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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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hindurch konnte sie sehen, dass es bereits dunkel geworden war. Hannah streifte sich ein minzgrünes Nachthemd über, das zwar lange nicht so weich war wie Westys Harley-Davidson-T-Shirt, sie jedoch wenigstens vollständig bedeckte.
    Als sie die Treppe hinunterkam, fand sie die SEALs vor dem Fernseher sitzend, sie guckten Football. »Ich glaube, ich mache Schluss für heute, Jungs«, verkündete sie mit gespielter Heiterkeit.
    Luther sah sie lange ernst an. In seinem Blick spiegelte sich sowohl Bedauern als auch Sorge wider. »Geh und schlaf in deinem Bett, Hannah, ich hab mich heute lang genug ausgeruht.«
    »Nein«, entgegnete sie schnell. »Ich werde im Gästezimmer schlafen. Und du solltest lieber nicht die ganze Nacht lang aufbleiben.«
    Seine enttäuschte Miene verriet ihr, dass er die Botschaft verstanden hatte. Sie würden nicht zusammen schlafen, keinen Sex mehr haben, solange sie nicht wusste, wie sie ihre Gefühle aus dem Spiel lassen konnte.
    Westy schaute von einem zum anderen, sein für ihn sonst so typisches Grinsen war verschwunden.
    »Hannah«, rief Luther, als sie sich wieder zur Treppe umdrehte. Sie blickte sich um und spürte einen verräterischen Stich im Herzen.
    »Schlaf gut«, sagte er knapp.
    »Werde ich«, log sie. »Gute Nacht, Westy.«
    »Nacht.«
    Trotz Luthers guten Wünschen für die Nacht wälzte sich Hannah auf der Liege im Gästezimmer hin und her. Um eins hörte sie Luther in das angrenzende Schlafzimmer zurückkommen. Er stöhnte vor Schmerzen, als er sich auf der Matratze niederließ. Sie fragte sich, ob irgendetwas aufgegangen war, als er sie herumgeworfen hatte und tief in sie eingedrungen war.
    Die Erinnerung an ihr nachmittägliches Erlebnis ließ erneut Verlangen in ihr aufsteigen. Nur zu gern hätte sie diese Lust wieder und wieder erlebt. Sie seufzte, drehte sich um und versuchte zu schlafen.
    Um drei Uhr früh gab sie ihrem Hungergefühl nach und schlich sich, auf der Suche nach einem Snack, so leise wie möglich die Treppe hinunter, um Westy nicht zu stören, der es sich im Wohnzimmer mit einem Schlafsack gemütlich gemacht hatte.
    Die Straßenlaternen, deren Licht hell durch die dünnen Vorhänge ihres Erkerfensters fiel, spendeten die einzige Beleuchtung. Hannah schlich sich an den beiden vorderen Zimmern des Hauses vorbei in die Küche.
    Sie öffnete den Vorratsschrank und tastete nach einer Schachtel Ingwerplätzchen. Die schmeckten am besten mit Milch, doch die hatte sie wegschütten müssen.
    Knirsch. So leise wie möglich biss sie in ihren faden Keks.
    Als das Licht anging, fuhr sie erschrocken herum und rechnete fast mit einem Fremden, der es auf sie abgesehen hatte. Doch vor ihr stand – mit zerzausten langen Haaren und nackter Brust – bloß Westy, der in der linken Hand lässig eine Waffe hielt. Hannah kam nicht umhin, sich zu fragen, wieso sein breiter, muskulöser Oberkörper sie nicht ebenso anmachte wie der von Luther.
    »Wollen Sie die etwa alle allein aufessen?«, fragte er und deutete mit dem Kopf auf die Schachtel.
    Sie reichte sie ihm. Er nahm sich eine Handvoll Plätzchen und gab ihr die Packung dann zurück. Schweigend standen sie da und mampften ihre Ingwerkekse.
    »Sie tun ihm gut, wissen Sie das?«, meinte Westy schließlich.
    »Was?«
    »Little John. Sie tun ihm gut.«
    »Sie wissen ja nicht, was Sie da reden«, gab sie heftig verwirrt zurück.
    Westy schaute sie bloß an, der Blick aus seinen blauen Augen war unerträglich stechend. »Manche Dinge kann man nicht vorausplanen. Man nimmt sie, wie sie kommen. Vielleicht müsst ihr zwei das noch lernen.«
    Sie fand seinen Ratschlag vermessen. »Ja, aber manche Pläne sind einem zu heilig, um einfach so verworfen zu werden«, konterte sie. »Seit drei Jahren bin ich in dieser Arbeitskabine eingesperrt und werte die militärischen Berichte von anderen aus. Seither träume ich davon, endlich dort herauszukommen, heraus aus diesem Land, um etwas zu tun, auf das es ankommt.«
    »Hört sich für mich so an, als wollten Sie davonlaufen. Oder Sie sind hinter irgendetwas her.«
    Ihr fiel die Kinnlade runter und sie starrte ihn an. »Was zum Teufel wissen Sie denn schon?!«, antwortete sie schroff.
    Ihr Ausbruch schien ihn nicht sonderlich aus der Fassung zu bringen. »Denken Sie mal darüber nach«, sagte er einfach.
    Sie wollte aber nicht darüber nachdenken. Stattdessen stolzierte sie an ihm vorbei, schleuderte ihm die halb leere Schachtel Kekse vor die Brust und lief zur Treppe.
    Wer war dieser Westy,

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