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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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geschossen. Doch der war durch den Schuss lediglich aufgehalten worden. Wenn Gabe nicht noch zweimal auf ihn gefeuert hätte, wäre das Ergebnis ein Inferno mit zahlreichen Opfern gewesen.
    Er verdiente einen Orden, nicht das hier.
    »Hört mir zu. Alle beide«, drängte er nun und umfasste ihre Gesichter, damit er sie beide auf einmal anschauen konnte. »Mir wird schon nichts zustoßen. Das hier ist bald vorbei. Es ist alles bloß ein großes Missverständnis, meine Leute arbeiten bereits daran. Ich werde schneller wieder zu Hause sein, als ihr denkt.«
    Früher, bevor er in Gefangenschaft geraten war, hatte es Helen manchmal besser gefallen, wenn Gabe fort gewesen war. Damals hatte er seiner Aufgabe als Zugführer mehr Bedeutung beigemessen als der Rolle des Ehemanns und eher einer Maschine geglichen als einem Menschen. Wenn sie ihn jetzt sah, die sanfte Aufmunterung, die in seinen grün-goldenen Augen lag, die wild entschlossene Miene, hätte sie alles gegeben, um ihn wieder in der Sicherheit ihrer vier Wände zu wissen.
    »Ich treffe mich heute Vormittag mit meiner Anwältin«, fuhr er fort. »Alle stehen hinter mir. Ihr müsst euch keine Sorgen machen.«
    Ein paar optimistische Bemerkungen später hatte er den beiden ein Lächeln entlockt. Er machte Witze darüber, dass das Essen hier noch übler sei als Helens Kochkünste, und küsste seine Frau dann sehnsüchtig, während Mallory danebenstand. Helen hatte gerade das Gefühl, alles würde ein gutes Ende nehmen, als zwei wütende Sicherheitsleute in den Raum stürmten.
    »Dieser Mann darf keine Besuche empfangen«, bellte der jüngere von beiden und deutete vorwurfsvoll auf Doktor Shafer.
    »Oh, wirklich? Das wusste ich nicht«, gab der Doktor leichthin zurück.
    »Raus!«, blaffte der Wachmann Helen und Mallory an.
    »Du meine Güte, Leonard, gib ihnen doch einen Moment«, knurrte der Ältere, als Helen sich widerwillig aus Gabes Umarmung löste.
    Dann gingen sie und Mallory zur Tür, und nur Gabes beruhigender Blick verhinderte, dass sie erneut in Tränen ausbrachen.
    »Ich hab euch lieb, Mädels«, rief er und warf ihnen Küsschen zu.
    Helen ergriff die imaginäre Liebkosung und drückte sie fest an ihr Herz. Mallory fasste sie bei der Hand und sie machten sich gemeinsam auf den Rückweg zu dem einsamen Haus, aus dem sie gekommen waren.
    Gerichtsgebäude der Oceana Naval Air Base
    22. September, 08 Uhr 10
    Jaguars Verteidigerin entpuppte sich als Lieutenant Commander Ende zwanzig mit wenig Erfahrung als Judge Advocate General oder JAG. Lieutenant Commander Curew trug ihre braunen Haare zu einem in Auflösung begriffenen Dutt zusammengesteckt und hatte einen gehetzten Gesichtsausdruck, der Jaguar oder seine Kameraden kein bisschen ermutigte.
    Die Morgensonne fiel durch die Jalousien vor dem Fenster des Beratungszimmers, in dem es ebenso warm wie stickig war. Auf einer Seite eines langen Tischs drängten sich sechs SEALs, Commander Curew thronte ihnen gegenüber. Hannah hatte auf einem Stuhl links von Luther Platz genommen.
    Jaguar saß, von Mitgliedern seines Zugs flankiert, seiner Verteidigerin direkt gegenüber. In seiner weißen Paradeuniform sah er kein bisschen wie der verwirrte Kriegsgefangene aus, als den Lovitt ihn dargestellt hatte. Reihenweise Nadeln über seiner linken Brusttasche standen für die zahllosen Einsätze, an denen er seit seinem Eintritt in die Navy, acht Jahre vor seiner Beförderung in den Offiziersrang, bereits teilgenommen hatte. Die Entschlossenheit in Jaguars grün-goldenen Augen und die Anspannung in seinem scharf geschnittenen Gesicht ließen Luthers Bewunderung für diesen Mann noch steigen.
    Commander Curew zupfte an ihrer Unterlippe, während sie sich sammelte. »Verstehen Sie mich nicht falsch, meineHerren«, begann sie und blickte aus ihren haselnussbraunen Augen bekümmert in die Runde. »Es ist von Vorteil, dass Ihre Zeugenaussagen fast gleich lauten. Sie alle geben an, dass die beiden verbliebenen Matrosen von Bord sprangen, damit sie nicht festgenommen werden. Aber ohne Informationen darüber, was ihr Motiv gewesen sein soll, steht letztlich Ihr Wort gegen das von Commander Lovitt, und das wird ehrlich gesagt nicht ausreichen, um diesen Fall zu gewinnen.«
    Sie richtete ihren bekümmerten Blick auf den Master Chief, der Fotografien vorgelegt hatte, die beweisen sollten, dass Lovitts Executive Officer Miller umgebracht worden war, weil er möglicherweise zu viel gewusst hatte. »Und was die Umstände von Millers Ableben

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