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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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erregt war und wie er steif wurde.
    Doch dann ließ er sie los, sodass ihre Fersen auf den Boden klatschten. Er blickte schnell zum Fenster. »Gehen wir rüber«, brummte er und zog sie ins Wohnzimmer, wo er die Vorhänge zuzog, damit sie von draußen nicht zu sehen waren.
    »Haben Sie gesehen, wer auf dem Dach war?«
    »Ja, aber er ist abgehauen und mit einem Auto weggefahren. Westy hat hinter einem Gebüsch Stellung bezogen, denn vielleicht kommt der Typ ja noch mal wieder, aber ich denke, wir können davon ausgehen, dass es das war.«
    »Ist es Misalov Obradovic gewesen?« Bei dem Gedanken an den teilnahmslosen Blick des Europäers wurde ihr angst und bange. Die Vorstellung, dass er und seine skrupellose Frau hinter ihr her waren, brachte sie völlig aus der Fassung.
    »Ich glaube nicht. Dieser Mann war schlank, leichtfüßig. Seine Art zu laufen kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte sein Gesicht nicht erkennen.«
    »Jemand weiß, wer ich bin«, schlussfolgerte sie. Ihre Knie gaben plötzlich nach und sie fiel aufs Sofa.
    Luther drehte sich zu ihr um. »Wie?«, fragte er mit vor Enttäuschung brüchiger Stimme. »Wie sollten Sie so schnell aufgeflogen sein?«
    »Es muss eine undichte Stelle geben«, meinte sie.
    Luther schüttelte den Kopf.
    »Ihre Verlobte«, vermutete Hannah.
    »Nennen Sie sie nicht so.« Sein schroffer Ton verriet ihr, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. »Sie ist nicht meine Verlobte. Und sie wäre es besser nie gewesen.«
    Bei seinen Worten fiel ihr eine Last vom Herzen. »Könnte sie herausgefunden haben, wer ich wirklich bin? Weiß sie, was los ist?«, ließ Hannah nicht locker.
    Luther setzte sich neben sie. »Keine Ahnung.«
    »Wer hat mich noch gesehen? Die Verteidigerin. Und die Männer Ihres Zugs.«
    »Von denen hält keiner zu Lovitt«, versicherte er ihr. »Scheiße, es muss Veronica sein«, räumte er finster ein. »Vielleicht hat sie über den ID-Scanner herausgefunden, wer Sie sind.«
    »Das kann nur ein Sicherheitsbeamter.«
    Er ließ ein trockenes Lachen hören. »Oder die Sekretärin, die mit ihm bumst«, konterte er. »Ich traue ihr durchaus zu, dass sie irgendwelche Spielchen mit mir spielt. Sie hat keine Ahnung, wie ernst die Lage ist.« Mit einer Hand massierte er sich den Nacken. »Falls Veronica uns an Lovitt verraten hat, ist er jetzt vermutlich höchstpersönlich hinter Ihnen her. Ich schätze, er war da draußen«, sagte Luther und sah sie streng an. »Das war Lovitts Laufstil. Der kam mir ja gleich so bekannt vor.«
    »Dann wird er dem Individuum stecken, wo ich bin«, ergänzte Hannah, die vor Angst plötzlich einen ganz trockenen Mund hatte.
    »Ja, und er wird auch versuchen, in Sabena aufzuräumen.«
    Sie saßen Schulter an Schulter nebeneinander, wie benommen von den absehbaren Folgen. »Wir müssen noch heute Nacht zum Northern Neck«, drängte Hannah.
    »Nein, wir warten besser bis morgen, wenn Sie Ihren Ausweis bekommen«, widersprach er.
    »Bis jetzt hat den noch keiner sehen wollen.«
    »Aber ohne lässt man Sie nicht noch einmal ins Gerichtsgebäude«, beharrte Luther.
    »Also gut.« Sie ließ sich in die Kissen sinken. Entweder das oder sie würde sich auf Luther stürzen und ihm noch einen Kuss aufdrücken.
    »Gehen Sie doch nach oben und schlafen Sie noch ein bisschen, bevor wir aufbrechen«, schlug er vor.
    »Klar, als ob ich da oben schlafen könnte, nachdem Lovitt gerade versucht hat, mich durchs Fenster zu erschießen.«
    Zu ihrer Enttäuschung stand er auf. »Dann legen Sie sich hier hin«, bot er an, ging zum Fenster und spähte hinaus.
    Hannah schwang die Füße aufs Sofa und kuschelte sich unter Luthers Decke. Die Wolle roch nach ihm, nach Sportlerseife und Wäschestärke. »Und was ist mit Ihnen?«, fragte sie in derHoffnung, er würde sich zu ihr legen.
    »Ich mach hier im Sessel ein Nickerchen.«
    Hannah vergrub das Gesicht im Kissen und schloss die Augen. Sie würde bestimmt nicht schlafen. Vielmehr spitzte sie die Ohren, als Luther es sich im Sessel gemütlich machte, dessen Federn gegen sein Gewicht protestierten. Er streckte seine langen Beine vor sich aus.
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«, fragte Hannah zehn Minuten später aus purer Verzweiflung. Ihre Augen fühlten sich ganz verquollen an. Wenn sie nicht bald ein wenig Schlaf fand, würde sie einen Nervenzusammenbruch erleiden und die Männer in den weißen Kitteln müssten verständigt werden, um sie abzutransportieren.
    »Kommt drauf an«, antwortete er

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