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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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den Kurs«, beharrte ihr Patenonkel. »Bringen Sie uns so schnell wie möglich aus deren Luftraum.«
    Der harte Unterton in seiner Stimme ließ Hannah nach ihrem Sicherheitsgurt greifen. Wovor floh Onkel Caleb? Und warum? Sie stand auf und rückte die Sitzreihen bis zum Cockpit auf, um zu lauschen.
    »Norfolk Departure«, gab der Pilot weiter, »hier King Air NDI 02A. Ich kann Sie nicht richtig verstehen. Bitte wiederholen Sie.«
    »Ich stelle Sie zum Kontrollturm in Oceana durch«, war eine Männerstimme zu vernehmen, es folgten Statikrauschen und ein schrilles Fiepen. »Hier Agent Crawford vom FBI. Spreche ich mit der DIA-Frachtmaschine?«
    »Roger«, brummte der Pilot.
    Hannah holte alarmiert Luft. FBI? Warum sollte das FBI wollen, dass ihr Onkel umkehrte, es sei denn … Es sei denn …
    Plötzlich erkannte sie das Offensichtliche. Was, wenn Onkel Caleb das Individuum war? Was, wenn er sie unter dem verrückten Vorwand, sie beschützen zu wollen, nach Kuba verschleppt hatte? Und tat er jetzt nicht dasselbe, indem er sie nach Yucatán brachte? Damit sie nicht noch mehr in diese Sache verwickelt wurde, als sie es ohnehin schon war?
    Wofür hielt er sich? Für einen wohlwollenden, allmächtigen Marionettenspieler?
    Es wurde für sie mit einem Mal zur schrecklichen Gewissheit. Natürlich, so musste es sein! Onkel Caleb war das Individuum. Er versuchte nicht bloß, ihr Leben zu kontrollieren, er wollte, dass die ganze Welt nach seiner Pfeife tanzte.

18
    Newman beugte sich vor und schaltete das Funkgerät aus. »Nicht drauf achten«, instruierte er den Piloten.
    Nein! , dachte Hannah. Sie konnte unmöglich Urlaub machen, während die SEALs Jaguars Unschuld zu beweisen versuchten und das FBI kopfstand, um das Individuum festzunehmen.
    Ohne Vorwarnung stürmte sie um die Trennwand herum und rammte ihrem Onkel den Ellenbogen ans Ohr. Die Wucht des Hiebs schleuderte Newman gegen die Cockpittür, wo er wie ein nasser Sack in sich zusammensank. Das war für Mom und Dad , dachte sie und erschauderte, als ihr das volle Ausmaß seines Verrats bewusst wurde.
    »Was zum Teufel …?« Mit zitternden Händen hielt der Pilot den Steuerknüppel umklammert und starrte sie über die Schulter hinweg an.
    Hannah ging vor Newmans bewusstlosem Körper in die Hocke und durchsuchte die Innentaschen seines Jacketts. Sie wurde fündig, zerrte eine Neunmillimeter hervor, wirbelte auf dem Absatz herum und richtete die Waffe auf den Piloten. »Wenden Sie das Flugzeug«, befahl sie. »Fliegen Sie zurück nach Oceana.«
    Dann beugte sie sich vor und schaltete das Funkgerät wieder ein.
    Der Pilot legte die rechte Hand auf dieSchubhebel, doch nichts passierte. Also entsicherte sie ihre Waffe und richtete sie auf seinen Kopf. »Fliegen Sie jetzt die Maschine, oder wollen Sie, dass ich das übernehme?«
    Natürlich bluffte sie nur, aber woher sollte er das wissen? Zu ihrer großen Erleichterung steuerte er das Flugzeug in eine scharfe Kurve.
    »King Air, hören Sie mich?« Es war der FBI-Agent.
    Hannah schnappte sich das Headset von der Konsole. »Hier spricht Hannah Geary.« Sie bemerkte, dass sie eine zittrige Stimme hatte, als sie sich meldete. »Caleb Newman ist außer Gefecht gesetzt. Der Pilot kehrt unter Zwang um.«
    Am anderen Ende ließen sich Jubelrufe vernehmen. Sie glaubte, Luthers unverkennbaren Bariton herauszuhören. »Ist … Ist Lieutenant Lindstrom bei Ihnen?«, stammelte sie. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Am anderen Ende entstand eine Pause. »Hannah?«
    Luther … Tränen traten ihr in die Augen und ihre Nase juckte.
    »Geht’s dir gut?«
    Sie schluckte herunter, was sie am liebsten herausgeschrien hätte – dass sie mehr als alles auf der Welt in seinen sicheren Armen liegen wollte. »Onkel Caleb hat meine Eltern umgebracht.« Sie musste sich rückwärts gegen die Cockpittür lehnen, um diese Worte laut aussprechen zu können.
    »Ich weiß, Baby«, murmelte Luther. »Das FBI wird ihn festnehmen, sobald ihr zurück seid.«
    »Wir hätten es merken müssen«, sagte sie und verzichtete darauf, sich über das »Baby« aufzuregen. Besorgt hielt sie über die Nase der Maschine hinweg Ausschau nach dem Flugplatz von Oceana. Da sie einige Erfahrung im Deuten von Satellitenfotos hatte, erkannte sie die bleistiftdünne Linie, die weit voraus in Sicht kam.
    »Hey, weißt du was? Jaguars Verfahren wurde eingestellt«, sagte Luther, dessen Plauderton eine beruhigende Wirkung auf sie hatte.
    »Wirklich?«
    »Ja. Was für eine

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