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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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sich in Ihrem Büro blicken lassen.«
    »Hören Sie, ich bin mir der Gefahr genauso bewusst wie Sie«, widersprach Hannah. »Aber ich lasse mich doch gar nicht blicken, oder? In diesem Aufzug wird mich kein Mensch erkennen.«
    »Und wie wollen Sie da überhaupt reinkommen?«, fragte Luther. Sein Tonfall verriet ihr, dass ihm die Vorstellung genauso wenig gefiel wie Westy.
    »Mein Patenonkel ist der Direktor, schon vergessen? Ich kann ihn bitten, uns zu begleiten.«
    Die Männer verfielen in nachdenkliches Schweigen. »Valentino hat Sie davor gewarnt, sich mit irgendeinem Ihrer Bekannten zu treffen. Woher sollen wir wissen, dass Ihr Patenonkel nicht das Individuum ist?«
    Ihr netter, lieber Onkel Caleb? Ein absurder Gedanke. Trotzdem wusste Hannah, dass die beiden Männer recht hatten. Jetzt war nicht der passende Zeitpunkt, um ihr Büro zu durchsuchen. »Wie sollen wir dann Lovitts Verbrechen beweisen?«, wandte sie ein.
    »Wie viel von dem, was in dem Notizbuch gestanden hat, wissen Sie noch?«, fragte Luther.
    »Ein bisschen was. Ich kann Ihnen sagen, welche Art Waffen gestohlen wurde und wo. Die Sache ist die, dass Ernie Lovitt mit jedem einzelnen Diebstahl in Verbindung gebracht hat. Er konnte nachweisen, dass Lovitt im Voraus über sämtliche Einsätze der SEALs informiert gewesen ist und so in der Lage war, immer schon als Erster vor Ort zu sein.«
    »Vielleicht können wir die Arbeit noch mal von vorn aufrollen«, schlug Luther vor. »Schließlich kommen wir an die Akten mit den Einsatzprofilen im Gebäude der Special Operations.«
    »Vielleicht«, räumte Hannah ein, »aber das wird einige Zeit brauchen. Wann findet denn Lieutenant Renaults Anhörung nach Artikel 32 statt?«
    »Ich weiß nicht. Das erste Treffen mit der Verteidigung findet morgen statt. Wir nehmen Sie mit, dann können Sie seiner Anwältin berichten, was Sie wissen. Vielleicht ist dann eine Vertagung drin, und wir gewinnen ein bisschen Zeit.«
    »Die werden wir auch brauchen«, nickte Hannah.
    Sie fuhren langsam auf das Tor zu und hielten, als der diensthabende Marine ihr Fahrzeug beäugte, alle drei den Atem an. Zur allseitigen Erleichterung winkte der Mann sie durch.
    Ob aus Enttäuschung über den gescheiterten Versuch, das Notizbuch zu beschaffen, oder aus Niedergeschlagenheit, weil man ihr Auto demoliert hatte – Hannah sackte müde bis auf die Knochen in ihrem Sitz zusammen.
    »Warum klappen Sie den Sitz nicht zurück und machen die Augen zu?«, fragte Luther, als sie die Brille abnahm und sich die Augen rieb.
    Westy setzte sich anders hin, um ihr Platz zu machen.
    »Danke.« Sie verstellte den Sitz, rollte sich zur Fensterseite zusammen und tat, das Summen der Reifen in den Ohren, als würde sie schlafen.
    Einige Zeit später lauschte sie, wie Luther sich mit gesenkter Stimme an Westy wandte. »Was meinen Sie, Chief, können wir eine Weile bei Ihnen unterkommen?«
    »Kein Problem. Ihr Haus ist wohl immer noch ausgeräumt, wie?«
    »Ja«, antwortete Luther gedämpft.
    Hannah spitzte die Ohren. In dieser Unterhaltung schwang etwas mit, das sie nicht verstand.
    »Sie hätten Veronica nicht mit sämtlichen Sachen ziehen lassen dürfen«, meinte Westy. »Schließlich hat sie Ihr Geld dafür ausgegeben.«
    »Danke, dass Sie mich dran erinnern.«
    Hannah überkam, während sie so dalag, ein seltsames Gefühl. Veronica. Aha, dann war ihre Vermutung also richtig gewesen. Luther hatte kürzlich eine Trennung durchgemacht. Frau oder Freundin? , fragte sie sich, obwohl das natürlich keine Rolle spielte, oder?
    Sie in die Arme zu nehmen, als sie es gebraucht hatte, war ein Akt der Freundlichkeit gewesen. Er hätte dasselbe bestimmt für jede andere getan, die beruhigt werden musste.
    Luther und sie waren nicht aus romantischen Gründen zusammen. Er stand zwischen ihr und diesem aus dem Nichts aufgetauchten, gesichtslosen Individuum. Sie hatten lediglich den Wunsch gemeinsam, Lovitt für seine Verbrechen dranzukriegen.
    Sebastian trug von Kopf bis Fuß Schwarz: schwarze Stiefel, eine schwarze Hose mit Reißverschlüssen an den Taschen, ein langärmeliges schwarzes Shirt und schwarze Handschuhe. Tarnfarbe brauchte er nicht, denn dank seiner mexikanischen Herkunft war seine Haut tiefbraun und das gewellte Haar schwarz wie die Nacht. Es kümmerte ihn nicht, ob die beiden Matrosen hinter ihm, die auf den Aufzug zustolperten, ihn bemerken würden. Nach zweiundzwanzig Jahren als SEAL beherrschte Sebastian die Kunst, sich wie ein Schatten zu bewegen, in

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