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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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tappte die knarrenden Treppenstufen hinunter.
    Luther saß am Küchentisch und reinigte seine Waffe. Mit seinem stets wachsamen Blick musterte er sie und wandte sich dann abrupt wieder ab. Obwohl nur die Lampe über dem Tisch den Raum erleuchtete, sprang der Funke zwischen ihnen sofort über.
    »Kommen Sie rein«, forderte er sie mit seinem angenehmen Bariton auf. »Ich erledige bloß das bisschen Hausarbeit.«
    Sie näherte sich dem Küchentisch und betrachtete die in ihre Einzelteile zerlegte Waffe. Einige Stücke hatte er auf einem Geschirrtuch ausgebreitet, damit das Waffenöl keine Flecken auf der Tischplatte hinterließ. »Schießen Sie wirklich lieber mit einer MP-5 als mit einer Pistole?«, fragte sie und nahm Luther gegenüber Platz.
    Er sah sie scharf an. »Kennen Sie sich mit Waffen aus?«
    »Klar. Das war Teil meiner Ausbildung.«
    »Bei der CIA«, vermutete er und erwartete ihre Bestätigung. »Polizisten verwenden Pistolen. SEALs schießen lieber mit Maschinenpistolen. Man muss nicht so oft nachladen und hat mehr Feuerkraft, darauf kommt’s uns an.«
    »Aber Westy hat mit einer SIG Sauer geschossen.«
    »Nicht im Einsatz. Er ist unser bester Scharfschütze. Westy verwendet ein Remington 700 mit Schlagbolzen.«
    Hannah nickte. »Und Sie bevorzugen die MP-5.«
    Vor Anerkennung hatte er strahlende Augen. »Schon mal eine entladen?«
    »Nein«, gab sie zu. »Führungsoffiziere sollen Pistolen benutzen. Die lassen sich leichter verstecken.«
    »Sie treffen bestimmt auch immer ins Ziel«, sagte er und verzog die Mundwinkel widerwillig zu einem Lächeln.
    Statt einer Antwort zuckte sie mit den Schultern.
    »Gibt es etwas, das Sie nicht können?«
    Sie stützte ihr Kinn auf eine Hand und dachte darüber nach. »Ich kann nicht schlafen«, bekannte sie dann.
    Sein Lächeln schwand. Als er ihr Gesicht eingehend betrachtete, wusste sie, dass er all die Anzeichen von Stress und Erschöpfung wahrnahm, die sie vor Müdigkeit nicht mehr überspielen konnte. »Viele SEALs schlafen nicht gut«, sagte er ihr im Vertrauen.
    »Was ist mit Ihnen?«
    Er senkte den Blick, um die Gespenster zu verbergen, die sich für einen Moment in seinen Augen widerspiegelten. »Manchmal habe ich Schlafstörungen. Vor allem nach einem unerfreulichen Zusammenstoß.«
    Seine Worte verrieten ihr, was er nicht aussprach, und ihr wurde klar, was es ihn kostete, wenn die Dinge aus dem Ruder liefen. »So wie zuletzt, als Sie meinetwegen diese Männer töten mussten.«
    »Wie ich schon sagte, das hat mir nichts ausgemacht«, entgegnete er, wobei er das Gehäuse seiner Waffe abstaubte. »Und Sie?« Er schaute auf und sah sie mit festem Blick bekümmert an.
    Sie dachte an die furchtbaren Verrenkungen des Generals, als er keine Luft mehr bekommen hatte. Mit kolossaler Wucht überkam sie der Drang, in Tränen auszubrechen. »Das wird schon wieder«, sagte sie rasch.
    Dass er sie geduldig ansah, ermutigte sie, weitere Worte hervorzupressen, obwohl ihre Kehle wie zugeschnürt war. »Am meisten beschäftigt mich, dass Ernie ermordet wurde. Er war so ein feiner Kerl, wissen Sie? Er hatte es nicht verdient, einfach zur Strecke gebracht zu werden, ganz egal, wie viel Lovitt zu verbergen hat.«
    »Offenbar jede Menge«, bemerkte Luther und seine Kiefermuskeln zuckten.
    »Ich hab mir gedacht, wir sollten Ernies letzte Schritte zurückverfolgen«, setzte Hannah hinzu und ließ Luther damit an ihrem jüngsten Einfall teilhaben. »Ich weiß nicht, ob Ihnen das klar ist, aber Valentino wird Ihnen erst helfen, Lovitt hinter Gitter zu bringen, wenn er das Individuum festgenommen hat. Deshalb wurde Ernies Tod auch nicht vom FBI untersucht, zumindest nicht offen. Irgendwelche Anzugtypen haben sein Büro ausgeräumt, ich weiß allerdings nicht genau, wer die waren«, ergänzte sie stirnrunzelnd.
    Luther legte seinen Lappen weg, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Unter der glatten, gebräunten Haut seiner Oberarme wölbten sich Muskeln. Hannah schluckte, als sie daran dachte, wie sanft er sie in diesen Armen gewiegt hatte.
    »Zuerst nehmen wir uns die Akten der Special Operations vor«, entschied Luther. »Wenn wir Ernies Nachforschungen auf diese Weise rekonstruieren können, müssen wir seine Schritte gar nicht erst zurückverfolgen. Falls nicht, machen wir damit weiter. Was wissen Sie bisher?«
    »Nicht viel. Bloß, dass er angeblich an einem Ort namens Northern Neck, drei Stunden von D.C. entfernt, Urlaub gemacht hat. Sein Wagen wurde in Virginia

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