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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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gefunden, vor der Stadtgrenze von Sabena. Er ist von der Straße abgedrängt worden.« Sie blinzelte, um die Vorstellung von Ernie, der zwischen seinem Sitz und dem Lenkrad eingeklemmt war, loszuwerden.
    »Falls nötig, fahren wir nach Northern Neck«, willigte Luther ein. »Ich weiß, wo das ist.«
    Hannah nickte und ihre Blicke trafen sich. Lange fiel kein weiteres Wort. Hannah sah als Erste weg, wieder fiel ihr Blick auf seine Oberarme. »Keine Tattoos?«, fragte sie, denn sie wollte mehr über Luther in Erfahrung bringen. »Ich dachte, bei der Navy hätten alle Tattoos.«
    »Ich hab zwei«, gab er zu. In seinen Augen blitzte Humor auf wie Glühwürmchen in der Abenddämmerung.
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Zwei?«, wiederholte sie ungläubig. »Wo denn?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie lange genug bleiben, kommen Sie vielleicht noch dahinter.«
    Ihr Herz schlug angesichts dieser zweideutigen Bemerkung schneller. Es knisterte zwischen ihnen. »Woher kommen Sie?«, fragte sie. »Ich höre gar keinen Akzent heraus, wie bei einem Harvard-Studenten.«
    »Ich hatte die Zusage für Harvard«, bekannte er ohne Arroganz, »bin dann aber auf die Texas A&M gegangen.«
    »Sie sind nie im Leben Texaner«, beharrte sie.
    »Aber sicher doch. Dort geboren und aufgewachsen.«
    »Aber sicher doch«, wiederholte sie und machte sich über seine gewählte, dialektfreie Ausdrucksweise lustig.
    »Meine Mutter ist Professorin für Englisch an der University of Houston«, klärte er sie auf. »Sie hat uns beigebracht, auf eine bestimmte Weise zu sprechen – kein Dialekt, kein Slang, keine Flüche. Ich bin ein unbeschriebenes Blatt, verdammt langweilig«, nahm er sich selbst auf den Arm.
    »Gerade haben Sie geflucht«, stellte sie fest. »Und langweilig sind Sie auch nicht.« Wenn er etwas war, dann erstaunlich vielschichtig, ein Mann, der offenbar mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden war und sich für einen harten, um nicht zu sagen lebensgefährlichen Beruf entschieden hatte, damit die Welt sicher blieb.
    »Sie haben gehört, wie Westy redet«, setzte er hinzu. »Eigentlich müsste ich mich so anhören wie er.«
    Hannah sah sich um. »Ich kann Ihre Mutter nirgends sehen.«
    Er tippte sich an die Stirn. »Die ist hier drin. Jedes Mal, wenn ich etwas Falsches sage, erteilt sie mir eine Lektion.«
    Hannah lachte über sein Dilemma. »Und wo war Ihre Mutter, als Sie sich die Tattoos stechen lassen haben?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »War ja klar, dass Sie darauf herumreiten würden.«
    »Ich bin so hartnäckig wie ein Bullterrier«, gab sie zu. »Mein Bruder könnte Ihnen ein Lied davon singen.«
    »Dann müssen Sie eben lernen, Geduld zu haben«, gab Luther zurück. Jetzt spiegelte sich Vorsicht in seinen Augen wider, als hätte er allmählich genug von dem Knistern zwischen ihnen.
    »Waren Sie mit Veronica verheiratet?«
    Ach du liebe Zeit, sie konnte nicht glauben, dass sie ihn das gefragt hatte.
    Er sah sie an, mit Augen so dunkel wie tiefblaue Murmeln. »Sie halten die Ohren offen, wie?«
    »Ich hab doch gesagt, dass ich nicht schlafen kann«, erwiderte Hannah und blickte weg.
    »Sie war meine Verlobte«, gestand er zu ihrer Überraschung.
    »Was ist passiert?«, wagte sie sich weiter vor.
    »Wir haben nicht zueinandergepasst«, erklärte er schlicht. »Nennen Sie mich altmodisch, aber in einer Beziehung erwarte ich Treue.«
    »Selbstverständlich«, sagte sie. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum irgendeine Frau Luther betrügen wollen sollte, doch das Wort »zueinanderpassen« erinnerte sie daran, dass sie selbst auch nicht gerade heiratstauglich war. Entschlossen, sich vor Tagesanbruch noch ein wenig aufs Ohr zu legen, schob sie ihren Stuhl zurück. »Besser ich schlafe, solange es noch geht«, meinte sie.
    Er wollte, dass sie ihn ansah. »Sie sind hier sicher«, beruhigte er sie. »Westy und ich werden nicht zulassen, dass Ihnen etwas passiert.«
    Seine ernsthafte Zusicherung brachte sie zum Lächeln. »Meine Helden«, sagte sie seufzend und legte ihre Hände aufs Herz.
    Er gluckste, als sie sich zum Gehen umwandte.
    Kurz darauf schlüpfte Hannah unter ihr Laken, lauschte Westys leisem Schnarchen im Zimmer nebenan und dachte daran, was Luther ihr gestanden hatte. Er war tatsächlich verlobt gewesen. Nach einer Trennung so kurz vor der Hochzeit, und auch noch wegen Untreue, wäre wohl jeder Mann auf der Hut davor, sich erneut fest zu binden. Er würde also nicht schwach werden, egal

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