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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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ihr zu erklären, warum sie etwas tat. Und was hatten Kerle im Allgemeinen überhaupt für ein Problem? Seit drei Jahren beschwichtigte sie Onkel Caleb, der nicht wollte, dass sie irgendetwas Gefährliches tat. Und dann gab’s da noch Kevin, der glatt verhungern würde, wenn sie ihn nicht ständig daran erinnerte, etwas zu essen. Und nun besaß Westy die Frechheit, ihr zu unterstellen, dass ihre Beweggründe, zur CIA zu gehen, nicht ganz koscher waren.
    Was wusste er schon über ihre Gründe?
    Als sie sich auf die Liege warf, kam ihr noch etwas ganz anderes in den Sinn. Womöglich hatte Luther Westy darum gebeten, ihr ihre Pläne auszureden. Vielleicht wollte Luther ja, dass sie bei ihm blieb und ihr Leben mit ihm teilte.
    Nicht sehr wahrscheinlich , dachte sie und schenkte ihrem leichten Herzrasen nicht weiter Beachtung. Sie war von Kopf bis Fuß die Tochter ihres Vaters. Wenn sie der Welt ihren Stempel aufdrücken wollte, wie er es einst getan hatte, dann wurde es nun höchste Zeit. Und kein Kerl, wie anziehend, heldenhaft, gut aussehend, einfühlsam, reich – lieber Himmel, die Liste ließ sich endlos fortsetzen – er auch sein mochte, würde sie auch nur einen Fußbreit von ihrem vorgezeichneten Weg abbringen können.

14
    29 September, 08 Uhr 54
    »Wie wär’s mit dem Schreibtisch?«, fragte Hannah und spähte über den Esszimmertisch hinweg durch die Beine der umgedrehten Stühle. Ihr Keller war vollgestopft mit den Hinterlassenschaften ihrer Großmutter. Oma Estelle war kurz nach dem Flugzeugabsturz, der ihre Tochter und ihren Schwiegersohn das Leben gekostet hatte, krank geworden und gestorben. Das doppelte Mobiliar passte jedoch nicht in Hannahs winziges Reihenhaus, sodass die Sachen nun in ihrem Keller Staub und Schimmel ansetzten. Um fünf Uhr morgens war sie schließlich auf die grandiose Idee gekommen, alles Luther zu überlassen, quasi als Wiedergutmachung für seine finanziellen Aufwendungen.
    »Du musst das nicht tun, das weißt du«, sagte er und begutachtete die Möbelstücke, wobei er eine Hand tief in der Tasche seiner Jeans vergraben hatte.
    »Ich will dir aber zurückzahlen, was du für meine Klamotten ausgegeben hast … «
    »Die du nie anziehen wirst«, unterbrach er sie.
    »Darauf kommt es nicht an«, beharrte sie. »Außerdem muss ich das ganze Zeug sowieso irgendwie loswerden«, fügte sie hinzu.
    »Und was ist mit Kevin? Will der nichts davon haben?«
    »Kevin hat sich die Sachen schon angesehen. Er steht nicht so auf Antiquitäten.«
    »Schön, dann lass mich die Möbel wenigstens bezahlen«, blieb Luther hart.
    Hannah sah ihn streng an. Sonnenstrahlen fielen durch ihr hohes Kellerfenster und erhellten Luthers tiefblaue Augen, in denen Kummer lag. »Das ist nicht nötig«, entgegnete sie kühl.
    Er zog die Hand aus der Hosentasche und rieb sich den Nacken. »Also gut, Hannah«, gab er nach. »Ich nehme den Schreibtisch, die Esszimmermöbel, die Kommode und den Nachttisch. Und alles, was du sonst noch loswerden willst.«
    »Danke«, entgegnete sie. »Du kannst mit dem Hutständer dort anfangen, und wag es ja nicht, deinen rechten Arm zu benutzen. Galworth und Stone sollen dir helfen. Ich werde derweil einen Transporter anmieten.«
    Bis zum Nachmittag war Hannahs Keller ausgeräumt. Luther fächelte sich am Steuer des Transporters Luft zu und warf einen Blick auf die Uhr. Es war drei, höllisch heiß, und der Mietwagen besaß keine Klimaanlage. Westy wollte in seinem Nissan vorfahren, während der Winnebago die Nachhut bildete. Bis zum Abend würden sie wieder in Virginia Beach sein.
    Hannah, die ihr Reihenhaus mit dem Zusatzschlüssel abgeschlossen hatte, blickte vom Nissan zum Transporter hinüber, als überlegte sie, wo sie mitfahren wollte. Zu Luthers Bestürzung marschierte sie schließlich an beiden Fahrzeugen vorbei und klopfte an das Seitenfenster der Gallensteine.
    Oh, nein, nein, nein. Valentino hatte ihm eingebläut, stets wachsam zu bleiben, weshalb er sicherstellen musste, dass Hannah entweder bei ihm oder Westy mitfuhr. Aber wollte er das auch? Sie hatte sich den ganzen Morgen über derart unberechenbar verhalten, dass er nun nicht vorhersagen konnte, was passieren würde, abgesehen davon, dass er selbst sich wahrscheinlich zum Narren machen würde. Die Gallensteine waren immerhin ausgebildete Bodyguards. Sie würden während der dreieinhalbstündigen Heimfahrt schon für ihre Sicherheit sorgen können.
    Seufzend signalisierte er Westy, der die Szene bestürzt im

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