gebeten, nicht in das Flugzeug einzusteigen. Und sieh dir an, was ihr zugestoßen ist«, sagte er seltsam schroff.
    Hannah runzelte die Stirn. »Warum hättest du sie darum bitten sollen? Du konntest doch nicht wissen, dass etwas passieren würde.«
    Oder etwa doch?
    Er warf ihr einen kurzen, unergründlichen Blick zu. »Wenn man den Beruf deines Vaters ausübt, weiß man nie, mit welchen Feinden man es zu tun bekommt.«
    Allmählich kam ihr ein schrecklicher Verdacht. Bill Westmoreland war nicht der Einzige, der ein Motiv gehabt hatte, sich an der Maschine ihres Vaters zu schaffen zu machen. Hätte Rebecca Geary ihren Mann nicht zu seiner Amtseinführung begleitet, wäre sie Witwe geworden, und Onkel Caleb hätte sie für sich allein gehabt.
    Was für ein furchtbarer Gedanke – ihr geliebter Onkel sollte vorsätzlich seinen besten Freund umgebracht haben? So etwas würde er niemals tun.
    »Mr Newman, Sir.« Der Pilot rief Newman ins Cockpit.
    Hannah taxierte ihren Patenonkel, der nun seinen Sicherheitsgurt löste und Richtung Pilotenkabine verschwand. Ihr Leben lang war er ihr nur mit Liebe und Wärme begegnet, aber mit einem Mal schien etwas an der Art, wie er sie zu beeinflussen versuchte, nicht richtig zu sein.
    Und die Worte des Piloten machten sie noch misstrauischer. »Sir, wir haben Anweisungen von Norfolk Departure, zum Oceana Air Field zurückzufliegen«, teilte er mit Nachdruck mit.
    Sie wurden aufgefordert, umzukehren. Wieso?
    »Halten Sie

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