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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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misstrauisch.
    »Würde es Ihnen was ausmachen, sich ein bisschen zu mir zu liegen?«
    »Zu legen«, verbesserte er sie, ohne jedoch direkt auf ihre Frage einzugehen. Doch schließlich stand er auf. »Dann müssen Sie aber ein Stück rücken.«
    Das tat sie und überließ ihm den größten Teil des Sofas. Als er endlich neben ihr auf dem Rücken lag, schmiegte sie sich an ihn und unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Er war groß und muskulös, und sie passte zu ihm wie ein lange gesuchtes Puzzleteil, lag mit der Schulter in seiner Armbeuge und hatte den Kopf auf seiner Brust. Sie schloss die Augen und lauschte auf seinen regelmäßigen Herzschlag.
    Die Erschöpfung zerrte an ihr. »Danke«, murmelte sie und glitt in den Schlaf.
    Luther sagte gar nichts. Entweder er war selbst zu müde oder ihre Gegenwart passte ihm nicht.

8
    Northern Neck, Virginia
    24. September, 16 Uhr 36
    Als Luther, Hannah und Westy in dessen Wagen zum Northern Neck aufbrachen, hatte die Sonne den Zenit bereits überschritten und erfüllte die Luft mit spätsommerlicher Wärme. Hannahs Ausweis war erst mittags gekommen, was Luther jedoch überhaupt nicht gestört hatte. Das gab ihm Zeit, sich auf alle Eventualitäten ihrer Mission vorzubereiten.
    Mit dem Ergebnis, dass Westys Nissan 300ZX nun bis unters Dach mit Taucherausrüstung, Aufklärungsausstattung und ihren Schlafsäcken beladen war. Hannahs neuer Ausweis lag sicher verwahrt in dem Portemonnaie, das Luther auf dem Weg aus Virginia Beach heraus besorgt hatte. So wie sie da auf der Rückbank saß, wieder einmal vollständig verkleidet und mit der trutschigen Geldbörse in den Händen, wirkte sie kein bisschen mehr wie die Frau, die heute Morgen in seinen Armen aufgewacht war, sondern vielmehr wie eine Lehrerin von einer katholischen Schule mit einer geheimen Leidenschaft für sexy Dessous.
    Nach dem Aufwachen, mit zerzaustem Haar und ohne die dick aufgetragene Schminke, die sie in Rebecca Lindstrom verwandelte, hatte sie ihm besser gefallen. Als das morgendliche Sonnenlicht durch Westys Fenster gefallen war, hatte er sich von der Farbe ihrer Haare und davon, wie ihre Wimpern über den sommersprossigen Wangen lagen, überwältigen lassen. Beim Anblick ihres Mundes, der im Schlaf so groß und weich wirkte, war er an den Kuss erinnert worden, den sie ihm am Abend aufgedrückt hatte.
    Was sollte dieser Kuss? , war es ihm durch den Kopf gegangen. Hatte sie herausgefunden, dass er viel Geld besaß? War sie genau wie Veronica nur hinter seinem Geld her? Oder hatte sie zur Beruhigung einfach menschliche Nähe gebraucht?
    Er musste annehmen, dass es ihr um Beruhigung gegangen war. Warum sonst hätte sie ihn darum bitten sollen, sich zu ihr aufs Sofa zu legen, um kurz darauf neben ihm einzuschlafen? Sie mochte ihn, so wie er jetzt war, und nicht das, was er einmal dargestellt hatte. Aber wusste sie auch, dass seine Entschlossenheit, ihrer Anziehungskraft zu widerstehen, schwand, wenn sie Zeit miteinander verbrachten? Wie oft musste er sich noch vorbeten, dass sie nicht die umgängliche, unkomplizierte Frau war, die er suchte?
    Luther riss sich zusammen und konzentrierte sich auf die Gegenwart und die vor ihnen liegende Aufgabe. Sie waren nun schon seit einigen Stunden unterwegs und hatten den Verkehrsstau auf der Küstenstraße hinter sich gelassen. Es gab keinerlei Anzeichen, dass sie verfolgt wurden. Wenn Lovitt in der Nacht an Hannah herangeschlichen war, dann hatten sie ihn offenbar davon überzeugt, Abstand zu halten.
    Und um ihn zusätzlich in die Irre zu führen, hatten sie Luthers Truck stehen lassen.
    Im Verlauf des Nachmittags überquerten sie mehrere Gewässer wie den James River und den York River. Je weiter sie kamen, desto mehr ließ der Verkehr auf der Route 17 nach, bis sie, so weit das Auge reichte, außer welken Maisstängeln nur noch Maniok- und Erdnusspflanzen sahen. Hier und da wurde die Einöde von einem Bauernhaus oder einem Traktor bei der Erntearbeit unterbrochen.
    »Oh Mann, wir sind hier mitten in der Provinz!«, bemerkte Westy plötzlich fröhlich.
    Hannah erwachte auf dem beengten Rücksitz aus dem Halbschlaf. »Erinnert Sie bestimmt an zu Hause«, bemerkte sie mit schläfriger Stimme.
    Westy stammte aus Oklahoma. Das war so ziemlich alles, was Luther über dessen Vergangenheit wusste. Der Chief erzählte nicht gerade viel über sich, woher also wusste Hannah über ihn Bescheid? »Aus welchem Teil von Oklahoma kommen Sie, Chief?«, hakte er nach, seine

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