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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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ging sie mit ihrer skandalösen Kollektion auf Luther los. »Fertig«, verkündete sie.
    Bei seinem Blick, mit dem er an ein Reh im Scheinwerferlicht erinnerte, musste sie sich das Lachen so angestrengt verkneifen, dass ihr die Rippen wehtaten. Er drehte sich abrupt um, woraufhin sie sich auf die Unterlippe biss und ihm zur Kasse folgte.
    »Brauchen Sie auch noch Schmuck?«, fragte er und fasste einen Aufsteller mit Ohrringen ins Auge.
    »Oh, ja«, rief sie und entschied sich zur Vervollständigung ihrer neuen Garderobe für große, auffällige Ohrringe.
    »Wie wär’s mit einer Uhr?«
    »Nein, ich denke, das genügt«, antwortete sie, um ihm nicht weiter zur Last zu fallen. »Wie soll ich nur meine Schulden bei Ihnen begleichen?«, klagte sie, als der Kassierer einen Preis nannte, der weit über dem lag, den sie im Kopf ausgerechnet hatte.
    »Das tun Sie bereits«, sagte er, und ihr wurde bewusst, dass er damit Lieutenant Renaults Zwangslage meinte. Sie hoffte inständig, dass sie ihn nicht enttäuschte.
    »Wo ist der Fotoautomat, bei dem Westy sich mit uns treffen wollte?«, erkundigte sie sich, als sie das Kaufhaus verließen.
    »Gegenüber von den öffentlichen Toiletten. Da drin können Sie sich auch umziehen.«
    Sie nahm Pumps, Unterwäsche, Ohrringe sowie ein unförmiges Kleid mit auf die Toilette.
    Luther blieb mit ihren restlichen Einkaufstüten neben dem Trinkbrunnen stehen. Von Westy war weit und breit nichts zu sehen.
    Dann – »Entschuldigung« – stand er da und beugte sich über den Trinkbrunnen. Er war einen Schritt schneller gewesen und kurz vor ihnen in den Waschräumen verschwunden.
    Luther grinste anerkennend.
    »Sie wissen ja, was es bedeutet, wenn eine Frau Ihnen ihre Unterwäsche zeigt?«, fragte Westy und wischte sich mit einem süffisanten Grinsen den Mund ab.
    Luther verging das Lächeln. »Ja, dass man dafür bezahlen soll«, konterte er zynisch.
    »Nein, dass sie scharf auf einen ist«, korrigierte Westy ihn.
    Luther knurrte unverbindlich, obwohl sein Herz ein wenig schneller schlug. Die Vorstellung, Hannah könnte scharf auf ihn sein, faszinierte ihn – das ließ sich nicht leugnen. Sie war schön, sogar noch mit einer altbackenen Perücke und einer Brille auf der Nase. Darüber machte es Spaß, mit ihr zusammen zu sein – sie war schnell, gewitzt und unberechenbar. Aber er würde sich nicht mal im Traum auf eine Frau einlassen, die es nicht abwarten konnte, ihre Koffer zu packen und sich in ein fremdes Land davonzumachen, um Geheiminformationen zu beschaffen. Er wusste, nach welcher Sorte Frau er Ausschau hielt, und Hannah gehörte definitiv nicht dazu.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr und schaute zu den Toiletten. Wenn er nicht gerade eine Stunde lang mit Hannah zusammen gewesen wäre, hätte sie jetzt an ihm vorbeigehen können, ohne dass es ihm aufgefallen wäre. Sie sah in ihrem sackartigen babyblauen Kleid mit Spitze, den großen Perlenohrringen und den unscheinbaren Pumps rund zehn Jahre älter aus, als sie war. Ihr bebrilltes Gesicht wurde von strähnigem braunem Haar eingerahmt.
    Sie lief schnurstracks an ihnen vorbei, ging dabei sogar anders, nicht mehr lässig und selbstbewusst wie eben noch, sondern steif und zurückhaltend. Sie wirkte wie damals die Nonnen an seiner katholischen Highschool. Doch dann fielen ihm die sexy Dessous wieder ein, die sie darunter trug … und, Junge, Junge, er konnte seine Gedanken gar nicht von der Vorstellung lösen.
    Hannah hielt auf den Fotoautomaten zu. Luther holte sie ein und nahm ihr eine Einkaufstüte ab. »Westy will, dass Sie sich einen Namen aussuchen«, richtete er ihr aus. Er fütterte den Automaten mit fünf Dollars und hielt ihr den Vorhang auf. »Einen, auf den Sie ganz sicher reagieren.«
    »Ich kenne die Regeln, Lieutenant«, entgegnete sie gedehnt, drückte auf den Knopf und ließ sich fotografieren. Sie betrachtete die Digitalbilder auf dem Bildschirm, wobei sie sich insgeheim darüber amüsierte, dass sie dermaßen unterbelichtet aussehen konnte, und traf ihre Auswahl. Anschließend spuckte die Maschine einen Streifen Fotos aus, den sie Luther in die Hand drückte, als sie aus der Kabine kam.
    »Also, wer sind Sie?«, wollte er wissen, während er wohlwollend die Bilder betrachtete.
    »Meine Mutter hieß Rebecca. Wenn ich diesen Namen höre, drehe ich mich jedes Mal um.«
    »Nachname?« Er zog einen Kuli aus der Hemdtasche.
    »Lindstrom«, antworte sie halb im Scherz.
    Er sah sie streng an.
    »Wenn ich zur

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