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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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Familie gehöre, kann ich leichter in Sperrgebiete gelangen«, überlegte sie. »Ich könnte Ihre kleine Schwester sein.« Sie schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln.
    Der Blick, mit dem er sie betrachtete, wirkte ganz und gar nicht brüderlich. »Rebecca Lindstrom«, wiederholte er. »Geburtsdatum?«
    Sie verwendete den Geburtsmonat und -tag ihrer Mutter und blieb bei ihrem eigenen Jahrgang.
    »Westy wird das seinem Kontaktmann mailen. Dann bekommen wir in ein paar Tagen einen Führerschein für Sie.«
    Genau in dem Augenblick stiefelte Westy vorbei und Luther gab die Fotos und die Informationen unauffällig an ihn weiter. »Noch hungrig?«, fragte er dann.
    »Ich dachte, wir würden mein Auto durchsuchen.«
    »Valentino wollte damit warten, bis es dunkel ist. Der Wagen steht auf einem Abschlepphof. Er will nicht, dass uns irgendwer sieht oder hört.«
    Ihr Magen zog sich zusammen. Regel Nummer eins, wenn es darum ging, sich nicht erwischen zu lassen, lautete, niemals an den Tatort zurückzukehren – oder in diesem Fall zu dem Fahrzeug, das mit einem Verbrechen in Zusammenhang stand. Doch wenn das Notizbuch noch in ihrem Wagen versteckt war, lohnte es sich, das Risiko einzugehen. »Ich sterbe vor Hunger«, gab sie zu. »Aber bloß keinen Reis, Huhn oder Bohnen.«
    Luther sah sie mitfühlend an. »Ich nehme an, das hat man Ihnen in der Festung vorgesetzt. Wie wär’s mit Burgern und Milchshakes?«
    »Das hört sich schon besser an!«, rief sie aus.
    Er legte ihr lächelnd eine Hand auf den Rücken und dirigierte sie in Richtung der Plaza mit den Restaurants. Doch dann nahm er verlegen die Hand wieder weg.
    Jemand hatte Luther vorsichtig gemacht, dachte Hannah. Eine atemlose Sekunde lang überlegte sie, ob sie diejenige sein konnte, die seine Zurückhaltung auf die Probe stellte. Doch dann tat sie den Gedanken als überflüssig ab.
    Sie hatte große Pläne, die sie seit drei langen Jahren für sich behalten hatte, und Romanzen welcher Art auch immer gehörten nicht dazu. Auf sie wartete ein Leben voller Intrigen, Glanz und, ja, auch mit einer gewissen Gefahr. Und diesmal würde ihr nichts in die Quere kommen.

4
    Marinestützpunkt Quantico
    22 Uhr 34
    »Ich will mit ihm gehen«, beharrte Hannah, als Westy sich, ganz in Schwarz gekleidet und mit Tarnfarbe im Gesicht, von ihrem Truck löste. »Was ist, wenn er den Schlüssel nicht findet?« Unter einem der vorderen Kotflügel haftete eine Magnetschachtel mit einem Ersatzschlüssel.
    »Wenn’s sein muss, schlägt er eben ein Fenster ein. Sie kommen nicht mal in die Nähe Ihres Wagens«, beharrte Luther.
    Er hatte wie Westy ein schwarzes T-Shirt angezogen, allerdings keine Tarnfarbe im Gesicht. Er gab ihr ein Headset. »Sie bleiben hier sitzen und lauschen. Wenn Sie irgendwas hören oder sehen, sagen Sie meinen Namen und schon bin ich bei Ihnen. Ich werde nicht mehr als fünfzehn Meter entfernt sein.«
    »Oh, um Himmels willen, ich weiß mir zu helfen. Kann ich wenigstens eine Kanone haben?«
    Sie konnte Luthers Gesicht in der Dunkelheit kaum erkennen. »Tut mir leid«, entgegnete er. Ob es ihm leidtat, dass er sie wie eine Anfängerin abfertigte oder dass er ihr keine Waffe gab, konnte sie nicht sagen. »Probieren Sie das Headset aus.«
    Sie schnippte gegen das Mikro. »Test. Eins, zwei.«
    »Funktioniert. Sie rühren sich nicht von der Stelle. Wir sind gleich wieder da.«
    Hannah lehnte seufzend den Kopf gegen die Nackenstütze. So hatte sie sich die Durchsuchung ihres Wagens eigentlich nicht vorgestellt. Ernie war ihr Kollege. Sein Notizbuch zu finden war ihre , nicht Westys oder Luthers Sache.
    Sich Luthers Anordnungen zu widersetzen konnte ihr Vorhaben jedoch gefährden, also blieb sie, wo sie war, und fühlte sich in ihrem unschönen Aufzug total unwohl. Ihr Spitzen-BH zwickte, und sie schwitzte unter der Perücke.
    Alles für den Dienst, Gott und Vaterland , dachte Hannah missmutig.
    Was die Männer auch treiben mochten, es dauerte eine Ewigkeit. Vermutlich ging Westy allein auf den Parkplatz. Ihr Auto stand irgendwo im eingezäunten Bereich zwischen anderen beschlagnahmten und besitzerlosen Fahrzeugen. Luther hatte für die nötige Deckung zu sorgen, während Westy Hannahs Wagen nach dem unter dem Armaturenbrett versteckten Notizbuch absuchte.
    Sie spitzte die Ohren. Die Seitenfenster des Trucks waren heruntergelassen, doch alles, was sie hörte, war das Zirpen der Grillen im Gras. Gelegentlich kam Wind auf und eine erfrischende Brise wehte durchs Fenster.

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