Gebrochene Versprechen
Anordnungen, ohne zu fragen, befolgte und sich bei der Inspektion des Trucks selbst in Gefahr gebracht hatte.
Intuitiv wusste sie, dass sie bei diesen Männern, trotz Valentinos beunruhigender Prophezeiung von Vergeltungsaktionen, bestens aufgehoben war. Angesichts ihrer Ausbildung und der der SEALs sollte es ihnen gelingen, dem Individuum immer einen Schritt voraus zu sein.
»Ich möchte Hannahs Auto durchsuchen.«
Luthers Bitte ließ sie aufhorchen. Er wandte sich um und gab Valentinos Antwort wieder. »Er sagt, man habe Ihren Wagen schon gründlich durchsucht und nichts gefunden.«
Hannah zuckte zusammen, als sie daran dachte, was eine gründliche Untersuchung bedeutete. Das Auto war ein Geschenk von Onkel Caleb. »Wir sollten trotzdem nachsehen«, riet sie.
»Genehmigen Sie eine erneute Durchsuchung, Sir«, bat Luther. »Ja, Sir. Sie meinte, sie habe noch eine Kopie in ihrem Büro.« Er lauschte und drehte sich wieder zu ihr um. »Valentino sagt, dass ein Undercover-Agent Ihr Büro durchsucht und die Kopie im Aktenvernichter gefunden hat.«
Hannah machte ein enttäuschtes Gesicht. Sie hatte die Kopie, für den Fall, dass ihr Büro durchsucht wurde, selbst durch den Shredder gejagt. Dass niemand die Informationen entdeckt haben konnte, die zurückzuhalten sie keine Mühe gescheut hatte, musste Valentino ja nicht wissen. Immer noch ein Ass im Ärmel zu haben gehörte bei der CIA zu den Grundlagen.
»Ich denke, das war’s, Sir«, schloss Luther. »Verstanden. Ende.« Er steckte das Telefon weg, während er den Wagen aus der Parklücke lenkte. »Zuerst müssen wir Ihr Erscheinungsbild verändern«, sagte er und trat aufs Gaspedal.
»Ich bin völlig pleite«, fiel Hannah ein. »Meine Geldbörse musste ich im Auto zurücklassen.« Oh, was für ein Desaster, wahrscheinlich schöpfte gerade jemand ihr Kreditkartenlimit aus und sie konnte nichts dagegen unternehmen.
»Kein Problem«, meinte Luther.
Westy warf einen Blick über die Schulter und sah sie mit einem Ausdruck der Verblüffung lange an. »Sie haben keine Ahnung, wer er ist, oder?«, forschte er mit einem eigenartigen Lächeln auf den Lippen nach.
»Was soll das heißen?«, wollte Hannah wissen. »Luther?«
»Schluss jetzt, Chief.«
Westy drehte sich mit einem Achselzucken wieder um, verschränkte die Arme vor der Brust und hielt die Klappe.
Hannah sah zwischen den beiden Männern hin und her. Sie hatte das sichere Gefühl, irgendwas verpasst zu haben, wollte jedoch eher zur Hölle fahren, als sich die Blöße zu geben, nachzufragen. Luther war offensichtlich mehr als nur SEAL und Flieger. Sie würde die Ohren offen halten müssen, um ihm auf die Schliche zu kommen.
Keiner der Männer sprach, bis sie in das Parkhaus von Tyson’s Corner, einem der prächtigsten Einkaufszentren von Virginia, einbogen, wo Luther einen Parkplatz nahe einem der Haupteingänge fand. Er erteilte Westy ein paar knappe Anordnungen und begleitete Hannah dann hinein.
An diesem Nachmittag unter der Woche war das Einkaufszentrum bis auf die ersten nach Unterrichtsende hereinschneienden Teenager so gut wie leer. Luther und Hannah gingen Seite an Seite ins Center, wie ein Pärchen beim Einkaufsbummel, während Westy ihnen in einigem Abstand wie ein Schatten folgte. Hannah verlor ihn sofort aus den Augen.
Sie blieb vor dem Lageplan stehen und machte ein Kosmetikgeschäft ausfindig. »Hier entlang«, teilte sie Luther mit, der daraufhin wieder seinen Platz an ihrer Seite einnahm. Seine Miene wirkte entspannt, während er mit den Augen unablässig die Umgebung absuchte, sodass ihm nichts entging.
»Das können Sie mir überlassen«, versicherte Hannah ihm beim Betreten des Geschäfts. Sie ging auf eine Verkäuferin zu, die gerade in einer Glasvitrine Make-up arrangierte. »Hi«, grüßte sie fröhlich, »mein Mann und ich wollen nächsten Monat zu einer Halloween-Party … «
Die Verkäuferin zeigte sich begeistert von Hannahs Plan, sich als »ganz anderer Typ Frau« zu verkleiden. Sie führte ihre Kundin in den hinteren Bereich des Geschäfts, wo sie Perücken anprobieren konnte. Hannah warf Luther, der neben dem Ausgang eine Sitzgelegenheit gefunden hatte und so tat, als würde er eine Zeitschrift lesen, einen Blick zu.
Nach mehreren Anläufen fand Hannah das Richtige: eine aschbraune, schulterlange Perücke, die sie vom Rotschopf in eine helle Brünette verwandelte. Die Haare fielen ihr in weichen, echt wirkenden Stufen bis auf die Schultern.
»So, jetzt weg mit den
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