Gebrochene Versprechen
gerade an ihre Gesellschaft.
Naval Air Station Annex Dam Neck
22. September, 23 Uhr 03
Hannah um dreiundzwanzig Uhr in das Gebäude der Special Operations zu schmuggeln erwies sich als lächerlich einfach. Der Master Chief hatte dem Diensthabenden die Nachricht hinterlassen, dass er die Frau in Begleitung von Lieutenant Lindstrom einlassen sollte, ob sie sich nun ausweisen konnte oder nicht.
Es war schon spät am Abend, das Gebäude bis auf den Diensthabenden, einen jungen Fähnrich, der noch nicht lange zu Team 12 gehörte, verlassen. Er salutierte zackig vor Luther und winkte ihn durch, ohne ihm, als der Alarm schrillte, die Waffe abzunehmen.
Luther trug Westys Pistole, auch wenn er nicht damit rechnete, sie in diesem Hochsicherheitstrakt benutzen zu müssen. Westy war dafür mit Luthers MP-5 gerüstet und behielt das Gebäude vom Parkplatz aus im Auge.
»Hier entlang.« Luther eilte mit Hannah durch den verwaisten Korridor, wobei der neue, dicke Teppichboden ihre Schritte dämpfte. Luther fröstelte und war ungewöhnlich nervös. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Klimaanlage auszuschalten, sodass es im Gebäude, verglichen mit den milden Temperaturen draußen, ausgesprochen kühl war.
Als er am Ende des Korridors ein Licht sah, zögerte Luther. Ihm schwante nichts Gutes, da zu dieser späten Stunde noch jemand in der Nähe des Archivs arbeitete. Und die Einzige, die gern Überstunden machte, war Veronica, die Sekretärin des CO.
Womit der schlimmste aller Fälle eingetreten war. Tja, verdammt! Er unterdrückte ein Fluchen und zog sich einen neugierigen Blick von Hannah zu, als er abrupt stehen blieb.
»Was ist?«, erkundigte sie sich.
»Wir müssen später noch mal wiederkommen.«
»Wieso?«
Es war jedoch schon zu spät. Im Büro quietschte ein Stuhl und schon lugte Veronica um die Ecke, um herauszufinden, wer da auf dem Korridor tuschelte. Sie sah zwischen ihnen beiden hin und her. »Was machst du denn hier?«, wollte sie von Luther wissen und warf einen verächtlichen Blick auf Hannahs Outfit.
Luther knirschte mit den Zähnen. »Wir haben im Archiv zu tun«, erklärte er und hielt entschlossen darauf zu.
Veronicas hübsches Gesicht verriet Misstrauen. »Wirklich?«, spöttelte sie. »Und ich nehme an, deine Freundin hat offiziell Zugang zu streng geheimen Unterlagen.«
»Und ob«, gab Hannah ruhig zurück.
»Sie hat ihre CA-Karte nicht dabei«, fiel Luther ihr mit dem Hinweis auf die Common Access Card ins Wort. »Ich nehme sie auf meine mit rein.«
»Wohl kaum«, sagte Veronica mit einem Lächeln, das besagte, sie würde sich wie eine Oberzicke verhalten.
»Sie darf passieren«, beharrte Luther.
»Nicht, wenn sie nicht im System ist«, erwiderte Veronica und ihre dunklen Augen funkelten.
»In diesem System?« Hannah deutete auf den Daumenabdruckscanner neben der Tür zum Archiv. »Hängt davon ab, ob es auf die größere Datenbank abgestimmt ist.« Sie trat näher, gab ihre PIN ein und drückte den rechten Daumen auf den Scanner. Der Computer verglich ihren Abdruck und forderte sie dann auf, ihre CA-Karte einzuführen. »Wie er schon sagte, habe ich meine Karte nicht dabei, aber der Scanner erkennt mich.« Sie sah Veronica scharf an.
Veronica kniff die Augen zusammen, als Luther seinen Daumen scannte, seine Karte einführte und das Schloss der Sicherheitstür öffnete. Dann schob er Hannah hinein, ehe seine Exverlobte noch etwas dagegen einwenden konnte.
»Arbeitet sie immer so lange?«, fragte Hannah, als Luther den Lichtschalter betätigte. Weiches Halogenlicht flammte auf und offenbarte reihenweise Aktenschränke.
»Nur wenn sie mit dem Diensthabenden heimgeht.«
Hannah schenkte Luther einen langen, verständnisvollen Blick.
»Achtundvierzig Aktenschränke«, bemerkte er und lenkte ihre Aufmerksamkeit damit von sich selbst auf die vor ihnen liegende Aufgabe. »Und zwei Computer.«
»Können Sie sich auf den Computern anmelden?«, wollte Hannah wissen.
»Alle Offiziere und höheren Dienstränge haben Zugriff.«
»Dann suchen wir zuerst nach einer vollständigen Liste aller gestohlenen Waffen. Das müsste auf irgendeiner Website der Navy aufgeführt sein. Dann vergleichen wir die Liste mit sämtlichen Einsätzen, an denen Lovitt beteiligt war oder von denen er wusste. Wenn sein Name häufiger auftaucht als der anderer Commander, haben wir zumindest schon mal weitere Indizien. Ich nehme mir auf die altmodische Weise die Akten vor.«
Luther fuhr den nächststehenden Computer
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